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Schneedino im Autoformat.

© dpa

Wetter: Die weißeste Weihnacht seit 100 Jahren

Bis zu 30 Zentimeter Schnee liegen in der Stadt, so viel gab es zuletzt 1908. Am Donnerstag ist die Feuerwehr wegen Blitzeises im Großeinsatz. Am Freitag soll es kräftig schneien und wieder kälter werden.

Das Meteorologische Institut der Freien Universität (FU) am Steglitzer Fichtenberg vermeldet einen Rekord. „Das ist die weißeste Weihnacht in Berlin seit 1908“, sagt Professor Werner Wehry. 27 bis 30 Zentimeter sei die Schneedecke in der Stadt durchschnittlich hoch. Bisher lag das Maximum an den Weihnachtstagen bei 17 Zentimetern – und zwar im Winter 1981. Dem jetzigen Rekord kann laut Wehry auch das kurzfristige Tauwetter nicht allzuviel anhaben. „Der Schnee ist fest gefroren, der schmilzt nicht so schnell weg.“ Außerdem soll es ja an Heiligabend ab nachmittags wieder kälter werden und schneien. Die BSR bereitete sich am Donnerstag schon auf den nächsten Großeinsatz vor. Die Feuerwehr hatte dagegen bereits Donnerstagfrüh jede Menge zu tun. Wegen zahlreichen Stürzen und Knochenbrüchen auf dem Blitzeis waren ihre Rettungswagen im Dauereinsatz.

Die Temperaturen lagen am Morgen zwar knapp über null Grad, doch der leichte Sprühregen erstarrte auf dem gefrorenen Boden sofort zu Eis. Besonders in den Außenbezirken waren Gehwege und Straßen spiegelglatt. Umso ordentlicher geräumt, umso mehr kam man ins Schlittern, weil Steinplatten die Kälte extrem speichern. Die Feuerwehr erlebte eine verkehrte Welt: „Auf schlecht geräumten Gehwegen lief man im Schnee noch am sichersten“, so ein Sprecher. Wegen der vielen Einsätze war die Wehr im Ausnahmezustand. Sie bemannte neun zusätzliche Rettungswagen. Insgesamt waren 99 Fahrzeuge im Dauereinsatz.

Stress bereiteten der Wehr auch die Schneebretter auf den Dächern. Vom Tauwetter aufgeweicht, drohten viele abzustürzen. Zahlreiche gefährliche Schneelasten wurden abgeschlagen. Wegen der „verschärften Lage“ schickte die Feuerwehr Erkundungsteams aus. Sie hielten nach kritischen Dächern Ausschau.

Vor gefährlichen Schneelasten warnt auch die Forstverwaltung. Äste und Kronenteile im Grunewald und anderen Waldgebieten drohten abzubrechen. „Gehen sie dort mit offenen Augen und Ohren und ohne Walkman spazieren“, rät Forstamtssprecher Thorsten Wiehle. „Dann hören Sie rechtzeitig, wenn’s plötzlich über Ihnen knackt und prasselt.“

Die Situation auf den Berliner Straßen und Flughäfen war am Donnerstag hingegen entspannter. Wegen der Blitzeis-Warnungen verhielten sich viele Fahrer vorsichtig. Nachts und vormittags gab es 62 Unfälle. Das ist laut Polizei „völlig normal“. Anders in Brandenburg. Dort legte das „Blitzeis“ sogar die Autobahn 24 Berlin-Hamburg lahm. Sie wurde nach Unfällen bei Neuruppin zeitweise gesperrt.

Sollte es nach Weihnachten weiter kräftig schneien, drohen in Brandenburg Straßensperrungen. Der Streusalzvorrat sei bald erschöpft, teilte der Landesbetrieb Straßenwesen mit. Im schlimmsten Fall müsse man Verbindungen sperren. In Berlin versichert die BSR, man habe keinen Salzengpass. Den angekündigten Flockenwirbel über Weihnachten könne man gut bewältigen. Ohnehin soll es in Berlin weniger schneien als in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Dort werden nach Angaben der FU-Meteorologen rund 20 Zentimeter Neuschnee und Schneeverwehungen durch starke eisige Böen erwartet, in Berlin nur etwa 5 Zentimeter Neuschnee ohne stärkeren Wind. Dennoch nähert sich Berlin langsam dem absoluten Schneerekord seit Beginn der Aufzeichnungen in der Stadt: Im März 1970 stapften die Berliner durch eine 52 Zentimeter dicke Schneedecke.

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