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Wetter: Kurze Hitzepause tut Berlins Bäumen gut

Gewitter sorgen am Samstag für eine kleine Abkühlung, für morgen versprechen die Meteorologen einen schönen, nicht zu heißen Sonntag. Doch der Sommer hat den Bäumen schon heftig zugesetzt.

Sommerlich, trocken und mit Temperaturen um 26 Grad nicht zu heiß soll es am Sonntag werden, Verantwortlich dafür ist Hoch „Beowulf“, das sich vom Atlantik nach Deutschland vorschiebt. Ab Montag gehe es wieder mit den Temperaturen aufwärts, Gewitter folgten zur Wochenmitte, sagte Meteorologin Dorothea Paetzold vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Freitag. „Ab Mittwoch kracht's wieder.“ „Ein Ende der Hitzeperiode ist derzeit nicht absehbar“, sagte Paetzold. Sie werde aber immer wieder von Gewitterfronten unterbrochen, lokal müsse weiterhin mit Unwettern gerechnet werden.

Ergiebiger Landregen, der die völlig ausgetrockneten Böden durchfeuchten könnte, ist nicht in Sicht. Gewittergüsse haben nur örtlich nennenswerten Niederschlag gebracht, so dass es fast überall in Deutschland viel zu trocken ist.

Schwierige Zeit für Berlins Bäume

Derzeit müssen die Berliner Bäume so einiges aushalten. „Es ist sehr trocken. Deswegen herrscht hohe Waldbrandgefahr“, sagt Stephan Fleischer, Sprecher der Berliner Feuerwehr. In der Stadt herrschten schließlich dieselben klimatischen Bedingungen wie in Brandenburg, so Fleischer. Dort hat es allein in dieser Woche schon über 38 Waldbrände gegeben. Ausgeschrieben ist die höchste Waldbrandwarnstufe. Einige Wälder wurden sogar schon für Besucher gesperrt.

„Das ist aber bei uns nicht nötig“, sagt Stephan Whiele, Sprecher der Berliner Forsten. In Brandenburg seien die Wälder viel größer und unübersichtlicher, deswegen sei dort auch ein entsprechendes Warnsystem nötig. In Berlin gebe es dagegen kaum Waldbrände, und sie blieben eng begrenzt, weil sie meist frühzeitig erkannt werden könnten. „Die Berliner sind die besten Brandmelder“, sagt Whiele. Viele Einsätze habe die Feuerwehr deswegen bisher auch nicht gehabt, sagt Fleischer. Lediglich am Montag habe im Grunewald eine 150 Quadratmeter große Fläche gebrannt, die aber schnell gelöscht werden konnte. Kein Grund zur Panik also, dennoch müssen sich die Berliner in solchen heißen Tagen um den Waldschutz kümmern. Dazu gehöre zum Beispiel in Waldnähe nicht zu rauchen, so Fleischer. Wichtig sei auch, das Auto bei einem Waldbesuch nicht auf Gras abzustellen, das bereits verdorrt ist – denn dann kann sich schnell unter dem Auto ein Brand entwickeln. Auch Glasflaschen sollten in freier Natur nicht weggeworfen werden. „Das ist vielen nicht bewusst, aber eine solche Flasche kann schnell als Brennglas fungieren“, so Whiele. Und Feuer im Wald sei sowieso ein absolutes Tabu.

Doch nicht nur im Wald, auch für Berlins Grünflächen kann schon ein kleiner Funke gefährlich werden. Grillen ist daher in den meisten Bezirken nicht mehr erlaubt. „Bei uns ist Grillen schon seit zehn Jahren verboten“, sagt Reinickendorfs Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU). Als erster Bezirk habe Reinickendorf das Verbot eingeführt – die meisten Bezirke sind dem Beispiel gefolgt. Balzer geht es dabei aber nicht nur um die Brandgefahr, auch der viele Müll soll vermieden werden. „Wir wollen einen schönen Bezirk, deswegen sind uns die Grünflächen besonders wichtig“, sagt Balzer. Reinickendorf gibt berlinweit für die Pflege des Grüns das meiste Geld aus. Dennoch reichen auch hier die Kapazitäten nicht aus. „Wir kommen mit dem Gießen nicht hinterher“, sagt Balzer. „Unsere Grünflächen verbrennen. Wir können nur auf Regen warten.“

Auch Schädlinge setzen den Bäumen zu

Doch Wassermangel ist nicht das einzige Problem. Auch Schädlinge gedeihen in der Hitze besser. Die Miniermotte setzt den Kastanien in diesem Jahr sogar vier Wochen früher zu als im vergangenen. In den Wäldern ist es vor allem der Eichenprozessionsspinner, der dort sein Unwesen treibt. Momentan hängen die Spinner in handgroßen Spinnennetzen in den Bäumen. Wenn es kühler wird, befallen sie die Kronen und fressen dort die Blätter ab. „Die Eichen können das aber gut verkraften“, sagt Whiele. Durch den sogenannten Johannistrieb bilden sie noch einmal Blätter, das werde auch dieses Jahr wieder geschehen.

Doch auch der Waldbesucher muss sich vor den Spinnern in Acht nehmen. Denn fallen einzelne der Fäden von den Bäumen, kann es so manchen Berliner nach dem Besuch jucken. Die Härchen enthalten ein Nesselgift, das allergische Reaktionen hervorrufen kann. Die Berliner Forsten haben in den Wäldern deshalb schon Warnschilder aufgestellt. Besonders im Grunewald und im Tegeler Forst sollte man jetzt achtsam durch den Wald gehen, so Whiele. Zum Glück ist aber der Spuk auch bald wieder vorbei. Im August werden die Larven zu Faltern und verlassen die Eichen.

Wie schädlich dieser Sommer insgesamt für die Bäume war, kann allerdings erst im nächsten Frühjahr anhand der Jahresringe festgestellt werden. Vorher sei die Gesamtbelastung sehr schwer einzuschätzen, so Whiele. Doch überstehen werden sie es, da ist er sich sicher. „Die Berliner Bäume halten eben fast alles aus.“

Julia Rothenburg

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