zum Hauptinhalt

Berlin: Wettstreit um den längsten Namen Bei den Anti-Bush-Demos mischten politische Exoten mit

Von Frank Jansen Das Transparent ist so groß, dass sich die paar Leute komplett darin einwickeln könnten. „BIR-KAR Plattform für die Einheit der Arbeiter, Freundschaft der Völker“ steht auf dem Riesentuch der Handvoll Demonstranten, die als eines von vielen bizarren Grüppchen bei den Anti-Bush-Aufzügen zu besichtigen ist.

Von Frank Jansen

Das Transparent ist so groß, dass sich die paar Leute komplett darin einwickeln könnten. „BIR-KAR Plattform für die Einheit der Arbeiter, Freundschaft der Völker“ steht auf dem Riesentuch der Handvoll Demonstranten, die als eines von vielen bizarren Grüppchen bei den Anti-Bush-Aufzügen zu besichtigen ist. Jeder Politikforscher müsste jubeln: Selten hat sich in Berlin ein derart exotisches Spektrum versammelt. Manche Gruppen scheinen eine Art Wettkampf um den längsten n auszutragen. Nach einer Stunde Vorbeimarsch steht der Gewinner fest: „Provisorischer Organisationsausschuss, Volkswiderstandsbewegung der Welt“ ist nicht zu überbieten. Doch dicht dahinter folgen die „Göttinger Einheit der Frauenorganisation 8. März (iranisch/afghanisch)“ und die schon vollständig erwähnte Arbeiter- und Völker-Plattform „BIR-KAR“.

Bei manch pompösen Namen wissen selbst Sicherheitsexperten nicht, wer da agitiert. Der Göttinger Fraueneinheit mangelt es offenbar trotz kräftiger Demoparolen gegen die USA an extremistischem Profil, um sich einer genaueren Betrachtung würdig zu erweisen. Andere Gruppen, wie die „Volkswiderstandsbewegung der Welt“, werden der seit Jahren in Berlin agierenden „Türkischen Kommunistischen Partei/Marxisten-Leninisten (TKP/ML“) zugeordnet. Ebenso die am Mittwochabend lautstark auftrumpfenden Trupps „Bolsevik Partizan–Ausland“, „International League of People’s Struggle“, „Föderation der Arbeiter aus der Türkei in Deutschland e.V. (ATIF)“ und „Tayad Komitee“. BIR-KAR hingegen gilt als diffus: Möglicherweise zählt die Minigruppe zum Umfeld der gewalttätigen „Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP–C)“, die 1998 in Deutschland verboten wurde.

Besonders aggressiv treten Mittwochabend die Anhänger von „direct action“ auf. Vermummt wie die autonome Konkurrenz provozieren die Anhänger der anarchistischen Graswurzelbewegung die Polizei. An der Schlossbrücke fliegen aus dem Schwarzkapuzenblock hinter dem „direct action“-Transparent die ersten Flaschen und Stöcke. Friedlich geben sich hingegen die letzten Fans der RAF. Ein unscheinbares Paar mittleren Alters verteilt kleine, orangefarbene Zettel, auf denen der Langzeithäftling Christian Klar abgebildet ist , unter der Zeile „Die RAF ist Geschichte – der Knast nicht!“ Das Paar selbst gibt keine Parolen von sich.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false