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Berlin: Wider die Osterhasenpädagogik

Tagesspiegel-Diskussion in der Bundestagsarena über die Schule der Zukunft

„Erlauben Sie, dass ich etwas träume“, sagte Hinrich Lühmann, Leiter des Humboldt-Gymnasiums in Tegel. Und dann legten er und vier weitere Bildungsexperten los – bei der Tagesspiegel-Diskussionsrunde „Schule mit Zukunft“ in der Bundestagsarena, Abschluss der gleichnamigen Serie im Tagesspiegel.

Wie sieht die Zukunft aus? Das wollte Moderator Gerd Appenzeller, Redaktionsdirektor des Tagesspiegels, wissen. 20 Hausmeister pro Schule wünschte sich Lühmann ironisch. Und in jedem Klassenraum einen Computer mit Beamer. Handwerker und Künstler als Unterstützung der Lehrer erträumte sich, ernsthafter, Sybille Volkholz, Leiterin des „Bürgernetzwerks Bildung“ und Ex-Schulsenatorin.

Ein eigenes Dienstzimmer würde Wilfried Hendricks jedem Lehrer zur Verfügung stellen. Er ist Leiter des Instituts für Bildung an der Technischen Universität. Chemie-Unterricht in der Kita möchte Andreas Storm Vorschulkindern ermöglichen. Der parlamentarische Staatssekretär im Bildungsministerium fordert: „Die Kinder sollen schon früh lernen, dass Naturwissenschaften Spaß machen.“ Am persönlichsten war der Wunsch von Swantje Rosenboom-Lehmann, zuständig für Lehre und Forschung bei der Firma Microsoft: „Ich bete, dass die Schule der Zukunft jetzt kommt.“ Kein Wunder, denn sie hat drei schulpflichtigen Kinder. Aber auch beruflich bereitet ihr die Schule der Gegenwart Sorgen: „Unser Konzern findet nicht genug gute Absolventen in Mathematik und Informatik.“ Wie kann man Kinder für Schule begeistern? Die Schüler sollten besser über Unterrichtsplanung informiert werden, forderte Sybille Volkholz. „Wir müssen die Osterhasenpädagogik abschaffen, bei der die Kinder erst am Ende merken, was in der Stunde versteckt war.“

Trotz seines Wunsches nach Beamern in jedem Klassenzimmer warnte Schulleiter Lühmann vor zu viel Technik. „Manchmal beamt es in einem Klassenzimmer, dass einem die Ohren platzen, aber alles schläft vor sich hin.“ Lehrer ohne Computerkenntnisse seien oft die besseren. „Man kommt auch mit Schreibmaschine und Matrize bei den Schülern an.“ Computer sollten nur dann verwendet werden, wenn es wirklich notwendig sei. Die anderen Diskussionsteilnehmer protestierten. Auch die rund 250 Zuschauer diskutierten lebhaft mit. Bevor man weitere Computer anschaffe, solle man die maroden Schulen sanieren, forderte eine Lehrerin.

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