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Berlin: Wie am 1. Mai: Steinhagel auf Kreuzberger Autohaus

Etwa ein Dutzend Randalierer warfen Brandsätze, zündeten ein Auto an und verteilten Stahlhaken auf der Mariannenstraße

Gut, dass sie die Außenjalousien runtergelassen hat. So habe die ältere, türkische Mieterin im Haus in der Kreuzberger Mariannenstraße 8 nur gehört wie in der Nacht zu Sonntag vor ihrem Haus randaliert worden ist, sagt der Sohn der alten Dame.

Und draußen ging es richtig zur Sache: Etwa zwölf vermummte Personen haben gegen 23.05 Uhr Schaufensterscheiben des „Seat“-Autohauses in der Mariannenstraße und des angrenzenden „Mehnert“-Autohauses an der Skalitzer Straße zerstört und 16 Fahrzeuge beschädigt.

Als die Polizei am Tatort in der Skalitzer Straße eintraf, waren acht Glasscheiben zerstört und ein Auto durch Steinwürfe beschädigt worden. Zudem fanden die Beamten innen einen nicht gezündeten Brandsatz, mit dem der Wagen offensichtlich angezündet werden sollte. Auf dem Parkplatz vor dem Geschäft hatten die Täter sechs Autos, zum Teil Neuwagen, mit Steinen beworfen und massiv beschädigt. Einen „Seat“, der gegenüber dem gleichnamigen Autohaus in der Mariannenstraße geparkt war, haben die Randalierer in Brand gesetzt. Womöglich um ihre Flucht zu sichern, hatten die Täter so genannte „Krähenfüße – also scharfkantigen, zusammengeschweißten Stahl – in der Mariannen- und Oranienstraße verteilt: Reifenplatten bei acht Autos, darunter ein Polizeiwagen, waren die Folge.

Die Jalousie der Geschäftsräume des „Seat“-Hauses war mit einer Parole beschmiert, die einen Bezug zu dem Demonstranten Carlo Giuliani vermuten lässt: Er war am 20. Juli 2001 bei Protesten gegen den G-8-Gipfel in Genua getötet worden (siehe Kasten). „Wie genau die Parole lautete, dürfen wir aus ermittlungstechnischen Gründen nicht sagen“, hieß es gestern bei der Polizei. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Zum Sachschaden konnten gestern noch keine Angaben gemacht werden. Über die „Notruf-Nummer“ des „Seat“-Autohauses war nur ein Angestellter zu erreichen, der zu den Vorfällen nichts sagen wollte. Erst bei den diesjährigen Krawallen zum 1. Mai ist das Autohaus mit über 200 Pflastersteinen von den Krawallmachern beworfen worden. Zudem standen mehrere Autos, die vor dem Geschäft geparkt waren, in Flammen. Ein Mitarbeiter des Autohauses kritisierte das „passive Verhalten“ der Polizei. Der Inhaber kündigte damals an, Innensenator Ehrhart Körting zur Kasse zu bitten, falls die Versicherung für die Schäden nicht zahlen sollte.

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