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Das Runde geht ins Haus. Nur 3,6 Quadratmeter stehen einem durchschnittlichen Berliner Kind als eigener Raum zur Verfügung. Das liegt auch daran, dass sich in großen Familien oft mehrere Kinder ein Zimmer teilen.

© IMAGO

Wie die Berliner statistisch leben: Wenig Platz für Kinder, mehr Wohneigentum und selten ein Auto

Das Amt für Statistik hat die Ausstattung der Berliner Haushalte untersucht und bundesweit verglichen. Die Ergebnisse sprechen für Sparsamkeit und für beengte Verhältnisse - zulasten der Kinder

Berliner sind für deutsche Verhältnisse ziemlich schlank – zumindest, was ihre materielle Situation betrifft: Sie leben in relativ kleinen Wohnungen, knausern besonders beim Kinderzimmer und kommen überwiegend ohne eigenes Auto, Navi und Gefriertruhe aus. All das und noch viel mehr lässt sich einer aktuellen Aufstellung des Amtes für Statistik entnehmen. In bundesweit 60 000 Haushalten – davon knapp 2600 in Berlin – hat die Behörde die Daten zu Gebrauchsgütern abgefragt und regional sowie historisch verglichen. So ergibt sich ein umfassendes Bild des Durchschnittsberliners und seiner Evolution.

Viel getan hat sich beispielsweise bei der Wohnsituation: Inzwischen leben gut 15 Prozent der Berliner in Eigentumswohnungen, während es vor zehn Jahren erst 11,5 Prozent waren. Von der bundesweiten Eigentumsquote von 43 Prozent bleibt die Hauptstadt aber weit entfernt.

Die Mietwohnungen sind geschrumpft

Mit ihren 103 Quadratmetern kann die typische Berliner Eigentumswohnung zwar nicht mit dem deutschen Standard (122 Quadratmeter) mithalten – aber im Unterschied zur Mietwohnung ist sie über die Jahre zumindest nicht kleiner geworden: Von 68 auf 65 Quadratmeter sind die Berliner Mietwohnungen laut den Statistikern binnen zehn Jahren geschrumpft. Bundesweit sind es konstant etwa 70 Quadratmeter.

Wobei nicht erfasst wurde, wie viele Personen in den jeweiligen Haushalten leben, so dass die Tendenz zum Singledasein ebenso als Erklärung infrage kommt wie der Anstieg der Mieten. Während die Berliner Eigentumswohnung im Mittel 3,6 Zimmer hat, sind es in der gemieteten Bleibe nur 2,4 Zimmer.

Auffällig ist, dass die Schrumpfung zulasten der Kinder geht: Deren Revier schnurrte binnen zehn Jahren von 5,2 auf 3,6 Quadratmeter zusammen. Und das, obwohl für diesen Punkt nur Haushalte mit Kindern berücksichtigt wurden, also keine Kinderlosen die Statistik verzerren. Bundesweit hat ein Kind im Schnitt aktuell 5,5 Quadratmeter zur Verfügung.

Weniger Autos als noch vor zehn Jahren

Noch stärker weichen die Berliner bei der Mobilität vom Bundesschnitt ab: Der Ausstattungsgrad mit Autos ist demnach weiter gesunken. Nur in 49 von 100 Haushalten gibt es überhaupt eins. Vor zehn Jahren lag die Quote noch nahe 58 Prozent, bundesweit sind es aktuell 77 Prozent. Berücksichtigt man Zweit- und Drittwagen, wird der Unterschied noch größer: 56 Autos pro 100 Berliner Haushalten stehen 105 im Bund gegenüber. Mehr Fahrräder haben die Berliner aber nicht: Mindestens eins gibt es in 77 Prozent der Berliner und 80 Prozent der deutschen Haushalte.

Geschirrspüler sind auf dem Vormarsch

Teils typisch deutsch und teils exotisch sind die Berliner bei der Ausstattung mit Haushaltsgeräten: Ein Kühlschrank ist praktisch in jedem Haushalt vorhanden (jeweils 99,7 Prozent), auch eine Waschmaschine ist fast selbstverständlich (je 95 Prozent). Geschirrspüler sind in Berlin im Zehnjahresvergleich zwar auf dem Vormarsch (von 44 auf 55 Prozent), aber bundesweit deutlich stärker verbreitet (67 Prozent). Dagegen sinkt die Zahl der separaten, unvermeidlich stromfressenden und deshalb teuren Gefrierschränke und -truhen in der Hauptstadt stetig: Nur jeder vierte Haushalt hier hat mindestens eine; bundesweit ist es jeder zweite. Bei den ebenfalls als Strom- und Platzfressern verrufenen Wäschetrocknern ist der Unterschied zwischen Berlin und Bund mit 15 gegenüber 39 Prozent noch größer. Dass in Berlin jeder fünfte Haushalt keinen Elektroherd hat, ist zwar im Bundesvergleich auffällig, aber dürfte eher den hier relativ verbreiteten Gasanschlüssen zuzurechnen sein als einem Hang der Hauptstädter zu kalten Platten.

Computer, die inzwischen ebenfalls fast 90 Prozent der Haushalte erobert haben, kommen in Berlin mit seinen kleinen Wohnungen öfter mobil und platzsparend als Laptop oder Tablet daher statt stationär. Und auf Navigationsgeräte, die bundesweit in fast jedem zweiten Haushalt existieren, können die meisten Berliner verzichten. Wer kein Auto hat, verfährt sich auch nicht so leicht. Und braucht wohl auch keinen Heimtrainer, um in Form zu bleiben: Ergometer, Laufband & Co. sind in Berlin mit einer Quote von 18,4 Prozent deutlich seltener als bundesweit mit 24,6 Prozent.

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