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Berlin: Wie ein Nazigegner den Tag erlebte

Das Häufchen Demonstranten steht orientierungslos an der Kreuzung Ibsen- / Stavangerstraße in Prenzlauer Berg. Der Fahnenträger, dem die rund 100 Leute durch eine Laubenkolonie gefolgt sind, ist plötzlich nicht mehr zu sehen.

Von Anna Sauerbrey

Das Häufchen Demonstranten steht orientierungslos an der Kreuzung Ibsen- / Stavangerstraße in Prenzlauer Berg. Der Fahnenträger, dem die rund 100 Leute durch eine Laubenkolonie gefolgt sind, ist plötzlich nicht mehr zu sehen. Jetztliegt nur noch eine Kreuzung zwischen den Demonstranten und der Route des Neonazi-Aufmarsches, doch jetzt ist erst mal Schluss: eine Polizeibarriere. Als sich eine Gruppe Beamter den Weg bahnt, wird sie plötzlich umzingelt. „Haut ab“, skandieren einige Demonstranten, die Stimmung droht zu kippen. Das ist jetzt natürlich uncool“, sagt Tobias Richter und beißt die Zähne zusammen. Der junge Mann gehört zum Organisationsteam des Bündnisses „1. Mai Nazifrei“. Richter ist 23 Jahre alt und studiert Theologie an der Humboldt-Universität. Seit Februar hat er jeden Tag drei, vier Stunden in die Organisation der Gegendemo investiert. Jetzt wünscht er sich vor allem, dass alles friedlich läuft. Morgens in der U2, eingezwängt zwischen Hunderten anderer Demonstranten, hat Richter das „Durchfließen“ erklärt, also wie man ohne Gewalt durch eine Polizeisperre kommt: mit erhobenen Händen, einfach durch den Druck der Masse. „Für mich ist das ein legitimes Mittel des zivilgesellschaftlichen Protests“, sagt der Student. Das Handgemenge zwischen Demonstranten und Polizei an der Ibsenstraße ist schnell vorbei, die Eskalation bleibt aus. Die Blockierer ziehen weiter, um woanders den Durchbruch zu versuchen. Anna Sauerbrey

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