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Berlin: Wie sieht es mit der Siucherheit im Sprengstofflager Buchholz aus? Selbst wenn es knallt sicher.

Der hochbrisante Stoff lagert hinter 70 Zentimeter dicken Betonwänden in einem Erdbunker. Auf vier Kammern verteilt liegen 1,9 Tonnen reines Schwarzpulver, durch zwei verplombte Stahltüren, Stacheldraht und Wachschutz vor Diebstahl geschützt.

Der hochbrisante Stoff lagert hinter 70 Zentimeter dicken Betonwänden in einem Erdbunker. Auf vier Kammern verteilt liegen 1,9 Tonnen reines Schwarzpulver, durch zwei verplombte Stahltüren, Stacheldraht und Wachschutz vor Diebstahl geschützt. Der am meisten gesicherte Teil der Feuerwerksfabrik Comet in Berlin-Buchholz. Der Bunker sei so konzipiert, dass selbst bei einer Explosion nur eine der Kammern hochgehen würde, sagt Comet-Betriebsleiter Lutz Friedrich.

Ein Erdwall vor dem Stahltor soll im Ernstfall die Druckwelle abpuffern. Dahinter liegen nur Rieselfelder, im Umkreis von 800 Metern gebe es kein Wohnhaus. Friedrich glaubt nicht, dass es bei Comet zu einer Katastrophe vergleichbar mit der im holländischen Enschede kommen könnte. In Deutschland seien die Sicherheitsbestimmungen viel schärfer, es werde nicht so viel hochexplosives Material an einem Ort gelagert. Zudem wohne niemand in der Nähe des Fabrikgeländes. "Betroffen" habe ihn die Explosion bei den holländischen Kollegen gemacht, sagt der 55-jährige Friedrich. "Kann das bei einem selber passieren?" fragte er sich. "Wahrscheinlich nicht".

Bei der Comet GmbH, schon seit Mitte der 30er Jahre eine Knaller-Fabrik, wird heute ohnehin nur Silvesterfeuerwerk hergestellt. Bei der Explosion im holländischen Grenzort Enschede ging nach Auffassung von Experten wahrscheinlich jeoch professionelles Höhenfeuerwerk mit wesentlich größeren Mengen Explosivstoffen in die Luft. Während diese Mengen bei kleinen Knallern und Raketen im Grammbereich liege, sagt Friedrich, seien in den "brisanten" professionellen "Kugelbomben" zum Teil kiloweise Schwarzpulver verarbeitet.

Bis zu 10 Tonnen Profimaterial lagert allerdings gleich neben Comet, bei der Buchholzer Firma Pyro-Art. Auf dem Firmengelände wird nach Angaben von Geschäftsführer Hans-Georg Kehse derselbe Aufwand getrieben wie bei Comet. Das in der Volksrepublik China oder Taiwan hergerstellte Profi-Feuerwerk ist in einem Erdbunker mit zwölf Kammern untergebracht. Die nächsten Wohngebäude lägen davon "mindestens einen Kilometer" entfernt, sagt der Geschäftsführer. Sie seien gegen Blitz gesichert und vom Landesamt für Arbeitssschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit (Lagetsi) genehmigt.

Vier Lagerstätten für Feuerwerk gibt es nach Angaben von Lagetsi-Sprecher Robert Rath in der Stadt. Neben den zweien in Buchholz der Sprengplatz Grunewald, sowie ein kleineres Lager in Neukölln. Dieses liegt Raths Angaben zufolge in einem Gewerbegebiet. Die erlaubte Menge Großfeuerwerk für die Lager liege zwischen anderthalb und 15 Tonnen Sprengkörpern. Die Anlagen würden regelmäßig und unangemeldet vom Lagetsi kontrolliert. Feuerwehr und Bauaufsicht des Bezirks seien vor der Genehmigung befragt worden. Im Falle des Neuköllner Lagers, einem Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, habe zudem das Bundesamt für Materialprüfung eine Expertise abgegeben. Heute will das Lagetsi noch einmal alle vier Lager kontrollieren.

In Enschede waren die Sicherheitsvorkehrungen offenbar laxer. Ein ehemaliger Polizisten aus Berlin, der die Unglücks-Fabrik in Enschede vor etwa 14 Tagen besuchte, habe ihm erzählt, dass dort wegen seiner massiven Sprengwirkung äußerst gefährliches Höhenfeuerwerk "in Containern über der Erde" und "nur durch einen Hof von der Wohnbebauung abgegrenzt" aufbewahrt worden sei, sagt Lagetsi-Mann Rath.

Schilder mit der Aufschrift "Achtung gefährlicher Betriebsteil" sollen auf dem Buchholzer Comet-Gelände Unbefugte von den Produktionsstätten für Kleinfeuerwerk fernhalten. In fünf Betonbunkern werden Tischfeuerwerk, Raketen und Böller abgeschirmt. Fertigungspavillons und Zwischenlager sind in "Ausblasebauart" errichtet, die verhindern soll, dass sich in einem Gebäude eine Druckwelle staut. Wenn einmal eine Ladung Schwarzpulver hochginge, würde nur eine Wand in Leichtbauweise umkippen - die drei übrigen Wände blieben stehen. Im Fertiglager von Comet dürfen bis zu 1000 Tonnen Silvesterfeuerwerk liegen.

Tobias Arbinger

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