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Berlin: Wie wird man in Zukunft über das "Problem" sprechen? (Glosse)

Wir schreiben das Jahr 2009, der letzte Sonntag war der 2. August und in der Stadt mal wieder einiges los.

Wir schreiben das Jahr 2009, der letzte Sonntag war der 2. August und in der Stadt mal wieder einiges los. Das "KaDeO" am Alexanderplatz, nach seinem jüngsten Umbau nun definitiv das größte Kaufhaus Europas, öffnete seine Pforten zum großen Jubiläumsshopping. Öffnen ist natürlich nicht ganz korrekt. Immerhin hat der Konsumtempel nach der Abschaffung jeglicher Schließzeiten seit vier Jahren rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr geöffnet. Also, ab sieben Uhr in der Frühe gab es am Sonntag alle Waren um 50 Prozent billiger - und dieses aus gutem Grund: Auf den Tag genau zehn Jahre war es nun her, als das damals vergleichsweise bescheidene Warenhaus die gesamte Republik in Aufruhr brachte und an einem Sonntag die Massen zum Konsum einlud. Der Andrang war (wie einst auch) riesig. Doch im Gegensatz zu damals fand auch die Politik freundliche Worte.

Wirtschaftsstaatssekretär Peter Strieder (FDP) lobte die Weitsicht der Einzelhändler, die sich einst wie heute an den wirklichen Bedürfnissen der Konsumenten orientierten. "Ihr Mut und ihre Kraft waren beispielhaft in einer Zeit, als sich nicht wenige noch an angestaubte Gesetzestexte hielten und fälschlicherweise dachten, damit dem Gemeinwohl zu dienen", sagte Strieder in seiner Laudatio. Die salbungsvollen Worte sprach der Staatssekretär allerdings mit erheblicher Verspätung. Zur Entschuldigung brachte er an, mehr als zwei Stunden im Wartezimmer seines Zahnarztes (Backenzahn) zugebracht zu haben, obwohl der Termin bereits Wochen vorher vereinbart worden war.

Getrübt wurde die sonntägliche Freude im Berliner Einzelhandel durch die Ankündigung der Shell AG, ihre verbliebenen fünf Tankstellen in der Stadt endgültig zu schließen. Das vor gut zwei Jahren verhängte Sonntagszapfverbot lasse einen rentablen Betrieb nicht mehr zu. Im Gegenzug kündigte die Reichelt AG an, den Preis für einen Liter Super ab Mittwoch auf 3,50 Mark zu senken. Dieser Preis gelte selbstverständlich auch für die Lieferung frei Haus.

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