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Berlin: Wieder Schüler im Umland angegriffen

BERLIN .Die Serie von Übergriffen auf Berliner Schüler bei Klassenfahrten in Brandenburg reißt nicht ab.

BERLIN .Die Serie von Übergriffen auf Berliner Schüler bei Klassenfahrten in Brandenburg reißt nicht ab.Wie erst jetzt bekannt wurde, griffen Ende Mai in Märkisch Buchholz alkoholisierte Jugendliche eine 7.Klasse vom Evangelischen Gymnasium zum Grauen Kloster an: Sie riefen der Gruppe mit einem Deutsch-Brasilianer zu, sie solle den "kleinen braunen Jungen herausgeben" und versuchten, die Jugendherberge zu stürmen.Das Brandenburger Bildungsministerium hat die über 100 Beherbergungsstätten und die Gemeinden aufgefordert, die Vorfälle nicht zu vertuschen und Maßnahmen zum Schutz der Schüler zu ergreifen.Nach Angaben der Berliner Schulverwaltung wurden in diesem Jahr bereits 15 Übergriffe auf Berliner Schüler im Umland gemeldet (siehe untenstehender Beitrag).

Schnitzeljagden, Feten, Nachtwanderungen - die Schülerinnen und Schüler der 7.Klasse des Schmargendorfer Gymnasiums hatten sich auf die Fahrt in die Jugendherberge Köthen, einem Ortsteil von Märkisch Buchholz südlich von Berlin, vom 22.bis 24.Mai gefreut.Am vorletzten Abend kam es dann zu dem Vorfall mit acht Jugendlichen, die die Lehrerin ihrem Schulleiter als "stark alkoholisiert und rechtsradikal" beschrieb.Zunächst erschreckten sie die 12- bis 13jährigen Mädchen mit obszönen Sprüchen: "Wir kommen jetzt und ficken euch." Dann hatten sie es auf einen farbigen Mitschüler abgesehen.Laut grölend schrien sie: ,Gebt uns den kleinen braunen Jungen raus! Wisch dir mal die Scheiße aus dem Gesicht!" Anschließend versuchten die Jugendlichen, die Bungalowtür gewaltsam zu öffnen, berichtet Direktor Klaus Lorkowski.Mit einem Handy rief die Gruppe die Polizei.Fünf Jugendliche flüchteten, bei dreien wurden die Personalien aufgenommen.

Auf Nachfrage sagte die Herbergsmutter, daß es sich bei den Jugendlichen nicht um Rechtsradikale handele: "Die Kurzhaarschnitte täuschen." Die Jungen interessierten sich vor allem für die Mädchen und seien nicht, wie vereinbart, um 22 Uhr gegangen.Die Lehrerin habe die Jugendlichen durch übertriebenes Verhalten provoziert und dramatisiere den Vorgang.Der zuständige Revierpolizist kündigte auf Nachfrage an, er wolle alle Beteiligten zur Aussprache an einen Tisch bitten."Damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht."

Nach Angaben von Schulverwaltungssprecherin Rita Hermanns wurden 1998 bislang rund 15 Vorfälle mit Übergriffen auf Berliner Schüler im Umland gemeldet.Jedes Jahr finden zwischen 6000 und 8000 Klassenfahrten nach Brandenburg statt, auch zahlreiche Kitagruppen reisen ins Umland.Der Sprecher des Brandenburger Bildungsministeriums, Stefan Woll, bestätigte, daß die rund 28 Schullandheime, 18 Jugendherbergen, zehn Jugendbildungsstätten, 50 nicht-kommerzielle und zahlreiche kommerzielle Einrichtungen "erhebliche Einbrüche bei den Buchungen" befürchten.Gemeinsam mit den Einwohnern sollten Betroffene "aus Angst vor Imageverlust nichts vertuschen", sondern in einem Arbeitskreis "zerstörtes Vertrauen" wieder aufbauen.

Tips für Klassenfahrten

Nicht immer haben solche Vorfälle einen ausländerfeindlichen Hintergrund.Eine Rolle scheinen auch alte DDR-Vorurteile zu spielen, nach denen Brandenburger Berliner als "privilegierte großstädtische Großmäuler" ablehnen.Was tun, damit die Fahrt ohne Probleme verläuft? Hier einige Tips

Den Zielort vorher inspizieren Die lokale Polizei befragen Jugendfreizeitheime und Schulen besuchen und die Jugendlichen aus der Umgebung zu Treffen einladen Sich wie Gäste benehmen Auf Zeltplätzen im Schutz anderer Camper niederlassen Für den Notfall - Handy dabeihaben Wenn etwas passiert: Auf jeden Fall bei der Polizei Anzeige erstatten und die Schulbehörden informieren

Weitere Infos, auch zu Schul-Patenschaften: 0331-866 36 51 (Brandenburg) und 4214-3160 (Berlin). kög

ANNETTE KÖGEL

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