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Berlin: Wieder starb ein alter Mensch bei Feuer – im selben Altenheim

67-Jähriger mit brennender Zigarette auf dem Sofa eingeschlafen. Nach dem ersten Todesfall waren die Rauchmelder bereits angeschafft, nur eingebaut waren sie noch nicht

Es geschah im selben Altenheim: Die Feuerwehr entdeckte am Dienstagnachmittag die Leiche eines 67-jährigen Bewohners, der offensichtlich schon am Vortag bei einem Brand ums Leben gekommen war. Erst am 27. März war eine 65-Jährige in dem Heim am Ostpreußendamm 31 in Lichterfelde bei einem Feuer gestorben. Beide Rentner wohnten in kleinen Einzimmerapartments des dem Bezirksamt gehörenden Heimes. Einen Zusammenhang zwischen beiden Bränden gibt es nicht, bei der Berliner Feuerwehr kann sich niemand an etwas Vergleichbares erinnern.

Der 67-Jährige ist, so die ersten Ermittlungen, mit einer Zigarette auf dem Sofa im Wohnzimmer eingeschlafen. Wie es bei der Feuerwehr hieß, sei das Sofa am stärksten verbrannt gewesen. Dort fand ihn eine Betreuerin, die zweimal in der Woche nach dem Rentner schaute. Sie rief die Feuerwehr, die aber nicht mehr helfen konnte. Das Feuer war vermutlich am Tag zuvor ausgebrochen und wegen der dichten Fenster durch Sauerstoffmangel von selbst wieder erloschen. Wieso keiner der Bewohner in dem dreistöckigen Haus das Feuer oder den Geruch bemerkt hatte, blieb gestern unklar. Der getötete Mann war Raucher und soll ein Alkoholproblem gehabt haben, „ein Quartalssäufer, immer wenn es Geld gab“, hieß es gestern im Sozialamt.

Besonders tragisch: Das Bezirksamt hatte nach dem Feuertod der 65-jährigen Seniorin Ende März Rauchmelder gekauft. „Die liegen schon bereit, bloß eingebaut haben wir sie noch nicht“, sagte Sozialstadtrat Stefan Wöpke dem Tagesspiegel. Dass vordemEinbau ein zweiter Mensch dort durch ein Feuer stirbt, sei entsetzlich. „Aber das bestärkt uns, alle Wohnungen mit Rauchmeldern auszustatten.“ Das in den 60er Jahren gebaute Seniorenhaus hat 47 Wohnungen, von denen 40 belegt sind.

Rauchmelder – wie sie Landesbranddirektor Broemme seit Jahren auch für alle privaten Wohnungen fordert – hätten in dieser Woche vermutlich zwei weiteren Menschen das Leben gerettet: Am Sonntag und am Dienstag starben zwei 95 und 82 Jahre alte Frauen in ihren Wohnungen. Beide Brände waren in der Küche ausgebrochen. Am Sonntag hatte ein defekter Kühlschrank in der Wohnung in Moabit das Feuer entfacht; wie der Brand gestern Abend in der Straußstraße in Lichtenrade ausbrach, hat die Brandkripo noch nicht ermittelt. Die alte Frau soll im Wohnzimmer gefunden worden sein, sie starb also nicht direkt durch die Flammen, sondern durch den Rauch. Dieses Rauchgas ist extrem giftig; wenige Atemzüge genügen, um ohnmächtig zu werden, weitere Sekunden später ist man tot. Die meisten Menschen, die bei Wohnungsbränden ums Leben kommen, sterben durch den Rauch, nicht durch die Flammen. Häufig kommen die Opfer im Schlaf ums Leben – sie haben keine Chance den Rauch zu bemerken. Deshalb seien Rauchmelder so geeignet, um Leben zu retten – sie wecken mit ihrem durchdringenden Warnton auf, bevor das giftige Gas wirken kann. Experten schätzen, dass das Risiko, bei einem Wohnungsbrand zu sterben , ohne Rauchmelder viermal so hoch ist. Mittlerweile sind die kleinen batteriebetriebenen Geräte für wenige Euro in jedem Baumarkt zu haben. Sie werden mit Schrauben an der Zimmerdecke montiert, optimal ist ein Rauchmelder in jedem Zimmer, als Minimum sollte im Flur ein Gerät installiert sein. Im Jahr 2002 hatten die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus nach mehreren Brandtoten gefordert, Rauchmelder auch in Privatwohnungen zur Pflicht zu machen. Im vergangenen Jahr starben in Berlin 42 Menschen bei Wohnungsbränden, im Jahr 2002 waren es 45. In den ersten Monaten diesen Jahres traf es nach Angaben der Feuerwehr 14 Menschen.

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