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Berlin: Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche beginnt

Im Zentrum Potsdams hat am Donnerstag der Aufbau der Garnisonkirche begonnen auf den Tag genau 60 Jahre nach dem alliierten Luftangriff am 14.April 1945, bei dem weite Teile der Altstadt der Preußenresidenz zerstört wurden.

Im Zentrum Potsdams hat am Donnerstag der Aufbau der Garnisonkirche begonnen auf den Tag genau 60 Jahre nach dem alliierten Luftangriff am 14.April 1945, bei dem weite Teile der Altstadt der Preußenresidenz zerstört wurden. Als Schirmherren legten Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) und der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, den Grundstein für das Gotteshaus. Für den Wiederaufbau sollen jetzt nach dem Vorbild der Dresdner Frauenkirche weltweit 65 Millionen Euro Spenden gesammelt werden. Es sei ein Signal für Versöhnung und Frieden, sagte Bischof Huber vor rund 1000 Potsdamern und Gästen, darunter Altbundespräsident Richard von Weizsäcker, Bundesminister Manfred Stolpe und der Modeschöpfer Wolfgang Joop.

Huber erinnerte daran, dass die Garnisonkirche 1968 auf Geheiß der SED gesprengt worden war. Der Wiederaufbau sei kein rückwärtsgewandter Akt, sondern „Mut zur Zukunft“, in einer Zeit, in der es ein wachsendes Interesse an Religion und Glauben gebe.

„Potsdam wäre ohne die Garnisonkirche nicht Potsdam“, sagte Regierungschef Matthias Platzeck. Er verwies auf die Debatten seit der Wende um den Aufbau des Wahrzeichens. „Vor uns liegt noch ein langer Weg.“ Schönbohm betonte: „Der Tag zeigt, dass man Geschichte nicht einfach wegsprengen kann.“

Die Planungen sehen vor, Turm und Kirche bis zum 500. Jahrestag des Beginns der Reformation 2017 zu vollenden. Bereits bis zum Sommer will man einen Torbogen fertig stellen. Der Aufbau ist allerdings nicht unumstritten. Auch der Festakt wurde durch rund 100 junge Gegendemonstranten aus der linken Szene gestört. Kritiker befürchten, dass die Garnisonkirche Neonazis anziehen könnte, weil sich dort am 21.März 1933, am „Tag von Potsdam“ Hitler und Reichspräsident Paul von Hindenburg getroffen hatten, was als Symbol für die Allianz von Nationalsozialismus und Preußentum galt.

Das Nutzungskonzept der evangelischen Kirche sieht deshalb vor, das Wahrzeichen als Kirche und internationales Versöhnungszentrum zu errichten – mit dem Versöhnungs-Symbol des Nagelkreuzes aus dem englischen Coventry, dessen Kathedrale durch deutsche Bomber 1940 zerstört und nach dem Krieg wiederaufgebaut wurde. Er sei froh, dass so ein Weg gefunden wurde, „der dem Frieden und dem Auftrag der Kirche dient“, sagte Altbundespräsident von Weizsäcker. Und Stuart Beake, Vertreter der Kathedralgemeinde von Coventry, mahnte in einem Grußwort: „Es besteht nach wie vor die Notwendigkeit zur Versöhnung, sei es auf internationaler, nationaler oder lokaler Ebene“.

Die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel, die seit 1984 bereits rund 5 Millionen Euro für den Wiederaufbau gesammelt hat, ist nicht mehr dabei: Der erzkonservative Verein lehnt eine Nutzung als internationales Versöhnungszentrum rigoros ab und beharrt auf einer traditionellen Kirche. Was aus den bisher gesammelten Spenden wird, ist deshalb ungeklärt. Die Familie des Potsdamer Modeschöpfers Wolfgang Joop forderte die Gemeinschaft inzwischen auf, ihre Spenden auf die neue Fördergesellschaft zu übertragen.ma/thm

Spendenkonto 3224 979, Deutsche Bank Potsdam, Bankleitzahl 120 700 00, Stichwort „Garnisonkirche Potsdam“

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