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Im wilden Bernau. Dass dieses Tier keine normale Katze ist, war den Anwohner dann doch recht schnell klar.

© Polizeidirektion Ost

Wildes Bernau: „Ach, das Einfangen war ganz leicht“

Plötzlich lief eine Wildkatze durch Bernau. Wie fängt man so ein Tier? Wo kommt es her? Und wovon ernährt sich so ein Serval? Tierarzt Renato Rafael berichtet von einem kuriosen Einsatz.

Herr Rafael, Sie haben am Sonntagnachmittag an der Wandlitzer Chaussee in Bernau eine leopardenähnliche afrikanische Wildkatze gefangen – einen Serval. Die Polizei rief sie und ihre Kollegin als Experten, nachdem Passanten das Tier entdeckt hatten. Waren Sie überrascht über eine solche Begegnung im brandenburgischen Busch?

Eigentlich nicht. Servale werden hierzulande in vielen Zoos gehalten, aber auch hin und wieder von privaten Liebhabern, die sie artgerecht betreuen können und eine entsprechende behördliche Genehmigung haben. Seit den 80er Jahren wird versucht, Servale mit Hauskatzen zu kreuzen. Sie sind ja kaum größer als ein kniehoher Hund. Daraus ist die neue Rasse der Savannah-Katzen entstanden. Das von uns eingefangene Tier stammt vielleicht aus einem Privatgehege in der Region, seine Herkunft ist noch ungeklärt.

Wie fängt man denn so einen Serval?

Ach, das war leicht, es lief absolut ruhig und stressfrei ab. Wir eilten nach dem Anruf von unserer Veterinärpraxis in Zepernick bei Bernau herbei und sahen sofort: Diese Wildkatze war verängstigt, aber recht lieb und zutraulich, sie ließ mich ganz nahe heran. Sie kennt also Menschen und stammt definitiv aus einem Gehege. Ich musste vor allem achtgeben, dass sie nicht plötzlich auf die vielbefahrene Chaussee sprang. Dann haben wir ein Spezialnetz über das Tier gelegt, es ließ sich problemlos in eine Transportbox setzen.

Hätte der Serval draußen in Freiheit überleben können?

Bis zum Herbst auf jeden Fall. Futter wie Mäuse, Kaninchen und andere Kleintiere hätte er in den Wäldern und auf den Feldern rund um Bernau genug gefunden. Nur den Frost im Winter würde er kaum schadlos überstehen. Diese hochbeinigen, gefleckten Graslandbewohner sind ja südlich der Sahara zu Hause.

Wohin haben Sie das Tier gebracht?

Seit etwa 20 Jahren betreibe ich mit meiner Partnerin eine Station für bedrohte Wildkatzenarten bei Bernau. Dort haben wir den Serval untergebracht und erst einmal in Quarantäne gesetzt. In der Zuchtstation leben derzeit mehrere Wildkatzenarten, unter anderem Schneeleoparden, Nebelparder, Geparden und seltene Schleichkatzen aus Madagaskar, sogenannte Fossas. Zurzeit haben wir sogar neugeborene Fossas. Ich bin Vorsitzender des dazugehörigen Vereins „Association for Wild Cat Conservation“. Wir wollen einen nachhaltigen Beitrag zum Schutz und der Erhaltung bedrohter Klein- und Großkatzenarten leisten. Dafür unterstützen wir in Zusammenarbeit mit etlichen Zoos diverse Schutzprogramme und leisten durch die Nachzucht in Gefangenschaft einen Beitrag zum Artenschutz.

Und was soll nun mit dem Serval weiter geschehen?

Das ist noch offen. Darum müssen sich nun die Veterinärbehörden des Landkreises und das Landesumweltamt kümmern.

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