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Berlin: Wilhelm Krieger: Der Seniorchef von "Möbel Krieger" und "Möbel Höffner", starb im Alter von 86 Jahren

Die Kinder im Hause Krieger sahen den Wochenenden mit gemischten Gefühlen entgegen. Jenen Tagen, an denen ihr Vater schon um vier Uhr früh aufstand.

Die Kinder im Hause Krieger sahen den Wochenenden mit gemischten Gefühlen entgegen. Jenen Tagen, an denen ihr Vater schon um vier Uhr früh aufstand. Sich in das kleine Boot setzte, auf die Havel ruderte und bis zum Mittagessen die Angel auswarf. Kurt Krieger schüttelt sich bei der Erinnerung noch immer lachend: "Jeden Sonntag musste die Familie fettige Aale mit Dillsoße essen."

Die Kinder schreckte die Tradition nachhaltig ab. Wilhelm Krieger bewahrte sich seine Leidenschaft fürs Angeln bis zum Schluss. Am 28. August ist der Seniorchef von "Möbel Krieger" und "Möbel Höffner" im Alter von 86 Jahren gestorben. Es sei ein erfülltes und arbeitsreiches Leben gewesen, sagt der Sohn, der in der dritten Generation das Unternehmen leitet.

Es war das Jahr 1910, als Wilhelm Krieger senior in der Huttenstraße sein erstes Geschäft eröffnete: Eine Tischlerei, in der der Chef auch Haushaltsartikel, Wannen und Leitern anbot. Als erstes verkauftes Möbelstück registrierte man einen Küchenstuhl, 1,25 Reichsmark. Schon früh erkannte der Gründer die Unternehmensfreude seines jüngsten Sohnes Wilhelm, den er 1932 im Alter von 18 Jahren mit in das Geschäft aufnahm. "Von seinem Vater hat er übrigens auch das Hobby geerbt", sagt Sohn Kurt.

Nach einer Ausbildung auf der Holzfachschule in Fürstenwalde übernahm der Junior gegen Ende des Zweiten Weltkrieges das Geschäft des Vaters. Wie fast alle musste er zu dieser Zeit von ganz vorne anfangen und entschloss sich, zukünftig die Möbel selbst zu produzieren. In einer Baracke begann man zunächst mit ausgebrannten und instandgesetzten Maschinen Möbel herzustellen. Der Durchbruch von "Möbel Krieger" wäre allerdings ohne Frau Hildegard - das Paar heiratete 1947 - kaum denkbar gewesen. "Sie waren das typische Unternehmerpaar", sagt der Sohn. Während die Mutter den Möbelverkauf und die Verwaltung leitete, habe sich der Vater mehr der eigenen Fabrikation widmen können.

Nach der Aufhebung der Blockade gingen bei den Kriegers so viele Aufträge ein, dass in Tag- und Nachtschichten gearbeitet werden musste. Berliner Behörden und Schulen werden zu den besten Kunden der Firma. 1957 beginnt Krieger an der Genthiner Straße mit dem Bau seines neuen Stammhauses. 1967 kauft er schließlich die Firma Höffner, die heute den Kern des Unternehmens darstellt und vor allem in den neuen Bundesländern vertreten ist. "Wir sind ein Haus des Ostens", sagt Kurt Krieger, der heute rund 3000 Mitarbeiter beschäftigt.

Als Ende der 60er Jahre seine Frau Hildegard schwer erkrankte, begann Krieger, sich zurückzuziehen und holte seinen damals 21-jährigen Sohn ins Unternehmen. 1974 übernahm Kurt Krieger die Leitung im Hause. Und was tat der Vater? "Der brachte meiner Mutter das Angeln bei", sagt Krieger. Beispielsweise in Kanada, wo die gemeinsame Tochter seit den 80-er Jahren lebt. Oder in Florida. Gestorben ist Wilhelm Krieger aber zu Hause. Am Freitag wird er im Krematorium Wedding beigesetzt.

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