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Berlin: Wintermüde blühen auf

Im Botanischen Garten machen erste Winteraufräumungsarbeiten den Besuchern Hoffnung auf baldiges Grün. Eine junge Frau fegt schmutzigbraunes Laub zusammen, aber noch kommt darunter aus der schwarzen Erde nicht viel Farbiges zum Vorschein.

Im Botanischen Garten machen erste Winteraufräumungsarbeiten den Besuchern Hoffnung auf baldiges Grün. Eine junge Frau fegt schmutzigbraunes Laub zusammen, aber noch kommt darunter aus der schwarzen Erde nicht viel Farbiges zum Vorschein. Nur am Weg zum Neuen Glashaus blüht es schon primelbunt aus einer lustigen Holzeisenbahn. "Sie rollt in den Frühling", sagt Hartmut Loose.

Den Frühling hat der Gärtnermeister mit seinen Mitarbeitern im Neuen Glashaus unter dem Motto "Blütenzauber im Winter" arrangiert. Bereits zum fünften Mal kann man in der blühenden und duftenden Ausstellung eine Prise der Jahreszeit schnuppern, deren Beginn man alljährlich im fast dauergrauem Berliner Winter ab Januar kaum noch erwarten kann.

Im Eingangsbereich blühen und sprießen Krokusse, Hyazinthen, Zwergiris, Tulpen, Narzissen mit Leberblümchen, Stengellosen Schlüsselblumen und Primeln um die Wette. Und das in wahren Farbenräuschen und Formen, mit denen sich vor allem die in Blumengeschäften eher unspektakulären Primeln geradezu sensationell hervortun.

Dass die Frühlingsblüher einheimischer Gefilde wintermüden Besuchern im Botanischen Garten schon jetzt ihre Schönheit zeigen, verdanken sie gärtnerischem Geschick. Mit geänderten Anzuchttemperaturen wird den Pflanzen im Winter der Frühlingsbeginn vorgetäuscht, worauf sie blühend reagieren. Fast wie Menschen, die "blühen" ja auch auf, wenn die Sonne scheint. Dass uns aber augenblicklich auch Wärmegrade vorgaukeln, es sei Frühling, passt Gärtnermeister Loose nicht so recht ins "Blütenzauber im Winter"-Konzept. "Wenn es draußen richtig schneit oder kalt ist, ist der jahreszeitliche Unterschied zu unseren Schönheiten noch wirkungsvoller." Unter denen gibt es auch "Ausländer" - blühender Lorbeer, gern mit Mimosen verwechselte Akazien, Jasmin und zartrosa bis kräftig rot blühende Azaleen in riesigen Büschen und Kamelien, die fast wie Rosen aussehen. Und wie die hellrosa "Duftglöckchen" sogar zart riechen. Von der weißblühenden Kamelie weiß Gärtnermeister Hartmut Loose sogar Pikantes zu erzählen. Sie wurde in Japan bevorzugt, war bei den prüden Chinesen aber lange verpönt. Weil man ihre Sexualorgane sieht - auffallend große gelbe Staubgefässe.

Ein Eldorado sicher für Bienen, deren süßen Produkte der Imkerverein Lichterfelde in der Ausstellung anbietet - nebst Informationen für den Bienenzüchter. Auch Bücher für den Gartenfreund gibt es in der Ausstellung - im sogenannten Wohnwintergarten. Nicht nur dort kann der Besucher sitzend verweilen - in der oberen Etage lässt es gerade sich ein älteres Ehepaar mit Kaffeethermoskanne und Stullenpaket zwischen Alpenveilchen schmecken, dazu zwitschern Spatzen im "Blütenzauber" herum.

5000 Frühlingsblüher auf 900 Quadratmetern

"Blütenzauber im Winter" kann man bis zum 17. Februar 2002 im Neuen Glashaus besuchen - täglich von 10 bis 16 Uhr. Eingänge des Botanischen Gartens befinden sich am Königin-Luise-Platz und Unter den Eichen. Auf 900 Quadratmetern sind im Neuen Glashaus 5000 Frühjahrsblüher ausgestellt, darunter 30 Azaleen- und 20 Kameliensorten sowie über 900 Primeln. Man kann in der Ausstellung lernen, Akazien, Mimosen und Robinien zu unterscheiden - oder sich in Urlaubsstimmung bringen lassen. Der Imkerverein Lichterfelde ist mit einem Stand vertreten und die Landwirtschaftlich Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität stellt neue Topfpflanzen vor. Ein heißer Tipp: Am 23. und 24. Februar wird ein Großteil des "Blütenzaubers" verkauft. Garteneintritt: 4 Euro. hema

Heidemarie Mazuhn

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