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Hält den Kompromiss mit Springerchef Döpfner für eine gute Lösung: Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.

© Manfred Thomas

Streit am Potsdamer Pfingstberg: "Wir müssen den Mäzenen auch entgegenkommen"

Der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin, Hartmut Dorgerloh, über den Zugang zum Park der Villa Henckel, die öffentliche Kritik und den Umgang mit Mäzenen

Von Peer Straube

Herr Dorgerloh, wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass ein bislang öffentlich zugänglicher Park künftig an den Wochenenden geschlossen werden kann?
Zu den Kernaufgaben der Stiftung gehört die Bewahrung der königlichen Schlösser und Gärten. Dazu gehört der Park der Villa Henckel nicht. Die Anlage wurde der Stiftung neben vielen weiteren Flächen im Zuge der Neuordnung von Grundstücken nach 1990 übertragen. Damit haben wir den Auftrag erhalten, auch diese Kulturgüter nach den Standards eines Unesco-Welterbes wiederherzustellen und zu pflegen. Um dies gewährleisten zu können, suchen wir für diese Objekte nach alternativen Finanzierungsquellen. Das ist auch ein Gebot des wirtschaftlichen Umgangs mit Steuergeldern. Diesen privaten Partnern müssen wir dann bei der Nutzung auch entgegenkommen.

Die Stiftungssatzung verpflichtet Sie aber dazu, Ihre Anlagen öffentlich zugänglich zu machen.
Die Vereinbarung zwischen Mathias Döpfner und der Stiftung steht nicht im Widerspruch zu unserer Satzung. Der Park der Villa Henckel wird öffentlich zugänglich sein, die Villa Schlieffen überhaupt erstmalig für Besucher offen stehen. Nach der gängigen Rechtsprechung kann die Art und Weise der öffentlichen Zugänglichkeit jedoch auch eingeschränkt werden. Auch die Stiftung selbst betreibt Schlösser, die beispielsweise im Winter geschlossen werden, weil in dieser Zeit zu wenige Besucher kommen. Ich glaube, dass die Zugänglichkeit des Parks der Villa Henckel wochentags von 7 Uhr morgens bis zum Einbruch der Dunkelheit ein angemessener Preis für die Wiederherstellung und Pflege des Gartens nach historischem Vorbild ist.

"Es gibt schon jetzt in Potsdam eingezäunte Grünflächen"

Es gibt aber noch einen Bebauungsplan, der das Grundstück als öffentliche Grünfläche ausweist.
Der Bebauungsplan ist eine Rahmenvereinbarung, in der keine konkreten Öffnungszeiten festgelegt sind. Im Übrigen gibt es in Potsdam bereits jetzt öffentliche Grünanlagen, die nicht nur eingezäunt sind, sondern für die auch Eintritt erhoben wird. Wir werden jetzt mit der Stadt Gespräche darüber führen, wie sich der B-Plan für den Pfingstberg konkretisieren lässt.

Hätten Sie diese Gespräche nicht längst führen müssen?
Wir waren uns mit Herrn Döpfner einig, dass der Park der Villa Henckel öffentlich zugänglich sein wird. Über die konkreten Modalitäten wollten wir erst verhandeln, wenn die mehrjährigen Sanierungsarbeiten beendet sind. Schon deshalb, um nicht Erwartungen zu wecken, der Park werde gleich morgen wieder offen sein. Dass wir uns schon jetzt einig geworden sind, ist eine positive Entwicklung und auch ein Entgegenkommen von Herrn Döpfner. Die Notwendigkeit, über die Festlegungen jetzt schon mit der Stadt zu sprechen, haben wir nicht gesehen. Wir stimmen unsere übrigen Öffnungszeiten der Schlösser und Gärten ja auch nicht mit der Stadt ab.

"Wir hätten im Vorfeld offensiver kommunizieren sollen."

Von allen Seiten hagelt es nun Proteste: Die Stadt übt Kritik, die Politik auch, Anwohner demonstrieren gegen den Zaun. Hätten Sie die Öffentlichkeit nicht früher über die Pläne informieren müssen?
Wir haben vorab Gespräche mit Anwohnern geführt, mit der Nachbarschaftsinitiative Neuer Garten und mit dem Pfingstberg-Förderverein. Da gab es viel Zustimmung. Ich hoffe, wir haben bald die Gelegenheit, auch der neuen Bürgerinitiative ,Offener Pfingstberg' unsere Ziele und unsere Motivation zu erläutern.

Haben Sie in der Debatte selbst Fehler gemacht und die Lage unterschätzt?
Was die Kommunikation angeht, hätten wir das möglicherweise etwas offensiver nach außen vertreten können. In der Sache finde ich, dass die Vereinbarung mit Herrn Döpfner, die übrigens mit Zustimmung des Stiftungsrates geschlossen wurde, eine sehr gute Lösung für ein jahrzehntelanges Problem ist.

Herr Döpfner ließ bereits durchblicken, dass die vereinbarten Öffnungszeiten die Schmerzgrenze darstellen. Sehen Sie angesichts des großen öffentlichen Protestes nicht die Gefahr, dass er abspringt und das Projekt platzt?
Ich gehe davon aus, dass es das gemeinsame Anliegen der Stiftung und der Stadt Potsdam ist, ein Stück Welterbe nach 20 Jahren Wildwuchs und Vernachlässigung wiederherzustellen. Das bedeutet, dass wir uns gegenüber privaten Mäzenen, die so etwas auf eigene Kosten sanieren, auch gesprächs- und kompromissbereit zeigen müssen. Die Öffentlichkeit des Parks bleibt gewährleistet. Im Übrigen haben wir das im Zuge der Sanierung der benachbarten Villen Lepsius und Quandt auch so gemacht. Auch sie sind öffentlich zugänglich, aber nicht rund um die Uhr.

Die Anwohner werfen Ihnen mittlerweile vor, die Stiftung agiere nach Gutsherrenart und habe den Blick für die Interessen der Bevölkerung verloren.
Natürlich muss die Schlösserstiftung die Verhältnisse in den Kommunen, in denen ihre Anlagen liegen, genau kennen. Das gilt für Potsdam ebenso wie für Königs Wusterhausen oder Rheinsberg. Die Länder und der Bund haben die Stiftung seinerzeit aber auch gegründet, weil es ein übergeordnetes Interesse am Schutz des Weltkulturerbes gibt. Das auszubalancieren, ist unsere Aufgabe. Wir müssen der Pfingstberg-Bürgerinitiative verdeutlichen, dass wir hier die einmalige Chance zur Wiederherstellung eines Gartendenkmals haben, dass unser Partner dafür aber auch seine Interessen berücksichtigt sehen möchte. Das ist auch eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Den Park an fünf von sieben Tagen zu öffnen, ist deshalb eine angemessene Lösung.

Wenn Mäzene sehen, dass auf ihr Engagement mit Protesten und Kritik geantwortet wird, dürften Sie in Zukunft Schwierigkeiten haben, welche für andere Projekte zu gewinnen. Werden Sie Lehren aus der aktuellen Debatte ziehen?
Natürlich müssen positive Beispiele Schule machen. Da wäre die Unterstützung seitens der Stadt wünschenswert, da Stiftung und Stadt hier ein gemeinsames Interesse haben. Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, Herrn Döpfner für die Wiederherstellung des Gartens der Villa Henckel und die Sanierung der Villa Schlieffen zu gewinnen. Und ich würde sehr viel dafür geben, dass es uns auch weiterhin gelingt, Menschen in dieser Stadt für ein privates Engagement zur Erhaltung unseres kulturellen Erbes zu begeistern.

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