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Berlin: Witzigmann baut ab

Palazzo am Leipziger Platz schließt vorzeitig am 24. Januar

Gerade in diesen Tagen ist es beruhigend zu erfahren, dass es auch im richtigen Leben manchmal zugeht wie im Märchenbuch und am Ende die Guten siegen. Eckart Witzigmann gibt also vorzeitig auf. Drei Wochen früher als geplant, nämlich schon am 24. Januar, endet so das mit Spannung erwartete Duell der Kochtheater-Giganten zwischen dem vielfach sternegekrönten Münchner Maestro Eckart Witzigmann im Palazzo an der Leipziger Straße und seinem früheren Schüler und ursprünglichen Erfinder dieser Art von Gourmet-Show, Hans-Peter Wodarz, der mit „Pomp Duck and Circumstance“ auch weiterhin in der Möckernstraße gastiert.

Offizielle Begründung von Palazzo-Veranstalter Matthias Hoffmann: „Ich habe die Entscheidung der Spielzeitverkürzung in Berlin um drei Wochen getroffen, nachdem feststand, dass wir bis zum 24. Januar unser Verkaufsziel von 25000 Zuschauern erreichen werden.“ Diese Begründung klingt ein wenig seltsam, gerade so, als entschuldige ein Schüler sein nur ausreichendes Zeugnis damit, dass damit ja nun fest stehe, dass er das Klassenziel erreiche. Warum sich also noch mehr anstrengen?

Witzigmann hat sich um die deutsche Esskultur immerhin in herausragender Weise verdient gemacht und von Testern und Gästen mehr Einser bekommen, als es einem einzelnen Menschen gut tun kann. Für den Palazzo hat er im Grunde aber vor allem seinen Namen und die Rezepte gegeben, da er auch in München, Düsseldorf und Frankfurt noch Gourmettheaterzelte betreibt. Diese drei seien fast täglich ausverkauft, heißt es in der Palazzo-Mitteilung; sie laufen wie geplant bis zum 15. Februar und starten erneut Ende Oktober 2004. Ob Witzigmann nach Berlin zurückkommt, ist dagegen fraglich. Hierzu sagt Matthias Hoffmann: „Wir haben Angebote aus Hamburg und Stuttgart, werden aber alles genau abwägen.“ Dass im Vergleich das Berliner Publikum nicht ganz so locker mit dem Geld umgehen kann wie die Münchner Schickeria, die Frankfurter Banker und das gehobene Bürgertum am Rhein, hatte das Palazzo-Team bereits vor einiger Zeit stirnrunzelnd festgestellt.

Das aber ist es nicht allein. Konkurrent Wodarz, der seit Jahren Tag und Nacht für seine pompösen Enten im Einsatz ist, sagt dazu, dass Berlin, wo es um Kultur gehe, eine extrem qualitätsbewusste Stadt sei: „Die ganze Welt kopiert überall. Nur etwas lässt sich eben nicht kopieren: Herz und Seele.“ Kleiner Trost für Witzigmanns Leute: Sie hoffen nun auf einen Run auf die Restkarten bis zum 24. Januar. Wenn die letzte Show über die Bühne gegangen ist, sollen 25000 Zuschauer das mit Milchkalb angereicherte artistische Spektakel gesehen haben. Rund 2000 Tickets sind bislang noch übrig.

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