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Berlin: WM-Leinwand könnte doch am Brandenburger Tor stehen

Tourismus-Experten fürchten, dass der Platz im Spreebogenpark bei Live-Übertragungen der Spiele nicht ausreicht

Der Hügel im Spreebogenpark wird während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zur Naturtribüne. Auf der Wiese stehen viele zehntausend Fans und starren gebannt gen Westen, Richtung Kanzleramt. Dort soll eine riesige Leinwand stehen, die 60 Quadratmeter groß ist und auf der alle WM- Spiele live übertragen werden.

So sehen die ersten Planungen aus, die die Berliner Projektgruppe der WM 2006 gestern intern vorgestellt hat. Agenturen sollen sich in den kommenden Wochen ein detailliertes Konzept überlegen. „Die Ausschreibung beginnt voraussichtlich im September“, berichten Teilnehmer. „Wir lassen uns gern überraschen.“

Die Kosten für die tageslichttaugliche Leinwand samt kleiner Bühne liegen während des fünfwöchigen Turniers bei mehr als 350000 Euro. Dafür wird der Weltverband Fifa aufkommen. Die Planer in Berlin prüfen jedoch mehrere Optionen für das Fanfest: Entweder sie zeigen die WM- Spiele im Spreebogenpark und ziehen nach zwei Wochen, wenn die Achtelfinale beginnen, komplett vor das Brandenburger Tor um – oder sie besorgen sich eine zweite Leinwand und zeigen alle Spiele an beiden Orten. „Für Mehrkosten müssten Sponsoren aufkommen“, berichtet ein Teilnehmer des Arbeitskreises. Einige der offiziellen WM-Sponsoren hätten bereits Interesse gezeigt: Sie wollen lieber symbolträchtige Bilder von 100000 Fans auf der Straße des 17. Juni sehen als im Hintergrund das karge Areal rund um den neuen Hauptbahnhof.

Eine weitere Option, so mehrere Planer nach dem Treffen, sei, „dass wir bei einem WM-Kracher zwischen Deutschland und England schon in der Vorrunde vor das Brandenburger Tor ziehen“. Ob es dazu komme, wisse man jedoch erst nach der Auslosung am 9. Dezember in Leipzig; dann steht fest, wer in Berlin aufeinander trifft. Klar ist bisher nur, dass die deutsche Nationalmannschaft als Kopf der Gruppe A am 20. Juni in Berlin spielt. Anpfiff im Olympiastadion ist bereits um 16 Uhr.

An der Runde des WM-Arbeitskreises nahmen neben Verkehrsexperten, Tourismusbeauftragten auch Sicherheitskräfte teil. Allerdings tun sich die Organisatoren schwer mit einer Prognose, wie viele Fans überhaupt zum Spreebogenpark kommen würden – und wie viele dort Platz fänden. Die Zahlen schwanken zwischen 30000 und 80000 Menschen. Vor allem der Graben in der Mitte der Spreebogenwiesen sei schwierig zu integrieren, heißt es.

Tourismuskenner warnen davor, zu wenig Platz einzukalkulieren. Nach einer WM-Studie der Universität Hohenheim plant jeder fünfte Deutsche über 14 Jahre den Besuch einer der zwölf WM-Städte, auch wenn er kein Ticket hat. 32 Prozent davon wollen im kommenden Sommer Berlin besuchen.

André Görke

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