zum Hauptinhalt

Berlin: Wo die Knospen knallen

Kirschblüten-Hanami in Marzahn: Sonntag ist asiatisches Blütenfest in den Gärten der Welt – der zartrosa Auftakt zur Saison der Frühlingsfeste.

Bunt blüht’s bereits vielerorts in Berlin und Brandenburg. Osterglocken und Forsythien im Tiergarten, Vergissmeinnicht und Hyazinthen im Britzer Garten, Weidenkätzchen nahe des Fernsehturms. Unaufhaltsam erobert der Frühling sich die wintergraue Stadt zurück. Der Lenz ist der Startschuss ins Jahr und zugleich der Beginn der Feste-Saison. Überall wird das Ende des Winters zelebriert.

Das asiatische Kirschblütenfest lockt am Sonntag in die Gärten der Welt in Marzahn. Mit ein bisschen Glück blühen dann alle der über 180 verschiedenen Zierkirschen, die in und um den japanischen, chinesischen und koreanischen Garten stehen. Je nach Alter des Baums sitzen mehrere tausend Blüten an einem Baum. Ursprünglich kommt das Fest aus Japan, „Hanami“ heißt es dort, „Blüten schauen“. Die Zierkirsche ist in Japan ein Star – wo und wie lange sie im Frühjahr aufblüht, ist tagelang Thema in den Nachrichten. Tausende Menschen versammeln sich dann unter den weißen, rosafarbenen und purpurnen Blütendächern. Dazu bleibt kaum Zeit, nach nicht einmal zwei Wochen fallen die zarten Blätter zu Boden. „Die Kirschblüte ist in allen asiatischen Ländern das Symbol für den Aufbruch, die Vergänglichkeit und die zerbrechliche weibliche Schönheit“, sagt Beate Reuber, die Chefin der Gärten der Welt. Und das Fest der Start in den Frühling.

Wenn die Vögel wieder zwitschern, Sonne und Wärme stärker und die Tage länger werden und es nach Moos und Natur duftet, blühen auch die Berliner auf. „Es gibt einen intimen Zusammenhang zwischen der aufblühenden Natur und der Stimmung der Menschen“, sagt Biopsychologe Peter Walschburger von der Freien Universität Berlin. „Im Frühling verspüren die Leute Erleichterung und ein Hochgefühl. Der Frühling packt die Menschen.“ Auch deswegen wird im Frühling besonders häufig gefeiert, viele Feste tragen die Blüte sogar im Namen.

Im Gutspark Britz in Neukölln, gleich neben dem Schloss, drehen sich die Karussells der Britzer Baumblüte. Noch bis Sonntag wird das Blütenfest Hohenschönhausen am Festplatz neben der S-Bahnstation Hohenschönhausen gefeiert. Und im Mai, am Himmelfahrtswochenende, werden beim Biesdorfer Blütenfest weitere Bäume und Pflanzen ihre bunte Pracht entfaltet haben.

Im Holländischen Viertel in Potsdam schmücken am nächsten Wochenende tausende Tulpen und andere Frühblüher die Gassen. Das Tulpenfest will in vergangene Jahrhunderte entführen. Man kann Handwerkern beim Fertigen der berühmten niederländischen Holzschuhe zugucken oder Poffertjes mampfen. Höhepunkt der blumigen Feierei ist das Baumblütenfest im brandenburgischen Werder, das Ende April beginnt und wieder eine halbe Million Menschen in das Inselstädtchen locken wird. Wem es da zu voll wird, kann sich auf den umliegenden Höfen ein Schlückchen der Werderschen Obstweine genehmigen.

In den Gärten der Welt in Marzahn beginnen mit dem 5. Kirschblütenfest – im vergangenen Jahr kamen 17 000 Besucher – die Veranstaltungen zum 25. Jubiläumsjahr. „Wir wollen die traditionellen Feste der jeweiligen Länder feiern und die Berliner für deren Kulturen interessieren“, sagt Parkchefin Reuber. Die Berliner können sehen, wie Chinesen traditionell Hochzeit feiern, einem japanischen Frauenchor lauschen, Kampfsportlern aus China und Japan zuschauen. Es gibt asiatischen Wein und Jatchae Tuegim – frittiertes Gemüse - zum Probieren. In Deutschland nahezu unbekannte Instrumente wie die chinesische Kürbisflöte „Hulusi“ werden vorgestellt. Höfische Tänze und Bauerntänze will die Künstlergruppe „Namsadangnori“ vorführen. Das alles unterm Kirschblütenmeer. Nur Kirschen naschen können die Besucher trotz der vielen Bäume nicht. Selbst in einigen Monaten nicht. Zierkirschen tragen keine Früchte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false