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Berlin: Wo Zaubertricks verraten werden - 11000 Besucher wissen um das Geheimnis der schwebenden Jungfrau

Der Trick mit der angeblich völlig frei schwebenden Jungfrau findet in Zirkusarenen und auf Varietébühnen noch immer sein erstauntes Publikum. Allzu gerne möchten die Zuschauer dahinter kommen, auf welche Weise der Zauberkünstler seine Assistentin scheinbar nur mit reiner Magie heben und senken lassen kann.

Der Trick mit der angeblich völlig frei schwebenden Jungfrau findet in Zirkusarenen und auf Varietébühnen noch immer sein erstauntes Publikum. Allzu gerne möchten die Zuschauer dahinter kommen, auf welche Weise der Zauberkünstler seine Assistentin scheinbar nur mit reiner Magie heben und senken lassen kann. Zur allgemeinen Verwirrung greift er noch zu einem Reifen, den er angeblich vollständig um die schwebende Jungfrau herumführt. Der Betrachter merkt die Täuschung nicht.

Für die Besucher des Artistenmuseums in Klosterfelde, nördlich Berlins an der B 109 gelegen, wird dieses Geheimnis jetzt gelüftet. Der Schwedter Zaubermeister Peter Riedel hat das schwere Requisit dem einzigen Museum dieser Art in Deutschland überlassen. Es stammt aus den zwanziger Jahren, als der Zaubermeister Alois Kassner aus Hohen Neuendorf, der mit dieser Vorrichtung zum unsichtbaren Schweben von Personen aller Art durch ganz Europa reiste. Als Kassner starb, erwarb der Schwedter Künstler einen Teil des Nachlasses.

"Eigentlich dürfen Zauberkunststücke aller Art nicht verraten werden", sagt Museumsdirektor Roland Weise. "Denn damit wird eine ganze Zunft brotlos gemacht." Aber bei der Geschichte mit der schwebenden Jungfrau liege die Sache etwas anders. Denn seit ihrer Erfindung durch den Berliner Magier und Schausteller Otto Heinemann seien schon 100 Jahre vergangen. Heute würden die schweren technischen Apparaturen nicht mehr gebraucht, obwohl der Trick noch auf den gleichen Regeln beruhe. "Da können wir den Besucher schon einmal zeigen, wie die zweite Assistentin des Künstlers per Kurbel die Jungfrau nach oben beförderte oder wieder herunterholte", sagt Weise augenzwinkernd.

Mit immer neuen Exponaten und Sonderausstellungen hält er das Interesse an seinem Museum immer wieder wach. So hängt hier neuerdings auch ein Kostüm des kürzlich verstorbenen Komikers Eberhard Cohrs. Rund 11 000 Besucher fanden in diesem Jahr den Weg zum 1997 eröffneten Museum. Im Unterschied zu anderen Zirkusmuseen in aller Welt widmet sich das von einem Förderverein getragene Haus in Klosterfelde ausschließlich dem Leben der Artisten selbst. Das wird lebendig durch Requisiten aller Art, Fotos, Plakaten, Fachbücher, Videos und Originalaufnahmen. Selbst das beeindruckende Modell des Zirkus Sarrasani passt in diese Ausstellung, denn Gründer Hans Stosch-Sarrasani war auch ein bekannter Artist. Sein jetzt im Maßstab 1:150 nachgebauter Winterbau bot einst 10 000 Zuschauern Platz. Er fiel in Südamerika einer Brandstiftung zum Opfer, so dass das Modell von Erich Bauer heute als weltweite Rarität gilt. Selbst japanische Zeitungen widmeten der Attraktion von Klosterfelde schon mehrere Artikel.Das Museum öffnet donnerstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr. Ab 20. Dezember bis Anfang Januar ist es geschlossen. Tel. 033396/272.

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