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Berlin: „Wohltäter haben es leicht in der Stadt“ Verbandschef lobt

Stiftungsaufsicht

Herr Fleisch, 2005 wurden in Berlin 37 neue Stiftungen gegründet, so viele wie nie zuvor. Gibt es in Berlin eine neue Gründungswelle für Stiftungen?

Man kann das hoffen, die neuen Zahlen geben dazu Anlass. Noch liegt Berlin im Vergleich zu Hamburg oder München weit zurück. Das liegt vor allem an der Geschichte, an der Teilung der Stadt, hängt aber auch mit der heutigen wirtschaftlichen Situation zusammen. Viele Firmen haben sich anderswo niedergelassen; und Unternehmer gehören zu den eifrigsten Stiftern. Zudem waren es in Berlin früher vor allem auch jüdische Familien, die große Stiftungen ins Leben gerufen haben. Durch die Naziherrschaft ist diese Tradition abgerissen.

Liegt der Anstieg an den verbesserten Abzugsmöglichkeiten?

Zum Teil. Viel wichtiger ist, glaube ich, dass das Stiften insgesamt populärer geworden ist und die Stadt in den vergangenen fünf Jahren viel stiftungsfreundlicher wurde. Die Stiftungsaufsicht ist ja Ländersache, und hier hat es in Berlin große Fortschritte gegeben. Potenzielle Stifter werden gut beraten, die Bearbeitungszeiten für Anträge sind kürzer geworden.

Die Bertelsmann-Stiftung hat eine augenfällige Hauptstadt-Repräsentanz bezogen. Zieht es auch andere große Stiftungen nach Berlin?

Auf jeden Fall, sie wollen am Regierungssitz vertreten sein. Denken sie an die Hertie School of Governance oder die Bosch-Stiftung, die von hier aus viele Projekte für Osteuropa organisiert. Zudem weiß ich von mindestens zwei großen Stiftungen aus dem süddeutschen Raum, die neue Vertretungen in der Hauptstadt planen. Auch der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat ja seine Zentrale seit einem Jahr in Berlin-Mitte. Die Hauptstadt ist der beste Ort für Interessenvertretung, hier werden die bundespolitischen Entscheidungen gefällt. Außerdem können wir hier ein Kristallisationspunkt für Stiftungen sein, die gerne Veranstaltungen in die Hauptstadt legen.

Heik Afheldt pausiert. Er wird seine Kolumne an dieser Stelle bald fortsetzen.

Hans Fleisch (47)

ist Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen e.V. in Berlin, der über 5000 deutsche

Stiftungen vertritt.

Die Fragen stellte Alexander Visser.

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