zum Hauptinhalt

Wohnen in Berlin: Mieterverein überprüft zu teure Wohnungen

Etwa 4000 Wohnungen in Berlin wurden gestern auf ihre Mietpreise untersucht. Mehr als die Hälfte gelten als überteuert. Haushalte werden dazu aufgefordert ihre "kleine Macht“ durch Kündigung zu nutzen, solange sie noch besteht.

Nach der heftigen Kritik am "preistreibenden“ neuen Mietspiegel hat der Berliner Mieterverein gestern Berliner Haushalte aufgefordert, sich offensiv gegen Mietpreisüberhöhungen einzusetzen. Die Mieter sollten ihre Marktmacht nutzen, solange sie noch besteht, meinte gestern Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter zum Start der "Aktion Mietpreisüberprüfung“ der Mieterorganisation.

108.000 leere Wohnungen

Informierte Mieter dürften weder Geld noch Rechte verschenken und sollten ihr "kleines Stück Macht“ nutzen, in absehbarer Zeit könne es ganz anders aussehen, sagte Vetter. Wer beweglich genug sei, sollte eine überteuerte Wohnung kündigen und eine billigere gleichen Standards mieten. Noch sei dies möglich, aber es zeichne sich eine Trendwende ab, von 150.000 leer stehenden Wohnungen spreche niemand mehr, und der Wohnungsneubau sei fast gestoppt. Die Senatsbauverwaltung verwies gestern auf eine neue Leerstandserhebung mithilfe der Firma Vattenfall, die den Verbrauch der Stromzähler registrierte: Demnach stehen derzeit rund 108.000 Wohnungen länger als sechs Monate leer.

Vetter erinnerte daran, dass es beim neuen Mietspiegel – er ermittelte in den letzten zwei Jahren durchschnittliche Steigerungen um 5,9 Prozent – zumindest auf "Teilmärkten“ für Westneubauwohnungen auch Mietsenkungen bis über zehn Prozent gegeben habe, bei Altbauten in einfacher Lage um weniger als fünf Prozent. Wohnungen, die 2003 pro Quadratmeter noch zwölf Euro kosteten, seien heute für sieben Euro oder weniger zu haben, meint Vetter und nennt als Beispiel Wohnlagen in Karow.

Kündigung als Waffe gegen zu hohe Mieten?

Der schnelle, unproblematische Umzug dürfte nicht mehr an zu langen Kündigungsfristen scheitern; grundsätzlich könne in drei Monaten ein unbefristetes Mietverhältnis gekündigt werden. Vetter warnte aber vor leichtfertigen Kündigungen, für viele Mieter gäbe es keine echte Alternative.

Die letzte kostenlose Mietpreisüberprüfung des Vereins ergab, dass mehr als die Hälfte aller rund 4000 kontrollierten Mieterhöhungen den ortsüblichen Vergleichswert überschritt. Mieter können in diesem Fall rechtliche Schritte einleiten. Für rund 1,2 Millionen Alt- und Neubauwohnungen gilt der Mietspiegel, ausgenommen ist der soziale Wohnungsbau.

Mit einem frankierten Rückumschlag kann ein Überprüfungsbogen beim Berliner Mieterverein (Behrenstraße 1c, 10117 Berlin) angefordert werden.

Fragebogen und Infos im Internet:

www.berliner-mieterverein.de

Christian van Lessen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false