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Wohnen in der Hauptstadt: Berliner stöhnen unter hohen Mieten

Neuer Mietspiegel treibt die Preise: Bei den ersten Haushalten sind entsprechende Schreiben angekommen. Die Vermieter verlangen bis zu 20 Prozent mehr.

Der neue Mietspiegel zeigt Wirkung: Die vor vier Wochen vom Senat herausgegebene Übersicht der Wohnungspreise wird offenbar zur Grundlage für weitere Mieterhöhungen. Bei den ersten Haushalten sind entsprechende Schreiben der Vermieter bereits eingetroffen. Dabei zeigt der Mietspiegel, dass schon in den vergangenen zwei Jahren in drei Viertel aller Lagen in Berlin die Mieten gestiegen sind – in Einzelfällen um zwanzig Prozent, im Durchschnitt um fünf Prozent.

Der neue Mietspiegel wird nach Angaben des Chefs des Berliner Mietervereins einen „erheblichen Druck auf die Mieten ausüben, die überproportional steigen“, sagt auch Hartmann Vetter. Besonders betroffen seien zum Beispiel die City-West sowie die „grünen Vororte“ des Zentrums: Britz, Buckow oder Rudow. Hier nutzten die Vermieter die Gelegenheit zu Mieterhöhungen besonders gerne beim Auszug langjähriger Mieter: Dieselbe Wohnung werde anschließend für einen deutlich höheren Preis neu vermietet. Die höheren Spannen im neuen Mietspiegel vergrößerten dabei den Spielraum besonders bei gut ausgestatteten Wohnungen.

Den starken Druck auf die Mieten bekommen nicht nur Wohnungssuchende zu spüren, sondern nun auch langjährige Mieter. In zwei Fällen, die der Redaktion bekannt sind, erhöhten neue Eigentümer eines vor kurzem verkauften Hauses die Mieten um 20 Prozent und begründeten dies mit der „Sonderausstattung“ in den Wohnungen: Eine Kammer oder ein gefliestes Bad zum Beispiel. Auch diese Wohnungen lagen in den beliebten westlichen Citylagen, nahe Kurfürstendamm und unweit der Steglitzer Schlossstraße. Für Marktexperten gehören Mieterhöhungen wie diese zum „professionellen Bestandsmanagement“ dazu: Nach dem Erwerb von Immobilien werden die Mieten dort erhöht, wo es der Mietspiegel zulässt.

Nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung entspricht der fünfprozentige Preisanstieg im neuen Mietspiegel etwa der Teuerungsrate in den vergangenen zwei Jahren, und daher handle es sich um eine „normale Entwicklung“. Nicht so für die Berliner, bei denen die steigenden Mieten immer größere Löcher in die Haushaltskassen reißen: Denn deren Arbeitnehmerentgelte liegen heute zwei Prozent unter dem, was sie noch im Jahr 2000 verdient hatten. Und in keiner anderen deutschen Metropole ist das verfügbare Einkommen geringer als in Berlin, so das statistische Landesamt; sogar im strukturschwachen Gelsenkirchen haben die Menschen mehr Geld „auf Tasche“.

Das macht sogar Finanzinvestoren wie die Eigentümer der früher landeseigenen Firma GSW nachdenklich: „Wir wollen keine Mieter verprellen“, sagt Sprecher Thomas Rücker. Keinen Hehl macht er aber auch daraus, dass die GSW nun die Mieten in ihren Beständen mit den Preisen im neuen Mietspiegel abgleicht. Und „in den Gebieten, wo wir unter Mietspiegel liegen, erhöhen wir, wenn wir dabei die wirtschaftliche Belastbarkeit des Mieters nicht überfordern“, so Rücker.

Vor dem Hintergrund steigender Mieten in Berlin bekräftigte die Fraktion der Linken, dass es keinen Verkauf weiterer landeseigener Wohnungen an private Investoren geben werde. Die 3100 zum Verkauf stehenden Objekte der Wohnungsbaugesellschaft Mitte würden „an Schwestergesellschaften“ verkauft, sagte Jutta Matuschek. Ein Verkauf an private Investoren komme nicht infrage. Die WBM hatte dagegen einen Verkauf an Finanzinvestoren nicht ausgeschlossen. ball

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