Meine Woche (98): Wörter

Ahmad, Sie hatten gerade den Abschlusstest von Ihrem vorerst letzten Deutschkurs. Wie ist’s gelaufen?

Anstrengend, der Test ging über fünf Stunden. Beim Sprechteil musste ich zum Beispiel über Vorteile und Nachteile von Sport- oder Musik-Begabtenschulen sprechen. Und im schriftlichen Teil sollte ich eine E-Mail verfassen, um ein Boot für die Ferien zu buchen. Das war um einiges schwieriger als das, was wir im Probetest machen mussten.

Das klingt tatsächlich ganz schön anspruchsvoll. Wie lange haben Sie jetzt Deutsch gelernt?

Ungefähr ein Jahr und zwei Monate.

Dafür sind Sie ja jetzt schon ziemlich fit. Als was für eine Sprache haben Sie Deutsch in dieser Zeit erlebt?

Es ist eine schöne Sprache für Poesie, sehr ausdrucksstark. Ich habe zu Weihnachten ein Buch von Erich Kästner geschenkt bekommen, in dem einige Gedichte stehen. Die gefallen mir sehr gut.

Was fanden Sie am schwierigsten?

Die Artikel. Ich kann mir einfach nicht merken, ob es nun der, die oder das sein muss. Auch mit der Grammatik habe ich meine Probleme, ob es zum Beispiel aufgestanden oder aufstehen heißt – das verwechsle ich manchmal. Aber die Leute verstehen mich ja trotzdem.

Es heißt ja immer, dass Sprache für die Integration mit am wichtigsten ist. Haben Sie das Gefühl, Sie sind jetzt besser integriert?

Ja, aber nicht wegen der Sprache. In meinem Freundeskreis sprechen ja eh die meisten Englisch. Viel mehr hat mir zum Beispiel der Kurs über deutsche Geschichte gebracht. Aber ich werde meine Deutschkenntnisse sehr bald brauchen: Ich fange ja im Herbst meine Ausbildung zum Mediengestalter an – mit dem Betrieb habe ich vereinbart, dass wir nur Deutsch miteinander sprechen werden.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?

Wörter heißen auf Arabisch kalemat.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Diese Kolumne ist gedruckt in der Tagesspiegel-Samstagsbeilage Mehr Berlin erschienen. Alle Folgen finden Sie unter diesem Link.

Ahmad Al-Dali