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Kapitän an Deck. Die Piraten-Abgeordneten hatten Klaus Wowereit am Dienstag zu ihrer Fraktionssitzung ins Abgeordnetenhaus eingeladen. Der Regierende kam und diskutierte mit den Parlamentsneulingen.

© dapd

Wowereit besucht Piratenfraktion: Der Regierende referiert - die Piraten twittern

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit besucht die Berliner Piratenfraktion. Und wie es sich gehört, findet die Auswertung des Treffens simultan auf Twitter statt.

Man hätte gerne gewusst, was die Piraten mit ihren Laptops machten, während Klaus Wowereit sie mit einem Impulsreferat vergleichsweise monoton in den Schlaf redete. Einige – das ergab ein Blick aufs Smartphone – twitterten, größtenteils spöttisch: „Keiner schwurbelt so schön wie Wowi“, schrieb etwa Pirat Fabio Reinhardt während Wowereits 20-minütiger Ansprache. „Wenn Piraten sich beschweren, dass Wowereit zu lange redet, sollten sie sich mal Fidel Castro einladen“, konterte unterdessen Wowereits Referent Björn Böhning, der hinter seinem Chef saß. In der wirklichen Welt ging es da eher bedächtig zur Sache: Der Regierende referierte Stück für Stück die Leitlinien der künftigen rot-schwarzen Koalition, die Piraten tippten.

Man hätte indes auch gerne gewusst, was Klaus Wowereit dachte, nachdem ihn die Piraten nicht gerade gastfreundlich empfangen hatten. Zugegeben, Wowereit selbst war zehn Minuten zu spät zu dem von den Piraten angefragten Treffen im Rahmen ihrer Fraktionssitzung gekommen – die Mitglieder der Fraktion hatten da bereits ein anderes Thema angeschnitten: die Frage nach einem Mediencoaching für die Jungpolitiker. Und so musste Wowereit sich dann auch noch fünf Minuten gedulden, ehe die Tagesordnung vom Fraktionsvorsitzenden Andreas Baum seinetwegen unterbrochen wurde. Dieser wollte nach einem kurzen „Guten Tag“ direkt in die Befragung Wowereits durch die Fraktion einsteigen. Erst die Intervention Christopher Lauers führte dazu, dass Wowereit sich kurz vorstellen durfte – was dieser, nachdem er sich noch launig als „Berufsberliner“ bezeichnet hatte, für den Einstieg in besagtes Impulsreferat nutzte.

Dass das Eis am Ende doch brach und Björn Böhning via Twitter „gute Stimmung“ vermelden konnte, lag zum einen an Wowereit, der in der anschließenden Befragung charmant „schwammige Formulierungen“ im Koalitionsvertrag eingestand, um sodann zu begründen, warum diese Formulierungen natürlich nichts anderes als schwammig sein könnten. Es lag aber auch an den Piraten, die Wowereit so engagiert zu diversen Themen, zur Wahl des Koalitionspartners und nicht zuletzt zu seinen Ambitionen für ein Regierungsamt auf Bundesebene befragten, dass dieser ihnen zugestand, „schlimmer als Journalisten“ zu sein. Es lag schließlich auch am Piraten Pavel Meyer, der unter ausbleibendem Protest seiner Fraktionskollegen betonte, „in vielen Teilen nicht unglücklich“ mit dem Koalitionsvertrag von SPD und CDU zu sein, „auch wenn es nicht die Aufgabe der Opposition ist, Nettes über die Regierung zu sagen“. Wowereit revanchierte sich artig: Dass sie nicht reflexartig kritisierten, unterscheide Piraten von anderen Oppositionsparteien. Entsprechend optimistisch zeigte er sich dann auch in der Frage, ob die Piraten ihn am Ende zum Bürgermeister wählen würden – im Gegensatz zu Grünen und Linken.

Eine Wahl des zwar rede-, aber nicht wirklich auskunftsfreudigen Wowereit wollten die zwar nicht in die Hand versprechen, zeigten sich aber an anderer Stelle hilfsbereit: „Ich soll ihnen von ihrer Fraktion mitteilen, dass sie bereits fertig getagt hat“, ließ Pirat Simon Kowalewski Wowereit am Ende wissen. Der war der Einzige am Tisch, der keinen Laptop vor sich hatte, und damit auch keinen Kontakt zur Außenwelt.

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