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Kurzzeitdenkmal. Der Verein Berliner Unterwelten brachte die „Peter-Fechter-Skulptur“ von Florian Brauer in die Zimmerstraße. 2011 war sie zerstört worden. Foto: dpa

© dpa

Berlin: Wowereit will die Peter-Fechter-Straße

Gedenken an Maueropfer in Mitte. Bezirk: Auch ein Park könnte diesen Namen tragen.

Weiße Rosen liegen vor dem schwarz-weißen Bild von Peter Fechter. Der Regierende Bürgermeister und einige Schüler haben sie am Freitagmittag dort abgelegt, wo die rostige Stahlkonstruktion an der Gedenkstätte Bernauer Straße mit Bildern an die Mauertoten erinnert. „Es geht um Personifizierung, dass man einzelne Schicksale darstellt“, sagte Klaus Wowereit (SPD) zu den Schülern bei der Gedenkfeier. Fechter wurde am gestrigen Freitag vor 50 Jahren beim Fluchtversuch durch Schüsse schwer verletzt und zunächst liegen gelassen. Das Foto von den Grenzern, die den Sterbenden nach fast einer Stunde wegtragen, ging um die Welt. Nun soll die Zimmerstraße in Mitte, wo Fechter erschossen wurde, nach ihm benannt werden. Das fordern auch Wowereit und Mittes Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD).

„Die Zimmerstraße ist der richtige Ort. Ich appelliere an den verantwortlichen Bezirk Mitte, dass er den Weg frei macht“, sagte der Regierende. Zuvor hatte er an einer Andacht in der Kirche der Versöhnung in der Bernauer Straße teilgenommen und mit Jugendlichen über die Freiheit diskutiert; sie besuchen die Reinickendorfer Bertha-von-Suttner-Oberschule, das Falkenseer Luise-Meitner- Gymnasium und die Deutsche Schule in Helsinki. Auch Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer und Pfarrer Manfred Fischer von der Versöhnungsgemeinde schlossen sich dem Appell an.

Der Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Mitte, seit 2002 Straßen nur nach Frauen zu benennen, müsse nicht immer gelten, machte Bezirksbürgermeister Hanke am Freitag klar. „In begründeten Ausnahmefällen wurde anders entschieden“, sagte er, und nannte als Beispiele die Yitzhak-Rabin-Straße und die Bernhard-Weiß-Straße. Es sei auch denkbar, ein Gebäude oder eine Parkanlage nach Fechter zu benennen. So trägt nun kein Straßenschild den Namen des Kunstsammlers James Simon, sondern eine Parkanlage gegenüber der Museumsinsel.

Hanke selbst unterstützt den Vorstoß, die Zimmerstraße umzutaufen. „Sie ist der geeignete Ort.“ Am Dienstag habe sich der Unterausschuss Geschichte mit dem Thema befasst, als nächstes solle die BVV darüber diskutieren. Mit dem Nachbarbezirk Friedrichshain-Kreuzberg, zu dem nur der südliche Bürgersteig der Zimmerstraße gehöre, wolle man sich abstimmen. Man müsse auch bedenken, dass die Zimmerstraße eine der wenigen historischen Straßen Berlins sei. Nach Angaben des Straßenlexikons „Kauperts“ geht der Name der Straße auf einen Zimmererplatz zurück, der sich hier während des Baus der Friedrichstadt befand. Dort wurden umfangreiche Baumaterialien gelagert.

Die Bürger der Zimmerstraße, die dann überall ihre Adressen ändern müssten, will Hanke an der Diskussion beteiligen. Einfacher wäre das Gedenken in einer der Straßen, die am Hauptbahnhof in der Europacity entstehen. Die sind für Hanke aber „zu weit weg vom historischen Ort“. Nach einem BVV-Beschluss dauert es ein Dreivierteljahr bis zur Umbenennung.

Wie berichtet will auch die CDU Friedrichshain-Kreuzberg in der BVV am 29. August einen Antrag zur Umbenennung der Zimmerstraße stellen. Auch Pankow, wo Fechter im Ortsteil Weißensee lebte, wäre bereit, sollte der Vorstoß in Mitte scheitern. „Ich kann mir vorstellen, eine Grünanlage oder neue Straße, zum Beispiel am Güterbahnhof Pankow, nach Fechter zu benennen“, sagte Stadtrat Jens Holger-Kirchner (Grüne). Mitte sei aber der geeignetere Ort. Dort hatte der Verein Berliner Unterwelten am Freitag für einige Stunden die „Peter- Fechter-Skulptur“ von Florian Brauer in der Zimmerstraße aufgestellt. Sie war 2011 nur wenige Wochen nach dem Aufstellen an der Bernauer Straße zerstört worden. Christoph Spangenberg

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