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Berlin: Würdevoll Abschied nehmen vom Leben Immer mehr Menschen wollen im Hospiz sterben

In Würde sterben, ohne Schmerzen und umgeben von Menschen, die Anteil nehmen – eigentlich müsste das eine Selbstverständlichkeit sein. Aber noch immer werde nur eine kleine Minderheit der jährlich rund 850 000 in Deutschland Sterbenden ausreichend begleitet, kritisierte die Deutsche Hospiz-Stiftung vor wenigen Tagen.

In Würde sterben, ohne Schmerzen und umgeben von Menschen, die Anteil nehmen – eigentlich müsste das eine Selbstverständlichkeit sein. Aber noch immer werde nur eine kleine Minderheit der jährlich rund 850 000 in Deutschland Sterbenden ausreichend begleitet, kritisierte die Deutsche Hospiz-Stiftung vor wenigen Tagen. Doch das ändert sich, besonders in Berlin. Immer mehr Menschen verabschieden sich in einem Hospiz vom Leben. Allein in diesem Jahr eröffneten zwei stationäre Sterbehäuser in Spandau und in Steglitz. Nun sind es insgesamt sieben mit 103 Plätzen. Jährlich werden hier 850 Todkranke betreut, sagt Benno Bolze, Vorstandsvorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz Berlin (LAG). Im Frühjahr 2005 kommt ein achtes hinzu, am Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge in Lichtenberg. Es ist das erste im Ostteil der Stadt. Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner begrüßte anlässlich der heute beginnenden Hospizwoche diese „bedeutenden Fortschritte“.

Zugleich wächst auch die Zahl der ambulanten Sterbebegleitdienste, die mit ihren vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern Todkranken in Kliniken, Pflegeheimen und zu Hause helfen. 1994 existierten in Berlin sechs ambulante Hospize, zehn Jahre später sind es 17, die jährlich über 700 Menschen umsorgen. Doch der Bedarf sei nach wie vor weit höher als das Angebot, sagt LAG-Vorsitzender Bolze. Das zeigen auch die Zahlen des statistischen Landesamtes. Allein in den 69 Kliniken der Stadt sterben jedes Jahr rund 18000 Menschen. Die stationären Hospize haben Wartelisten, auch wenn diese durch die beiden Neueröffnungen in diesem Jahr kürzer geworden sind. Im Neuköllner Ricam-Hospiz sind es im Schnitt zwei Wochen. Zwei Wochen sind für einen Sterbenden eine halbe Ewigkeit.

Und das, obwohl Berlin mit mehr als 100 Plätzen im Bundesvergleich sehr gut dasteht. In Bayern gab es laut der dortigen Statistiker im Jahre 2003 zehn stationäre Sterbehäuser mit 77 Betten, in Brandenburg sind es seit kurzem sechs mit 75 Plätzen.

Trotz der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter hat die aufwändige medizinische Pflege zum Beispiel zur Schmerzstillung ihren Preis. Im Ricam-Hospiz sind täglich 227 Euro nötig. Den größten Teil davon bezahlen Kranken- und Pflegekassen. Außerdem sind die Hospize auf Spenden angewiesen. Und schließlich ist auch eine Zuzahlung nötig. Die Unterschiede sind groß. Zwischen 3,50 und 18 Euro beträgt der tägliche Eigenanteil in den Berliner Hospizen. Das habe aber nichts mit der Qualität zu tun, sondern mit der Höhe der Bauförderung, sagt Bolz. „Aber an diesen Kosten scheitert die Aufnahme im Hospiz nicht.“ Wenn sich der Patient die Zuzahlung nicht leisten könne, springe das Sozialamt ein.

Für Angehörige sei es noch immer schwer, einen Sterbenden in ein Hospiz zu geben. „Viele denken dabei an eine dunkle, abgeschiedene Ecke und sind überrascht, wie freundlich es hier ist“, sagt Bolze, der im Hospiz Ricam arbeitet. Viele Angehörige wenden sich erst an ein Hospiz, wenn es nicht mehr anders geht. Doch dann sei es für eine Verlegung oft zu spät. Wenn eine unheilbar schwere Krankheit diagnostiziert wird wie zum Beispiel Krebs, sollte man sich frühzeitig an ein Hospiz wenden – „damit Zeit bleibt, um sich gemeinsam auf den Tod vorzubereiten“, sagt Bolze.

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