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Berlin: Wunderbare Karriere

Auszeichnung für Schauspielerin Christina Drechsler

Wie ein Wunder kommt ihr manchmal vor, was in den letzten zwei Jahren passiert ist. Von der Schauspielschule direkt ans Berliner Ensemble verpflichtet, gleich große Rollen erhalten, den Vertrag jüngst für ein weiteres Jahr verlängert bekommen und nun das: Leser des Tagesspiegels und Mitglieder der Theatergemeinde Berlin-Brandenburg haben sie zur Nachwuchsschauspielerin des Jahres gewählt. Heute erhält Christina Drechsler im Anschluss an die Aufführung von „Mutter Courage und ihre Kinder“ die Auszeichnung überreicht – in Gestalt der Skulptur „Daphne“.

Dabei ist das Wunder eigentlich keins. Das weiß die 25-Jährige genau; ihr wurde nichts geschenkt. Sie hat beim Intendanten-Vorspiel im Berliner Ensemble vielleicht ein bisschen Glück gehabt, dass Thomas Langhoff ausgerechnet „Die Wildente“ von Henrik Ibsen inszenieren wollte. Eines ihrer Lieblingsstücke. Aber das war es auch schon. Alles andere war harte Arbeit. „Es braucht viel Mut, sich auf der Bühne so weit zu öffnen“, sagt sie, eine Überwindung, „die ich an der Schauspielschule Ernst Busch nicht hatte.“ Das gelang ihr erst am Berliner Ensemble: „Da war sofort eine Vertrautheit da, ich fühlte mich sicher.“ Eine ideale Voraussetzung dafür, dass sie in ihren nicht eben einfachen Rollen überzeugen konnte. Zum Beispiel in der Rolle der Kattrin in Brechts „Mutter Courage“: Sie ist stumm, also ist die Schauspielerin zu 50 Prozent ihres Handwerkszeugs beraubt. Aber trotzdem gelingt es ihr, das Innerste der Figur zu offenbaren. So, wie es schon mit der Rolle der Hedwig in Ibsens „Wildente“ war. Christina Drechsler bekam überschwängliche Kritiken für diese Rolle.

Schauspielerin zu werden, war für sie immer ein Traum, aber keine dieser Mädchen- Schwärmereien. Spätestens als sie Inka Friedrich, die heute im Deutschen Theater spielt, als Sonja in „Onkel Wanja“ an der Schaubühne sah, wusste sie: Das will ich auch. Dass aber Schauspielerei so viel Arbeit bedeutet, hatte sie nicht erwartet. Das wurde ihr klar, als sie nach dem ersten Vorsprechen an der Schauspielschule Ernst Busch abgelehnt wurde. „Ich wusste, ich muss mich besser vorbereiten.“ Im zweiten Anlauf klappte es.

Die „Daphne“ ist ihre erste Auszeichnung überhaupt. Entsprechend aufgeregt ist sie. Aber auch das wird sie meistern. Und danach wird es ihr wieder wie ein kleines Wunder vorkommen. oew

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