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Berlin: Wundern und Wandern

Pilgergottesdienst in der Grunewaldkirche

Auch Protestanten wollen pilgern! Und weil der berühmte Jakobsweg verstopft ist, pilgern die neun Gemeinden des evangelischen Kirchenkreises Wilmersdorf heute vor der Haustür. Zu Fuß oder per Rad auf einem 20 Kilometer-Rundkurs.

In der Grunewaldkirche beginnt der Pilgertag mit einem symbolträchtigen Einführungsgottesdienst für Konfirmanden. Der hundertjährige Klotz von Kirche ist innen unverhofft lebendig. 87 „Konfis“ füllen samt Familien die Bänke. Vor ein paar Jahren waren es nur 40, freut sich Heiner Klös vom Gemeindekirchenrat über den Zulauf. Warum sie kommen, wird schnell klar: Zusammen mit Pfarrer Olaf Trenn gestalten sie Abrahams Auszug in die Fremde als Schattenspiel-Pilgergeschichte in acht Akten. Der Slogan „Bloß weg von hier!“ ist fetzig, die Songs zur Gitarre hat der Pfarrer selbst getextet und Psalm 151 wird als Rap-Nummer durchgezogen. Da schadet es nicht weiter, dass das Muster Abraham-Episoden erzählen, bewerten und in Bezug zu heute setzen, allerlei Rätselhaftes hervorbringt. Unmissverständlich blieb dagegen Gottes alttestamentarisches Versprechen „Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein“.

Abraham war der erste Reisende, der erste echte Wanderer mit einer Vision vom besseren Leben, meint Pfarrer Trenn hinterher. Mit dem Segensträger Abraham sei die positive Idee vom Unterwegs sein und Gast auf Erden sein in die Welt gekommen. „Und davon profitieren wir alle.“ Charlotte, Alexander, Jana und die anderen Konfirmanden sehen das pragmatischer. Sie starten gleich zu ihrer Pilger-Fahrradrallye und wollen „Spaß haben, Gemeinden kennen lernen, andere Konfis treffen und mehr über den Glauben erfahren“. Dabei sammeln sie Pilgerstempel und arbeiten eine Broschüre mit Fragen ab. Im Eisladen kann sich jede Gruppe einen einzigen Eisbecher bestellen. Alle sollen überlegen, wie viel Kugeln und welche Sorten drin sein sollen und wie man gerecht teilt. Niemand sagt, dass Pilgern einfach ist.

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