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Schmuckstücke. Der KBE ist die zweithöchste Stufe des britischen Verdienstordens. Foto: dapd/Bilan

© dapd

Berlin: Zackenbarsch zum Musikgipfel

Der Mann, der am Donnerstagabend in der Residenz des britischen Botschafters ohne Schwert zum Ritter geschlagen wurde, hat vier Nationalitäten. Zu Ehren Daniel Barenboims waren der argentinische Botschafter Victorio Taccetti und sein spanischer Kollege Rafael Dezcallar erschienen.

Der Mann, der am Donnerstagabend in der Residenz des britischen Botschafters ohne Schwert zum Ritter geschlagen wurde, hat vier Nationalitäten. Zu Ehren Daniel Barenboims waren der argentinische Botschafter Victorio Taccetti und sein spanischer Kollege Rafael Dezcallar erschienen. Und da Daniel Barenboim, soweit hier an diesem Abend bekannt ist, der einzige Mensch ist, der sowohl die israelische wie auch die palästinensische Staatsbürgerschaft besitzt, waren auch Israels Botschafter Yoram Ben-Zeev und der palästinensische Generaldelegierte Salah Abdel Shafi mit dabei.

Die beiden umarmten sich kurz: „Wir sind Freunde“, sagte Ben-Zeev lächelnd. „Auf einer menschlichen Ebene“, ergänzte der Palästinenser später. Im Garten der Residenz im Grunewald stand Daniel Barenboim im vertrauten Gespräch mit Sir Simon Rattle zusammen. Die Anwesenheit des britischen Freundes und Kollegen nicht nur in der Musik, sondern nun auch im Ritterstand hatte er sich gewünscht. Gastgeber Simon McDonald wusste, dass er extra einen Urlaub dafür verschoben hat.

Dabei war der Vorlauf für diesen Abend nicht gerade kurz. 2003 war Simon McDonald Botschafter in Israel, da trug er Barenboim die Würde an. Aber erst jetzt ließ die Terminlage es zu, dass der Künstler die Ehrung auch tatsächlich annahm. Gefeiert wurde an einer langen Tafel für knapp 40 Personen bei Zackenbarsch und Rehrücken, am einen Ende saß Sir Simon Rattle mit Olivia McDonald, am anderen Daniel Barenboim mit dem Botschafter. Dessen Schwiegervater Lord Patrick Wright sowie der frühere Außenminister Joschka Fischer waren ebenfalls gekommen, und außerdem der Intendant des Klavierfestivals Ruhr, Franz-Xaver Ohnesorg.

Das Dinner begann mit einem Toast auf die Queen, und die anschließende Ritterzeremonie wurde in ihrem Namen vollzogen. Dazu spielte ein Quartett aus dem Off in der ersten Etage Mozarts Kleine Nachtmusik und Schuberts Rosamunde-Ensemble. Für die Laudatio des Botschafters dankte Barenboim mit Reminiszenzen an sein erstes Konzert in England. Das war 1954, und es hat ihm viel bedeutet, weil damals London die Musikhauptstadt der Welt gewesen sei, so wie heute Berlin. Bei Tisch erinnerte sich der argentinische Botschafter, dass Barenboim zu Zeiten der Militärherrschaft sein Heimatland gemieden hat. Später kamen, um ihn zu hören, bei einem Freiluftkonzert in Buenos Aires 250 000 Menschen zusammen. Vier Nationalitäten sind für ihn kein Problem: „Das ist die Zukunft.“ Elisabeth Binder

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