zum Hauptinhalt

Berlin: "Zaire-Connection": Betrüger-Konzern plant neue Geschäfte

Die Mitarbeiterin am Schalter der Berliner Volksbank in der Neuköllner Karl-Marx-Straße war gewarnt. Als der Kunde am Montag kurz vor Schließung der Bank die Adresse zu seinem kurz zuvor eröffneten Konto ändern wollte, rief sie die Polizei.

Die Mitarbeiterin am Schalter der Berliner Volksbank in der Neuköllner Karl-Marx-Straße war gewarnt. Als der Kunde am Montag kurz vor Schließung der Bank die Adresse zu seinem kurz zuvor eröffneten Konto ändern wollte, rief sie die Polizei. Kurz darauf wurde der Mann aus Kongo festgenommen. Wegen Betrugsverdachts erließ ein Richter Haftbefehl gegen den 32-jährigen Schwarzafrikaner, der laut Kripo vermutlich einer "konzernartig arbeitenden Betrüger-Organisation" angehört, die ihr Geschäftsfeld wieder nach Berlin ausdehnen will.

Innerhalb weniger Tage hatte er mit gefälschtem Pass bei fünf verschiedenen Geldinstituten Konten eröffnet. Mit gefälschten Überweisungen hatte er sich auf den Konten bereits rund 25 000 Mark gutschreiben lassen, die er bei Einkäufen mit der EC-Karte ausgegeben hatte.

Der Leiter der Ermittlungsgruppe "Schwarzafrikaner", Dirk Hoffmann, vermutet, dass der Kongolese zur europaweit agierenden "Zaire-Connection" gehört, die betrügerische Eilgeschäfte dieser Art seit "mindestens zehn Jahren auch in Berlin" betreibt, sich in letzter Zeit aber zurückhielt. "Die Organisation ist stark hierarchisch aufgebaut", sagt Hoffmann, "mit regionalen Niederlassungsleitern und strikter Arbeitsteilung."

Für ihre Transaktionen bedienen sich die Betrüger denkbar einfacher Mittel: "Sie nutzen Geschäftsbriefe, auf denen Bankverbindungen und im Idealfall die Unterschrift eines Zeichnungsberechtigten sind. Damit lassen sich ohne großen Aufwand Überweisungsaufträge fälschen", erzählt der Hauptkommissar.

Auf die Spur des 32-jährigen Kongolesen, gegen den gestern Haftbefehl erlassen wurde, kam die Polizei durch den Hinweis einer Postbank-Angestellten, bei der der 32-jährige unter einer Adresse in Lichtenberg ein Konto eröffnet hatte. Als die Polizei die Anschrift überprüfte, fand sich dort zu dem Namen allerdings nur ein Briefkasten, in dem die Post von fünf verschiedenen Banken landete - auch die von der Volksbank-Filiale in Neukölln. Für die Fahnder ein weiteres Indiz, dass der Schwarzafrikaner die Konten unter falschem Namen eröffnet hatte.

Die Ermittler warnten die fünf Geldinstitute vor dem Verdächtigen, der am Montag gegen 17.40 Uhr den Schalterraum der Berliner Volksbank in der Karl-Marxstraße betrat, wo er kurz darauf von der Polizei festgenommen wurde. Bei der anschließenden Durchsuchung einer Neuköllner Wohnung, in der sich der Afrikaner aufhielt, stellte die Polizei weiteres Beweismaterial sicher, darunter einen gefälschten französischen Pass sowie eine gefälschte Anmeldebescheinigung, mit der der 32-Jährige vermutlich zwei weitere Konten eröffnet hat. Weitere Beweismittel deuten darauf hin, dass der Festgenommene "intensive Kontakte in fünf europäische Staaten" unterhielt.

Durch die schnelle Festnahme des Kongolesen ist nach Angaben der Polizei ein Schaden von rund 500 000 Mark verhindert worden. "Die meisten gefälschten Überweisungsaufträge fliegen vor der Gutschrift auf", sagt Kriminalhauptkommissar Dirk Hoffmann. "Die Betrüger kalkulieren das ein und gehen dementsprechend in großem Stil vor."

Der Leiter der Ermittlungsgruppe "Schwarzafrikaner" fürchtet, dass es nicht bei diesem Einzelfall bleiben wird: "Seit 1997 war es relativ ruhig. Wir müssen davon ausgehen, dass die Zaire Connection jetzt auch in Berlin wieder verstärkt aktiv wird."

Boulevard Berlin: Was die Stadt bewegt...

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false