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Zapfenstreich: Pfeifkonzert Richtung Reichstag

In Berlin haben mehr als 1200 Militärgegner gegen den Großen Zapfenstreich der Bundeswehr protestiert. Am Ende der Demonstration kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, fünf Personen wurden festgenommen.

Berlin - Zur Anzahl der Demonstrationsteilnehmer gab es widersprüchliche Angaben. Nach Polizeiangaben folgten mehr als 1200 Menschen dem Aufruf eines Aktionsbündnisses von mehr als 30 linken Gruppen, unter ihnen die Berliner Linkspartei.PDS und die Jungsozialisten. Die Veranstalter sprachen von mehr als 2000 Demonstranten. Auch mehrere Bundestagsabgeordnete der Linkspartei hatten sich in den Protestzug vom Alexanderplatz in Richtung Brandenburger Tor und Reichstag eingereiht.

Bei kurzen Auseinandersetzungen mit den Ordnungshütern wurden nach Polizeiangaben fünf Demonstranten festgenommen. Ein Beamter wurde durch einen Tritt in den Unterleib verletzt.

«Bundeswehr abschaffen» hieß es auf Transparenten. Manche Demonstranten hielten Luftballons mit aufgemalten Friedenstauben in der Hand, andere trugen Stahlhelme. Trommeln dröhnten, immer wieder riefen junge Leute im Sprechchor «Soldaten sind Mörder.» Bereitschaftspolizei kontrollierte Demonstranten auf mitgebrachte Waffen.

Außer vereinzelten Rangeleien und Steinwürfen kam es zunächst zu keinen ernsteren Zwischenfällen. Auf Höhe der Schadowstraße war das Gelände von dichten Polizei-Ketten, rot-weißen Absperrgittern sowie mit Mannschaftswagen und Wasserwerfern komplett abgesperrt. Die Demonstrationen mussten sich auf Versuche beschränken, die Zeremonie durch Lärm zu stören. Mit Pfeifkonzerten und aufgedrehten Lautsprechern machten sie ihrem Unmut Luft.

Nach Abschluss der Militärzeremonie vor dem Reichstag kam es zu vereinzelten gewalttätigen Auseinandersetzungen. Polizisten wurden mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen. Gegen zahlreiche Demonstranten ging die Polizei mit Schlagstockeinsatz vor. Mehrere Menschen wurden verletzt. Der Polizei lagen dazu aber zunächst keine Angaben vor.

Die Bundeswehr veranstaltete ihr umstrittenes militärisches Zeremoniell mit Fackelträgern erstmals in ihrer Geschichte vor dem Reichstag. Anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens sollte damit ihr Selbstverständnis als Parlamentsarmee unterstrichen werden. Hunderte von Feldjägern und rund 1300 Polizisten waren im Einsatz, um den Aufzug der Soldaten und die 4500 geladenen Gäste vor Störungen zu schützen.

Das Regierungs- und Parlamentsviertel zwischen der Straße des 17. Juni und dem Spreebogen war weiträumig abgesperrt. Autofahrer mussten sich im Berliner Zentrum angesichts von Umleitungen und Staus in Geduld üben. Auch das Reichstagsgebäude samt Kuppel war aus Sicherheitsgründen stundenlang für nicht angemeldete Besucher geschlossen.

Die Versammlungsbehörde und das Berliner Verwaltungsgericht hatte den Demonstranten nicht erlaubt, bis zum Brandenburger Tor oder vor den Reichstag zu ziehen. Die Protestaktion musste auf dem Boulevard Unter den Linden bereits in Höhe Schadowstraße enden. Erst nach Ende des Großen Zapfenstreichs durften die Demonstranten bis zum Brandenburger Tor vorrücken. Einige kleinere Protestkundgebungen waren auch am Rande des Sperrbezirks angemeldet. (tso/dpa)

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