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Zeitungen: "Bild" zieht von Hamburg nach Berlin

Der Springer-Verlag wird womöglich mit der gesamten Redaktion von Hamburg nach Berlin umziehen. Der Deutsche Journalistenverband zeigt sich geschockt und sieht den Medienstandort Hamburg gefährdet.

Berlin - In Hamburg würde demnach eine Lokalredaktion erhalten bleiben, sagte Chefredakteur Kai Diekmann der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Noch seien die Koffer aber nicht gepackt; zunächst müsse der Axel-Springer-Verlag entscheiden, "ob er bereit ist, eine Menge Geld für diesen Umzug auszugeben". Der Vorstand des Unternehmens werde in zwei bis drei Wochen eine Entscheidung treffen, sagte Springer-Sprecherin Edda Fels. Hamburgs Status als Verlagszentrale bleibe davon unberührt.

"Berlin ist eine der wichtigsten Städte der Welt und der Mittelpunkt Europas", begründete Diekmann den Umzugswunsch. Die Hauptstadt sei "das politische, das kulturelle, das Lifestyle-Zentrum" von Deutschland. "Berlin ist gelebter Informationsvorsprung." Weil die "Bild"-Zeitung "gedruckter Informationsvorsprung" sei, gehöre beides zusammen. "Wir wollen weiterhin die Themen setzen, über die Deutschland spricht", sagte der Chefredakteur des Boulevardblattes. "Daher ist es wichtig, dass wir dort sind, wo die Nachrichten entstehen."

Erste Ausgabe aus Berlin am 3. Oktober

Der Umzug wäre im Übrigen ein Signal, "das der politischen Tradition des Verlages und dem Engagement seines Gründers Axel Springer für die Überwindung der deutschen Teilung entspricht", sagte Diekmann der "FAZ". Mit Rationalisierungen oder einer Restrukturierung habe der Umzug nichts zu tun. Es sei eine rein journalistische Standortentscheidung. Von etwa 700 Mitarbeitern würden etwa 60 in der Hansestadt bleiben. Ein Wunschdatum für den Ortswechsel von der Elbe an die Spree gibt es nach den Worten Diekmanns schon: "Mir würde es sehr gefallen, wenn wir noch in diesem Jahr am 3. Oktober (dem Tag der Deutschen Einheit) die erste 'Bild'-Ausgabe von Berlin aus produzieren würden."

Voraussetzungen und Rahmenbedingungen eines Umzugs würden derzeit vom Vorstand geprüft, bestätigte Sprecherin Fels in Berlin, wo das Unternehmen Axel Springer seit 1985 seinen Sitz hat. Hamburg bleibe aber "ein wichtiger Standort". Mit einem Großteil der Zeitschriften, dem "Hamburger Abendblatt" und einer Redaktion von "Die Welt" sei dort eine "große Palette von Titeln" angesiedelt, ebenso wie "entsprechende Strukturen und Mitarbeiter, die diese Titel in Hamburg produzieren".

Der Sprecher des Hamburger Senats, Lutz Mohaupt, sagte, der Umzugswunsch der "Bild"-Zeitung sei dem Senat bekannt. "Es gibt darüber Gespräche, und es gibt die Zuversicht, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist." Ähnlich äußerte sich ein Sprecher der Hamburger Wirtschaftsbehörde.

Geschockter Journalistenverband

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) Hamburg zeigte sich "schockiert". Die Umzugspläne zeigten, "dass das Haus Springer Hamburg offensichtlich nicht mehr als Zeitungsstandort sieht", erklärte die Landesvorsitzende Marina Friedt. Die weitere Konzentration von Personal und Aufgaben in Berlin werde für die Hansestadt "fatale Folgen" haben. Ein "Ausbluten" des Medienstandorts befürchtete auch Verdi-Landesbezirksleiter Wolfgang Rose. Zudem könnte ein Teil der Arbeitsplätze bei "Bild" im Zuge einer Verlagerung gefährdet sein, erklärte Verdi.

(tso/AFP)

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