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Berlin: Zeugen haben „physische Angst“

Nach Befragung zweifelt Untersuchungsausschuss an Selbstmord eines früheren Aubis-Mitarbeiters

Von Sabine Beikler

Der Untersuchungsausschuss zur Banken-Affäre hat gestern nach einer nichtöffentlichen Befragung von vier Zeugen nach wie vor Zweifel am angeblichen Freitod des ehemaligen Aubis-Mitarbeiters Lars-Oliver Petroll. „Wir sehen Anzeichen für ein Fremdverschulden. Das hat sich nicht geändert“, sagte der Ausschussvorsitzende Frank Zimmermann (SPD). Eine abschließende Beurteilung wollte er noch nicht machen, da der Ausschuss die Zeugenaussagen in den nächsten Wochen auswerten will. Sollten sich „neue belastbare Anhaltspunkte“ ergeben, werde die Staatsanwaltschaft unterrichtet.

Der 32-Jährige wurde Ende September 2001 erhängt im Grunewald gefunden. Vor seinem Tod hatte sich der EDV-Spezialist als Belastungszeuge in der Bankenaffäre angeboten. Im Freundeskreis hatte er erzählt, dass er sich bedroht fühle. Die Staatsanwaltschaft schließt ein Fremdverschulden aus und hat eine Aufnahme der Ermittlungen abgelehnt.

Die vier Zeugen, die der Untersuchungsausschuss hörte, stammen aus dem privaten und beruflichen Umfeld von Petroll. Zu ihrem Schutz hatte man die Namen nicht bekannt gegeben. Wolfgang Wieland, Grünen-Abgeordneter und Anwalt der Familie Petroll, sagte, die Zeugen – drei Männer und eine Frau – hätten von „subjekten Befürchtungen“ erzählt. „Man verspürte bei Zeugen eine physische Angst“, ergänzte der FDP-Abgeordnete Holger Krestel.

Wolfgang Wieland hat wiederholt „erhebliche Zweifel an der Selbstmord-Theorie“ geäußert. Schon im Mai 2002 gab es Hinweise auf Ermittlungspannen. Nach einem Bericht des RBB-Magazins „Kontraste“ hätten die Beamten bei Durchsuchungen von Petrolls Wohnung rund 120 Disketten mit Aubis-Daten nicht mitgenommen und ein Handy übersehen, auf dem 42 SMS-Texte mit zum Teil brisantem Inhalt gespeichert gewesen sein sollen.

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