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Berlin: Ziellos durch die Nacht

Die Clubs WMF und Cookies ziehen um – und das nicht zum ersten Mal in ihrer Geschichte

Der Berliner zieht gern um. Unter den Deutschen wechselt er am häufigsten seinen Wohnsitz. Sein Nachtleben steht dem nicht nach. Kaum ein angesagter Club, der nicht heute hier und morgen dort ist. Die inoffizielle Meisterschaft im Umziehen gebührt dem WMF, das am morgigen Sonnabend seine siebte Heimstatt eröffnet – in 13 Jahren. Auch das Cookies steht vor dem Umzug.

Das WMF residiert nun in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Gasag an der Stralauer Straße Ecke Littenstraße in Mitte. Schon im Sommer fanden in den Innenhöfen des stattlichen Baus aus dem Jahr 1909 bereits Partys statt. Aus dem Provisorium ist nun ein fester Fetenort für zunächst ein Jahr geworden, den Mittwoch geladene Gäste schon einmal testen konnten.

So mancher erinnert sich dabei noch an den Geburtsort des Clubs: ein heruntergekommenes Gebäude an der Leipziger Ecke Mauerstraße. Einst war es Sitz der Besteckfirma WMF, und die Abkürzung bürgerte sich als Name für den Club ein. Anschließend zog er weiter in ehemalige Umkleideräume der DDR-Grenzer unterm Potsdamer Platz. „Das war eine tolle Zeit“, sagt Clubbetreiber Martin Dobbeck. „Kein Amt kümmerte sich darum, ob wir eine Lizenz hatten.“ Doch die ganz wilden Zeiten sind vorbei. Heute ist die WMF-Entertainment GmbH ein Unternehmen, zu dem auch ein Plattenlabel gehört. Anspruchsvolle elektronische Live-Konzerte laufen mittlerweile im Apollo-Saal der Staatsoper.

Zuletzt war der Club Mieter im Café Moskau an der Karl-Marx-Allee und veranstaltete Partys im Palast der Republik. „Im Gasag-Haus können wir nun unsere eigenen Ideen verwirklichen“, sagt Pressesprecherin Birgit Herda. Die breiten Gänge sind rot und grün ausgeleuchtet. In den ehemaligen Büros mit Platz für bis zu 500 Leute lümmeln sich Clubber auf großen Polstern. Neben Freude über den neuen Ort herrscht auch Nostalgie. In der Bar zwischen Lounge und großer Tanzfläche wurden die Holztäfelungen aus dem „Moskau“ verbaut. „Bei der Suche nach originellen Orten hilft uns jetzt die Wirtschaftskrise. Viele Hausbesitzer kriegen ihre Büroflächen nicht lukrativ vermietet und erlauben den Clubs als Zwischennutzer einzuziehen“, sagt Martin Dobbeck. Ans Aufhören denken er und seine Kollegen nicht. „Ich kann mir gut vorstellen, noch weitere 13 Jahre im Nachtleben aktiv zu sein.“

So rechnet man wohl auch im „Cookies“ mit dem dazugehörigen Restaurant Cookies Cream. Beide müssen Büros weichen. Noch bis zum 15. Januar finden dienstags, donnerstags und samstags Partys in der Charlottenstraße Ecke Unter den Linden statt. Dann muss sich Nachtlebengröße Heinz Gindullis alias Cookie nach einem neuen Ort umsehen. Es ist auch für ihn nicht der erste Umzug. In zehn Jahren wechselte das Cookies sechs Mal den Ort.

WMF-Eröffnung , Sa, 20.November, 23 Uhr mit DJs Swayzak Sound System feat. Roger 23, The Architect, Richard Davis (live) u.v.m. www.wmfclub.de

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