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Zisch und weg: Die Antriebe von morgen

Ingenieure arbeiten in Berlin an den Antrieben von morgen. Einer will das Auto völlig neu erfinden.

Geht es nach der Bundesregierung, soll das städtische Verkehrsmittel von morgen ein Elektroauto sein, das sich im Wesentlichen durch den modifizierten Tankdeckel von heutigen Brot-und-Butter-Fahrzeugen unterscheidet. Studenten der Uni Karlsruhe haben noch ein Stück weiter gedacht und vor wenigen Tagen einen einsitzigen Kabinenroller präsentiert, der seinen Strom per Induktion aus Leiterbahnen in der Fahrbahn bezieht, statt zentnerschwere Akkus spazieren zu fahren. Nach diesem Prinzip funktioniert bereits der Transrapid. Und am Ende der Prognos-Studie zur Zukunft Berlins findet sich ein „Live-Bericht 2050“, in dem das Prinzip ebenfalls auftaucht: eine „E-Bike-Spur“ am Straßenrand.

Einen etwas anderen Weg ging der nach Berlin gezogene Österreicher Stefan Gulas mit seinem „Erockit“. Das schlanke Motorrad fährt ebenfalls elektrisch, bezieht seine Kraft aber zusätzlich vom Fahrer, der in die Pedale tritt – und dabei vom Motor je stärker unterstützt wird, umso mehr er sich selbst anstrengt.

Parallel werden unter Regie der Nationalen Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie (NOW) mehr als 40 Testfahrzeuge betrieben, die nur noch Wasserdampf ausstoßen. Laut einer Studie im Auftrag von NOW und Bundesverkehrsministerium können Wasserstoff-Fahrzeuge „bei ambitionierter Markteinführung“ bis 2050 bis zu 55 Prozent Anteil bei leichten Nutzfahrzeugen und gut 70 Prozent bei Pkw und Bussen erreichen. Je nach Herstellung des benötigten Wasserstoffs soll der CO2-Ausstoß der Fahrzeuge zwischen 44 und 66 Prozent sinken. Auch die Klimabilanz der Elektroautos hängt im Wesentlichen davon ab, wie Öko der Strom ist, mit dem sie fahren: Ein Kohlestromer ist kaum klimafreundlicher als ein kleiner Diesel. Die Diskussion beschränkt sich also weitgehend darauf, welche Antriebsart das Rennen machen wird. Zum großen Verdruss von Peter Maskus. Der einst bei Porsche und Mercedes beschäftigte Ingenieur hat, wie er selbst sagt, den Nachfolger des Automobils entwickelt. Damit die Welt das endlich bemerkt, hat er seinen Firmensitz kürzlich von Luzern nach Berlin verlegt. „Acabion“ heißt das Geschöpf, das wie eine Kreuzung aus Seifenkiste und Eurofighter aussieht und die Menschheit über das 21. Jahrhundert hinaus mobil machen soll. Maskus’ Kernbotschaft: Während die Autoindustrie wider besseres Wissen weiter energiefressende Kisten gegen den Fahrtwind kämpfen lässt, baut er aerodynamisch optimierte Gefährte, die dank ihrer Form schon bei Großstadttempo mindestens zehnmal so energieeffizient und entsprechend sparsam sind.

Der Prototyp, den Maskus anlässlich dieser Zukunftsserie jüngst beim Tagesspiegel vom Laster lud, basiert teilweise auf Motorradtechnik. Er hat zwei Schalensitze, aber der Ingenieur hat Konzepte für alle Größen entwickelt – bis hin zum Neunsitzer mit großem Gepäckfach unter der Passagierkapsel.

Nach Berlin ist Maskus gekommen, weil er zur Stelle sein will, wenn über völlig neue Carsharing-Konzepte und Transportmittel entschieden wird. Andererseits fürchtet er, auf Messen wie der im September anstehenden „Cleantech World“ auf dem Flughafen Tempelhof zwischen den „Elektro-Sauriern“ der etablierten Hersteller unterzugehen. Ganz langfristig sieht Maskus sein „Acabion“ mit Schallgeschwindigkeit über spezielle Hochtrassen und durch Tunnel schießen. „Reise um die Welt in zwei Stunden“, heißt eines seiner Bücher. Start und Ziel: Berlin. Stefan Jacobs

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