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Berlin: Ziskas Welt

Sie zeichnete Science-Fiction-Comics mit Seyfried und schreibt Tatort-Drehbücher mit Luci van Org. Jetzt veröffentlicht die buddhistische Allroundkünstlerin Ziska Riemann eine CD mit deutschen Popsongs

Die Ideen sprudeln nur so aus ihr heraus. Sie schreibt Drehbücher und Kurzgeschichten, dreht Filme, malt Bilder, zeichnet Comics, spielt Schlagzeug und tingelte viele Jahre mit ihrer Band durch Berliner Clubs. Und jetzt hat sie mal eben ein Label gegründet, damit ihre Lieder, die sie mit befreundeten Musikern aufgenommen hat, als CD erscheinen können, ohne dass sie sich nach den Vorgaben eines großen Konzerns richten müsste.

Das, wofür andere Menschen mehrere Leben bräuchten, scheint Ziska Riemann ganz nebenbei zu machen. „Ich sammle Ideen und spuck’ sie wieder aus“ – was die 31-jährige Künstlerin über ihren Brotverdienjob Drehbuchschreiben sagt, könnte als Motto über ihrer gesamten Arbeit stehen. Dabei scheint Ziska, auch wenn’s um sie herum kräftig wirbelt, stets in sich zu ruhen. So wie auf dem CD-Cover, das ihr Künstlerfreund Gerhard Seyfried für sie gezeichnet hat. Darauf sieht man ein apokalyptisches Comic-Berlin mit Mord und Totschlag, Müll und Verfall. Davor steht mit zartem Strich gezeichnet Ziska, die mit stillem Mona-Lisa-Lächeln über den Dingen zu stehen scheint.

„Wo hier bitte geht’s nach Shambhala?“ heißt die CD, für die Ziska ein Dutzend eigener Texte gemeinsam mit Musikerfreunden in Songs verwandelt hat, die zwischen Elektro-Beat, Kinderliedern, Weltmusik, Chanson und Deutsch- Pop changieren. Die Texte handeln von Lust und Liebe und von der Suche nach Glück, erzählen mysteriöse Kurzgeschichten oder verbreiten humanistische Botschaften gegen Vorurteile und über die Sinnlosigkeit von Drogen.

Shambhala – ein Synonym für den spirituellen Ort der Glückseligkeit – ist für die praktizierende Buddhistin Ziska eine Formel, mit der sie die Welt um sich herum so wahrnimmt, dass sie mit ihr gut leben kann. „Die Welt ist immer so, wie man sie interpretiert“, sagt sie. Dabei strahlt sie im Gespräch in einem Kreuzberger Café eine Mischung aus einem fast naiv wirkendem Glauben an das Gute und einer abgeklärten Welterfahrenheit aus. Vielleicht stammt die noch aus jener Zeit, als sie als Teenager mal zwei Jahre von zu Hause ausgerissen war und auf der Straße und in besetzten Häusern lebte.

Vielleicht ist es auch der Einfluss ihrer „Hippie-Eltern“, wie sie sagt. Der Einfluss des Vaters, eines Malers, hat zumindest dazu geführt, dass Ziska mit 17 Jahren zur Partnerin eines der bekanntesten deutschen Comiczeichner wurde. Damals nahm sie ihr Vater zu einer Signierstunde von Gerhard Seyfried mit, kurz darauf saßen die beiden zusammen am Zeichentisch, drei Science-Fiction-Comics sind bisher dabei herausgekommen.

Teamwork ist das Zauberwort auch bei anderen Ziska-Projekten. Mit ihrer Freundin Luci van Org („Weil ich ein Mädchen bin“) hat sie nicht nur Songs aufgenommen. Die beiden schreiben auch gemeinsam Drehbücher. „Friedenau“, die Geschichte zweier Mädchen aus kaputten Familien, soll bald verfilmt werden. Auch die Liebesgeschichte „The Mooch!“ hat gute Chancen, ins Kino zu kommen – die Idee zu Ziskas Drehbuch stammt von Daniel Brühl, den sie privat schon lange vor „Lenin“ kannte und der in dem Film mitspielen will, wie sie sagt. Dass sie ihr Handwerk versteht, zeigt auch der Erfolg des Fernsehfilms „Die Hunde sind schuld“, der auf ihrem Buch basiert: Der Film wird bei der ARD regelmäßig wiederholt.

Mit Seyfried verbindet die Künstlerin bis heute eine enge Freundschaft. Als der Zeichner, der inzwischen zum Romanautor („Herero“) avanciert ist, kürzlich aus der Schweiz nach Berlin zurückkehrte, half Ziska bei der Wohnungssuche. Jetzt wohnen die beiden in der Nähe des Nollendorfplatzes nahe beieinander und schmieden schon wieder gemeinsame Pläne. Noch einen Science-Fiction-Comic wollen sie zusammen machen, sagt Ziska, und für ein Kinderbuch gibt es auch schon die ersten Entwürfe.

Die CD „Wo hier bitte geht’s nach Shambhala“ ist ab heute im Handel. Release- Konzert am 21. April, 20 Uhr im K44 (Köthener Straße 44). Internet: www.ziska.tv

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