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Spandau: Zitadelle ohne Hinterausgang - vor fünf Jahren

Ist die Zitadelle sicher bei Konzerten? Vor fünf Jahren gab es zwischen der Spandauer Festivalbühne und der Wuhlheide einen merkwürdigen Streit. Was Rainer During damals schrieb.

Als „zynisch“ hat Tilmann Richter von der Konzertagentur Trinity die Kritik eines Konkurrenten an der Sicherheit der noch aus der Zeit der brandenburgischen Kurfürsten stammenden Spandauer Zitadelle bezeichnet. Sein Unternehmen organisiert seit fünf Jahren das Cital Music Festival mit in diesem Jahr 18 Veranstaltungen. Der Chef der Wuhlheide, Wolfgang Köllen, hatte vor dem Hintergrund der Katastrophe bei der Love Parade in Duisburg die Nutzung der historischen Festung als Veranstaltungsort infrage gestellt.

Mit der Genehmigung verstoße der Bezirk „eklatant“ gegen Bau- und Veranstaltungsvorschriften, sagt Köllen. Die Festung sei so konzipiert worden, „dass niemand hinein- und hinauskommt“. Dagegen würde die hier nicht berücksichtigte Veranstaltungsstättenverordnung einen zweiten Ausgang verlangen und die Teilnehmerzahl auf 600 pro 1,20 Meter Fluchtwegbreite begrenzen. Beim 3,60 Meter breiten Zitadellenzugang seien das maximal 1800 Besucher.

Er sei über die Äußerungen „schwer schockiert“, sagt nun Tilmann Richter. Hier nutze ein Konkurrent die Katastrophe von Duisburg, um Bedenken Luft zu machen. Eine behauptete Evakuierung der Festung über Strickleitern und mit Feuerwehrbooten sei nirgendwo vorgesehen und erwecke den Eindruck, die Vorsorgemaßnahmen seien dilettantisch.

„Sicher denkt man nach solch einer Katastrophe über alle Sicherheitskonzepte nach, die jemals geschrieben wurden“, so Richter. Das Konzept für die Zitadelle bestehe seit Jahren, man sei sicher, dass es im Ernstfall greift. Dennoch feile man jetzt an Details. So werden die Ordner künftig Westen in Signalfarben tragen, um noch besser erkennbar zu sein und noch mehr Schilder die Wege zu den Sammelplätzen zeigen, auf die das Publikum in Lautsprecherdurchsagen hingewiesen wird.

Auch Spandaus Baustadtrat Carsten-Michael Röding (CDU) verweist darauf, dass das Bezirksamt die Besucherzahl auf 10 000 begrenzt hat, sie aber eh meist „deutlich darunter“ liegt. Bei einem Zwischenfall stehen Sammelplätze mit einer Gesamtfläche von 8000 Quadratmetern in den Randbereichen und auf den Bastionen zur Verfügung. Dass sich die Menschen selbst bei einer Panik dorthin und nicht zum Ausgang begeben, sollen die Sicherheitskräfte gewährleisten, von denen einer auf 70 bis 80 Personen kommt. Das sei die dreifache Ordnerdichte der Loveparade, sagt Röding.

Wolfgang Köllen aus der Wuhlheide steht zu seiner Kritik und wirft den Verantwortlichen vor, „die Sache schönzureden“. Er weist Konkurrenzdenken zurück, die Zitadelle sei für die Wuhlheide kein Wettbewerber. Beim Innensenator sieht man keine Notwendigkeit, die bisherige Genehmigungspraxis für Großveranstaltungen in Berlin zu ändern. Daran seien ohnehin diverse Senatsverwaltungen beteiligt. Rainer W. During
Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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