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Berlin: Zoodirektor Frädrich gestorben

Der langjährige Chef war seit einem Jahr im Ruhestand

Vermutlich hatte sich Hans Frädrich für seinen Ruhestand noch etwas mehr vorgenommen. Fachbücher lesen, die letzten Geheimnisse der Schweine erforschen – und vor allem immer ein wenig darauf achten, dass im Berliner Zoo alles im Lot bleibt. Frädrich, der elf Jahre lang Direktor dieses Zoos war, blieb für all das nur gut ein Jahr Zeit: Gestern ist der promovierte Zoologe im Alter von 66 Jahren gestorben.

Der gebürtige Göttinger, der 1966 als wissenschaftlicher Assistent an den Berliner Zoo kam, machte dort eine schnurgerade Karriere. Er entwickelte Konzepte für die Bebauung der vielen nach dem Krieg gebliebenen Brachflächen, holte persönlich 1980 die PandaBären Bao Bao und Tian Tian in China ab und half mit im politischen Kampf um die Erweiterung des Geländes, die 1987 mit der feierlichen Eröffnung besiegelt wurde. 1991 rückte er schließlich auf den Posten des legendenumwobenen Heinz-Georg Klös. Frädrich arbeitete weit weniger öffentlichkeitswirksam als sein extrovertierter Vorgänger, hielt sich bewusst im Hintergrund und feilte dort vor allem an zeitgemäßen Konzepten, die Haltung von Tieren auf relativ engem Raum mit den Geboten des Tierschutzes in Einklang zu bringen. Für naturnahe Biotope, das wusste er genau, ist kein Platz im engen Zoo, und deshalb setzte er sich immer für einen Kompromiss ein: „Wir müssen Tiere wie auf einer Bühne präsentieren“, sagte er in einem Interview, „natürlich tiergerecht“. Tierschützern, die die Unterbringung von Tieren in Gehegen und Gebäuden generell für Teufelswerk erklärten, trat er entschlossen entgegen und betonte immer wieder, wie wichtig der Bildungsauftrag der Zoologischen Gärten sei: Hier werde etwas geleistet, was weder Bücher noch Fernsehen schaffen könnten.

Frädrichs letzter öffentlicher Auftritt im Amt war im Juni 2002 die Eröffnung der neuen Pinguin- und Robben-Anlage, die mit 16 Millionen Euro Baukosten zum aufwändigsten und teuersten Bauprojekt des Zoos überhaupt geriet. Besonders stolz war er auf das etwas ältere, technisch ebenso komplizierte Flusspferdhaus. Das Erfolgsrezept, das er seinem Nachfolger Jürgen Lange gab, setzt freilich finanzielle Möglichkeiten voraus, die gegenwärtig fehlen dürften: „Alle paar Jahre einen baulichen Höhepunkt setzen.“

Doch Frädrich hatte noch ein anderes Rezept für einen erfolgreichen Zoodirektor. Man müsse vor allem gut auf die Tierpfleger achten, sagte er immer wieder, denn die seien das Kapital des Zoos - eine Auffassung, die ihn unter den Mitarbeitern besonders beliebt machte. Wenn er aus seiner Dienstwohnung abends noch zur rituellen Runde über das leere Gelände aufbrach, genoss er die Ruhe: „Dabei fühlt man sich ein wenig, als ob der Garten einem selbst gehört.“ Konsequent zog er nach der Pensionierung zusammen mit seiner aus Thailand stammenden Frau nur ein paar Schritte weiter in die Augsburger Straße. bm

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