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Berlin: Zu alt für Techno, zu jung für Tanztee

1500 Premierengäste feiern heute Abend die Eröffnung des „Goya“-Clubs

Die Berliner Nachtclubszene ist im Umbruch. Techno ist Geschichte, viele legendäre Clubs sind verschwunden oder laufen nur noch auf Sparflamme, ambitionierte Neueröffnungen sind gescheitert oder haben die angepeilte solvente Zielgruppe verfehlt. Deshalb ist das „Goya“ am Nollendorfplatz gewiss kein Selbstläufer, sondern ein Projekt mit hohem Risiko. Am heutigen Donnerstagabend lässt Peter Glückstein, der Initiator und Chef des neuen Vergnügungspalastes, den Vorhang für rund 1500 Premierengäste heben – und man wird genauer sehen, was er sich da ausgedacht hat. „Zu alt für Techno, zu jung für Tanztee“ - so charakterisiert er seine künftigen Gäste.

Der Club im ehemaligen Metropol ist nicht nur wegen der Architektur nach Plänen von Hans Kollhoff bemerkenswert, sondern vor allem wegen des ungewöhnlichen Finanzierungskonzepts. Mehr als 2000 Aktionäre haben seit dem Projektstart vor vier Jahren fast acht Millionen Euro aufgebracht, und so wird jeder Abend, wenn es gut geht, gleich auch eine Art Hauptversammlung.

42 Jahre alt ist der Goya-Durchschnittsaktionär, und er hat sich seinen Anteil an der Amüsier-AG bis zu 4000 Euro kosten lassen. Künstler wie der Maler Markus Lüpertz gehören dazu, Unternehmer wie der Großbäcker Heiner Kamps, Sportler wie Hertha-Trainer Falko Götz oder Schauspieler wie Dominic Raacke. Goya-Sprecherin Alice Brauner betont aber, auch Friseusen seien zu Goya-Aktionären geworden. Die Macher scheuen den Vorwurf, elitär zu sein, und sie haben deshalb vernünftige Preise und eine liberale Türpolitik angekündigt. Auch Jeansträger dürfen hinein. Die Aktionäre, die lebenslang freien Eintritt genießen, bleiben auf der oberen Galerie unter sich, andere Gäste zahlen 10 Euro Eintritt.

Hinter der weitgehend unveränderten Jugendstil-Fassade des Metropols öffnet sich ein 15 Meter hoher ovaler Ballsaal mit Parkett, säulengetragenen Galerien und einer gewaltigen, hundert Meter langen, geschwungenen Bar. Am frühen Abend gibt es für die Gäste zunächst ein baskisches Menü an langen Tafeln bei Kerzenschein, dann verschwinden Tische und Stühle und geben die Tanzfläche frei.

Der Name des Clubs knüpft nur zufällig an die erfolgreiche Berliner Ausstellung des spanischen Malers Francisco de Goya an: Glückstein hat ihn bereits viel früher ausgewählt, als er im Prado in Madrid vor den Gemälden des Künstlers stand. Seine Pläne sind ambitioniert: 2006 will er bereits zehn Millionen Euro umsetzen. Viele bezweifeln, dass das erreichbar ist – aber sie haben auch bezweifelt, dass Glückstein das Aktienkapital zusammenbringt. Ob er am Ende richtig liegt, das wird sich erst nach den drei Eröffnungstagen zeigen. Dann verschnaufen die Aktionäre, die Berufspartygänger ziehen weiter, und die normalen Gäste müssen das Geld bringen.

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