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Zu wenig Polizisten: 1. Mai: Berlin will Bundesliga verschieben

Aus Sorge vor Ausschreitungen am 1. Mai fordert Berlins Innensenator Ehrhart Körting, die an diesem Tag geplanten neun Bundesligaspiele zu verschieben - es könnten zu wenig Polizisten für linke und rechte Demonstrationen zur Verfügung stehen.

Berlin - Während in Berlin am 1. Mai in den vergangenen Jahren 3000 Beamte aus anderen Ländern und der Bundespolizei den nochmal 3000 Berliner Polizisten halfen, könnten in diesem Jahr weniger Kräfte zur Verfügung stehen.

Grund für die Sorge um zu wenig Beamte ist die Tatsache, dass wegen der Fußball-WM die Saison verkürzt ist und traditionell die letzten beiden Spieltage an einem Tag durchgeführt werden müssen. Deshalb spielen am 1. Mai alle Teams der ersten Liga. Weil die Polizei die Sicherheit bei zeitgleich stattfindenen Demonstrationen nicht garantieren könne, forderte die Innenministerkonferenz der Länder den am 1. Mai angesetzten 33. Spieltag komplett auf Sonntag den 2. Mai zu verlegen. In der Berliner Senatsinnenverwaltung zeigte man sich enttäuscht, dass sich die Innenminister beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht durchsetzen konnten. Eine Sprecherin des Innensenators betonte aber, dass es sich nicht um eine Niederlage Körtings handele, vielmehr habe die komplette Innenministerkonferenz darum gebeten, Partien anders anzusetzen.

Der DFB, die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und die Innenminister hatten sich im Dezember nur darauf einigen können, die Partien der Zweiten und Dritten Liga auf den 2. Mai beziehungsweise 30. April zu verschieben. Dadurch würden die Behörden ausreichend entlastet, argumentiert der DFB, da nur neun statt der geplanten 19 Spiele stattfinden. Zu Spielen der vierten Liga, der Regionalliga, habe man sich nur auf eine „flexible Lösung“ geeinigt.

Noch ist etwa die in Berlin stattfindene Partie Hertha BSC II gegen Türkiyemspor am 1. Mai um 14 Uhr angesetzt. In der Regionalliga gibt es der Polizei zufolge bundesweit fast 3000 gewaltbereite Fans. Der Berliner Chef der Gewerkschaft der Polizei, Eberhard Schönberg, sagte dem Tagesspiegel, dass es kaum ausreichend Kräfte gebe, die Sicherheit am 1. Mai zu gewährleisten. Wären die 2.-Liga-Spiele nicht verschoben worden, wäre „polizeilicher Notstand“ kaum zu verhindern gewesen. „Dass Fußball offenbar vor Sicherheit geht, ist nicht unproblematisch“, sagen Sicherheitsexperten mit Blick auf die zu erwartenen Demonstrationen.

Am 1. Mai soll in Berlin ein zentraler Neonazi-Aufmarsch stattfinden. Kenner der rechten Szene vermuten, dass der Aufmarsch durch die Innenstadt führen wird. Linke Gruppen debattieren derzeit, ob die „Revolutionäre Demonstration zum 1. Mai durch Kreuzberg oder Neukölln laufen soll. Am 1. Mai 2009 hatte es in Kreuzberg ungewohnt massive Ausschreitungen gegeben.

Der innenpolitische Sprecher der Berliner Grünen, Benedikt Lux, sagte dem Tagesspiegel, Körting habe sich seitdem hilflos gezeigt. Außerdem sei die Personalsituation bei der Polizei schlecht. Aus dem Polizeipräsidium hieß es am Dienstag, dass mit „etlichen Umzügen und Aktionen“ am Tag der Arbeit zu rechnen sei. Genaue Einsatzpläne gebe es noch nicht. Gespräche mit Fußball- und Demo-Organisatoren liefen noch. „Doch dieses Mal wird sich bei der Polizei stärker mit dem 1. Mai befasst als sonst schon“, sagte ein mit den Vorgängen vertrauter Beamter.

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