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Berlin: Zum 80. Einbruch gab es Blumen für die Wirtin Die Treptower Tages-Bar ist bei den Dieben beliebt

Aber auch andere werden immer wieder überfallen

Zum Jubiläum gab’s von den Stammgästen Blumen – so, wie es sich gehört. Doch war der Anlass für Brigitte Hoffmann am Freitag kein schöner: Zum 80. Mal wurde in ihrer kleinen Kneipe „Tages-Bar“ mitten im Wäldchen an der Puschkinallee in Treptow eingebrochen.

Wieder einmal haben die Täter die Scheiben eingeschlagen, um sich dann an „Gitti“ Hoffmanns Kühlschrank zu schaffen zu machen. „Die haben Schnaps mitgenommen und den Kühlschrank ausgeräumt: Käse, Wurst, Brot“, erzählt die 60-Jährige. Bereits drei Tage zuvor, am 15. November, waren die Einbrecher schon einmal in ihre Gaststätte eingedrungen. „Das ist immer dasselbe Spiel“, sagt die Wirtin. Zwar heult die Alarmanlage auf, „doch bis die Polizei da ist, sind die Täter schon geflitzt“. Immer, wenn bei Brigitte Hoffmann, die unweit der Kneipe in Treptow wohnt, mitten in der Nacht das Telefon schrillt, dann wisse sie schon: Die Polizei meldet einen neuen Einbruch. Seit 1991 – da hat sie die Kneipe eröffnet – macht die Wirtin das nun schon mit. „Die Kneipe liegt abgelegen im Treptower Park. Das ist natürlich für die Täter ideal. Bis da einer etwas bemerkt, sind die weg“, sagt ein Ermittler bei der Polizei.Vor rund zwei Jahren waren die Beamten aber erfolgreich: Da wurden zwei Einbrecher gefasst, die bereits 13 Mal in Brigitte Hoffmanns Kneipe eingebrochen waren.

Einen bewaffneten Überfall musste Gitti Hoffmann bislang noch nicht erleben. Da hatten andere Berliner Geschäftsleute mehr Pech. Zum Beispiel Radsport-Legende Otto Ziege, langjähriger Sportchef der Sechs-Tage-Rennen und Tankstellen-Besitzer. Bereits neun Mal wurde seine Tankstelle an der Mommsenstraße in Charlottenburg ausgeraubt. Zuletzt erst wieder in der Nacht zu Freitag. Seine Tankstelle erfüllt alle Kriterien, auf die die Täter Wert legen: Sie ist so gelegen, dass man sie schnell anfahren und nach dem Überfall wieder wegfahren kann, und sie verfügt über einen begehbaren Verkaufsraum. „Die Räuber rechnen damit, dass sie schnell an Bargeld kommen, deshalb sind Tankstellen so beliebt“, hieß es dazu bei der Polizei. Oder aber es spricht sich – wie im bei den zahlreichen Überfällen auf die „Schlecker“-Märkte – herum, dass die Sicherheitsvorkehrungen lasch sind. In der Regel arbeitet in den Märkten nur eine Angestellte. Die Tresore haben keine Zeitschaltung und lassen sich nur mit einem Schlüssel öffnen.

Auch Juwelier Axel Sedlatzek war für eine bestimmte Tätergruppe ein begehrtes Ziel: Bevor sich der bekannte Juwelier Ende vergangenen Jahres in den Ruhestand verabschiedet hatte, ist sein Geschäft am Kurfürstendamm gleich dreimal hintereinander von Mitgliedern der so genannten Hammer-Bande aus Polen überfallen worden. Hier war es nicht etwa der prominente Name Sedlatzek, der die Täter angezogen habe, sondern „das viel versprechende Angebot des Juweliers“, sagt ein Ermittler. Doch Kneipenwirtin Brigitte Hoffmann will wegen der vielen Einbrüche in ihren Laden nicht aufgeben. „Hier habe ich meine Stammkunden“, sagt sie. Die liefen jetzt mit ihren Hunden nachts Streife – damit der Kneipenkühlschrank in Zukunft unversehrt bleibt.

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