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Berlin: Zwei Berliner Ur-Gemeinden fusionieren Vereinigungsgottesdienst in der

St. Marienkirche am Alexanderplatz

Der Fernsehturm hüllt sein Haupt in Nebel, als sich zu seinem Fuße zwei evangelische Gemeinden aufmachen, dem ehrwürdigen Leuchtturm der Evangeliumsverkündung am Alexanderplatz – St. Marien – zu neuer, größerer Strahlkraft zu verhelfen. Mit einem Festgottesdienst feiern St. Petri-Luisenstadt und St. Marien, die Urgemeinden der mittelalterlichen Doppelstadt Berlin und Cölln, am Sonntag ihre Fusion. „Die Anfänge des Kirche-Seins in Berlin finden hier zusammen“, sagt Superintendent Lothar Wittkopf, „das ist ein hohes Gut für das kulturelle Gedächtnis der Stadt und eine starke Glaubenskraft“.

An die 1285 erstmals urkundlich erwähnte Petrikirche auf der Fischerinsel erinnert nur noch der Petriplatz. Ein Parkplatz mit Infotafel, über den der Verkehrslärm der Gertraudenstraße schwappt. Die Bombenkriegsruine St. Petri musste in den 60er Jahren der großzügigen Straßenplanung der Hauptstadt der DDR weichen und die Gemeinde zog sich in das Gemeindehaus in der Neuen Grünstraße am Spittelmarkt zurück. Diese Nischenexistenz zu verlassen, ist für einige Gemeindemitglieder schon schmerzhaft, meint Gemeindekirchenratsvorsitzender Dietmar Wauer. Andere begrüßen das aber auch freudig, und er persönlich hofft durch die Fusion mit der City-Kirche St. Marien auf reicheres und lebendigeres Gemeindeleben. Eingekeilt zwischen Platte und Neubau ist die Hinterhofgemeinde samt ihrem Kindergarten schon optisch das Gegenteil von St. Marien, die einen Kilometer entfernt auf dem Alex wie auf dem Präsentierteller liegt und als imposante bischöfliche Predigtkirche Touristen aus aller Welt anzieht. Urkundlich erwähnt wurde sie allerdings erst 1294 und mit knapp 1700 Gemeindegliedern hat sie kaum mehr als St. Petri.

„Wichtiger als das, was jede Gemeinde an Geschichte, Gebäuden und Arbeitsstellen mitbringt, ist, ob sich viele in der Gemeinde neu ihrer Berufung stellen und ihr in der chancenreichen aber auch gefährdeten Mitte Berlins ein neues Gesicht geben“, sagt Prediger Lothar Wittkopf. Das fordert in der Bibel auch der Apostel Paulus von den Korinthern. Christen sollen nicht untätig bleiben, sondern jeder für sich soll das Seine tun: danken, loben, helfen, stärken, trösten, lieben. „Schwestern und Brüder, seht auf Eure Berufung.“ In Berlins zernarbter, historischer Mitte heißt das, die Kräfte zu bündeln, um in der atemlosen, säkularen Großstadt einen Ort des Dankes und der Feier zu bewahren. Wie seit Jahrhunderten.

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