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Die Wucht der Detonation schleuderte die Scheiben von der Sparkasse auf die Straße.

© dpa

Update

Explosion in Sparkasse in Berlin-Mariendorf: Blut entdeckt - Polizei sucht nach Verletztem

Neue Details zum Sparkassen-Einbruch von Mariendorf: Bei der Bank-Filiale wurde eine größere Menge Blut gefunden, einer der Täter muss sich stark verletzt haben. Die Polizei bittet mögliche Zeugen um Hinweise.

Von Sandra Dassler

Nach dem Einbruch am Mariendorfer Damm hat die Polizei noch keinerlei Hinweise auf die Täter. Das sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel. Trotz umfangreicher Zeugenbefragung und Spurensicherung gebe es keine heiße Spur zu den Räubern. Wie berichtet hatten diese mehr als hundert Schließfächer der Sparkasse ausgeräumt. Bei ihrer Flucht legten sie Feuer, dem wiederum eine Explosion folgte, durch die Innenräume verwüstet und Fensterscheiben meterweit durch die Luft geschleudert wurden.

Beim Überfall muss sich einer der Täter eine stark blutende Wunde zugezogen haben, vermuten die Ermittler nun. Die Polizei hat Blut gefunden und sucht nun nach Zeugen, die Hinweise geben können. Sie fragt, wer am Morgen des 19. Oktober "eine derartige Wunde versorgt, die Wundversorgung beobachtet" oder andere Hinweise dazu geben kann.

Zum Glück waren weder Passanten noch die Mieter in den über der Sparkasse liegenden Wohnungen verletzt worden. "Das hätte aber auch anders ausgehen können", sagte der Polizeisprecher: "Wir gehen nach den bisherigen Ermittlungen davon aus, dass die Räuber nicht erst am Sonntagmorgen in die Sparkasse eindrangen. Für das Aufbrechen von mehr als hundert Schließfächern benötigten sie einfach mehr Zeit. Möglicherweise waren sie schon am Sonnabend unbemerkt am Werk." Da sich die Schließfächer im Keller befanden, hätten weder Passanten noch Kunden, die Geldautomaten nutzten, davon etwas mitbekommen. Dass der Mariendorfer Damm stark befahren ist, sei den Tätern sogar entgegengekommen, vermutet der Sprecher: "Dadurch hat man Geräusche aus dem Keller der Sparkasse nicht gehört."

Niemand konnte wissen, wie stark die Explosion sein würde

Erst vor ihrer Flucht am Sonntagmorgen hätten die Täter zur Verdeckung von Spuren mit Brandbeschleunigern ein Feuer gelegt, durch das sich dann ein Gasgemisch bildete, das später explodierte. "Da niemand wissen konnte, wie stark die Explosion ausfallen würde, nahmen die Räuber billigend in Kauf, dass Menschen dabei zu Schaden kommen könnten", sagte der Sprecher. "Und zwar sowohl die Mieter in den Wohnungen über der Sparkasse als auch Passanten. Schließlich waren die schweren Scheiben meterweit durch die Luft geflogen."

Die Alarmanlage löste nicht aus

Wie die Täter in die Sparkasse gelangten, ist noch unklar - ebenso wie die Frage, warum die Alarmanlage nicht auslöste. Möglicherweise wurde ein Fenster oder eine Tür ausgehebelt oder es gab einen ganz anderen Zugang in den Keller. "Sie sind jedenfalls nicht durch den Schalterraum gekommen", sagte ein Sparkassenmitarbeiter. Die Filiale war am Sonnabend nicht geöffnet, hatte allerdings einen Selbstbedienungsbereich, wo man von 5 Uhr bis 24 Uhr Geld abholen konnte.

Weiterhin teilte die Sparkasse mit, dass die Filiale wegen der schweren Schäden bis auf weiteres geschlossen bleiben muss. Für die Nachfragen besorgter Kunden wurde unter der Telefonnummer 869 869 15 eine Telefonhotline eingerichtet. Es seien aber auch Mitarbeiter vor Ort, die Anfragen entgegennehmen, sagte ein Sprecher.

Noch ist nicht klar, welche Kunden betroffen sind

Man habe bereits alle Schrankfachinhaber am Standort Mariendorf identifiziert. Inhaber, deren Schrankfach aufgebrochen wurde, erhalten Vordrucke für eine Auflistung ihres Inhalts, um zügig die Schadensmeldungen zu bearbeiten. Die Vordrucke könne man telefonisch oder im Internet abrufen. Außerdem wird ab Dienstag eine Anlaufstelle für Kunden mit entsprechenden Experten zur Verfügung stehen.

"Generell sind die Schließfächer bis zu 10 300 Euro versichert", sagte der Sprecher: "Alles was darüber hinausgeht, muss individuell vereinbart werden." Natürlich müssten die Kunden auch nachweisen, was sie in ihren Schließfächern hatten. Das könnte beispielsweise durch Fotos oder Rechnungen erfolgen.

Die Berliner Sparkasse war in den vergangenen Wochen schon häufiger Ziel von Überfällen: So wurde die Filiale am Alexanderplatz Anfang Oktober von einem unmaskierten Täter ausgeraubt, in Friedrichsfelde raubte vergangene Woche ein bewaffneter Täter einen Plastikbeutel voller Münzen.

Manches erinnert an den Tunnelraub von Steglitz

Der Raub von Mariendorf erinnert eher an den sogenannten Tunnelraub von Steglitz. Dabei hatten Unbekannte im Januar 2013 von einer Tiefgarage aus einen rund 50 Meter langen Tunnel in den Tresorraum der Steglitzer Volksbank gegraben und dort knapp 300 Schließfächer ausgeräumt. Sie erbeuteten Schmuck und Bargeld im Wert von rund zehn Millionen Euro. Wie hoch die Beute in Mariendorf war, wissen derzeit weder Sparkasse noch Polizei. Es dürfte sich jedoch gelohnt haben, vermutet ein Ermittler. „Hinzu kommt, dass der Aufwand am Mariendorfer Damm weitaus geringer war als in Steglitz, wo die Täter lange am Tunnel graben mussten.“ Parallelen gibt es dennoch. So hatten die Räuber auch in Steglitz ein Feuer gelegt, um ihre Spuren zu verwischen – was ihnen bis heute gelungen ist.

Bankschließfächer sind im Trend

Alle vier Minuten brechen Kriminelle in Deutschland in eine Wohnung oder ein Haus ein. Die Zahl der Fälle steigt jährlich, auch in Berlin. Verbraucher machen sich deshalb Sorgen um den geerbten Schmuck, die Münzsammlung oder wichtige Unterlagen. Die Nachfrage nach Bankschließfächern ist daher in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. So sind bei der Berliner Sparkasse derzeit 80 Prozent der kleinen Fächer im Tresorraum belegt. Die Preise dafür sind aber sehr unterschiedlich und die Größen der Schließfächer nicht standardisiert: In Berlin kosten Fächer je nach Größe zwischen 35 und 476 Euro im Jahr.

In den meisten Filialen haben die Kunden dann nur zu den Öffnungszeiten Zugriff auf ihre Schließfächer. Sie müssen sich am Schalter mit Personalausweis oder Reisepass ausweisen, damit der Bankmitarbeiter ihnen den Tresorraum aufschließt.

Alles darf rein - außer Waffen oder Radioaktives

Einlagern darf man fast alles. Ausgenommen sind nur Waffen oder radioaktives Material. Allerdings ist es nicht bei allen Dokumenten auch sinnvoll, sie im Banksafe zu lagern, das eigene Testament zum Beispiel. Die Erben kommen dann nur schwer daran. Der Inhalt ist bei den meisten Banken nicht automatisch versichert. Um die Wertsachen dennoch zu schützen, verkaufen die Banken meist eine zusätzliche Schließfachversicherung – zu unterschiedlichen Konditionen. Manchmal ist ein Schließfach bereits über die Hausratversicherung versichert – da lohnt es sich, ins Kleingedruckte zu schauen.

Nach dem Einbruch in die Steglitzer Volksbank („Tunnelcoup“) bot das Institut nicht versicherten Kunden eine Entschädigung an – in Höhe von 30 Prozent des Werts.

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