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Menschen besuchen den Grossen Garten in Dresden.

© Sylvio Dittrich via www.imago-images.de

Der Osten schrumpft Studie zufolge massiv: Deutsche Gesamtbevölkerung wächst bis 2040 minimal, altert aber deutlich

Mehr Menschen in Berlin und massive Rückgänge in östlichen Landkreisen sagt eine Bertelsmann-Studie voraus. Demnach wird die Bevölkerung im Erwerbsalter deutlich sinken.

In weiten Teilen Ostdeutschlands wird die Bevölkerung bis zum Jahr 2040 voraussichtlich massiv schrumpfen. Zu diesem Schluss kommt der am Dienstag in Gütersloh veröffentlichte „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann-Stiftung zur demografischen Entwicklung.

Ganz anders ist laut den Berechnungen die Lage in den Metropolen und Ballungsgebieten. Insgesamt wird die Bevölkerung in Deutschland demnach bis 2040 verglichen mit 2020 um 0,6 Prozent wachsen. 

Den Prognosen zufolge dürfte die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner verglichen mit 2020 in Sachsen-Anhalt um 12,3 Prozent zurückgehen, in Thüringen um 10,9 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern um 7,3 Prozent.

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In Sachsen wird laut Bevölkerungsprognose der Stiftung mit einem Minus von 5,7 Prozent gerechnet, in Brandenburg um 2,4 Prozent. Ebenfalls stark betroffen ist allerdings auch das im Westen gelegene Saarland mit einem prognostizierten Rückgang der Bevölkerung um 5,3 Prozent.

Für die anderen Länder prognostizieren die Autoren hingegen ein Plus. Demnach wird für Berlin bis 2040 mit einem Zuwachs von 5,8 Prozent gerechnet. Auch Baden-Württemberg mit einem Plus von 4,6 Prozent und Bayern mit einem Zuwachs von 4,4 Prozent werden demnach binnen 20 Jahren deutlich zulegen.

Im Stadtstaat Hamburg ist den Berechnungen der Expertinnen und Experten zufolge von einer Bevölkerungszunahme von 3,5 Prozent bis 2040 auszugehen. Bremen legt mit 1,1 Prozent nur moderat zu.

Andere westliche Flächenländer werden demnach hingegen eher stagnieren - etwa Nordrhein-Westfalen mit einem prognostizierten minimalen Rückgang um 0,1 Prozent oder Niedersachsen mit einem geringfügigen Anstieg um 0,1 Prozent.

Schlusslichter mit Rückgängen von 17 Prozent und mehr

Treiber hinter dieser Entwicklung sind laut der Studie die regional teilweise höchst unterschiedlichen demografischen Entwicklungen, vor allem zwischen städtischen und ländlichen Gebieten.

So wird auch die im Bundesland Sachsen gelegene Großstadt Leipzig bis 2040 ihre Bevölkerungszahl voraussichtlich um 14,7 Prozent steigern können - und damit stärker als jede andere Kommune. Das brandenburgische Potsdam liegt mit einem Wachstum von 11,3 Prozent ebenfalls im Spitzenfeld.

Das gilt vergleichbar auch für die kreisfreie Stadt Bamberg in Bayern sowie die Landkreise Biberach (Baden-Württemberg), Mühldorf am Inn und Kelheim (beides Bayern).

Am anderen Ende rangieren Kreise und kreisfreie Städte in den östlichen Bundesländern mit Rückgängen von 17 Prozent und mehr. So werden Gebieten wie dem Landkreis Mansfeld-Südharz im westlichen Sachsen-Anhalt ein Minus von 21,1 Prozent vorhergesagt.

Im Landkreis Greiz in Thüringen schrumpft die Einwohnerzahl bis 2040 um 19,5 Prozent und damit ebenfalls um rund ein Fünftel.

Geburtenstarke Jahrgänge kommen ins Rentenalter

Bundesweit eine zentrale Rolle in allen Kommunen spielt der Berechnung der Stiftung zufolge künftig die fortschreitende Alterung der Gesellschaft. Der Anteil der Menschen über 65 Jahren wird sich demnach von knapp 22 Prozent im Jahr 2020 binnen 20 Jahren auf annähernd 28 Prozent im Jahr 2040 erhöhen.

Die geburtenstarken Jahrgänge kommen ins Rentenalter, die Zahl der Erwerbstätigen nimmt ab. Die Zahl der über 80-Jährigen steigt den Berechnungen zufolge von rund 5,8 Millionen im Jahr 2027 auf rund 7,7 Millionen im Jahr 2040. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung liegt dann bei 9,2 Prozent.

Auch hierbei wird es den Expertinnen und Experten zufolge aber erhebliche regionale Differenzen geben: Das sogenannte Medianalter der Bevölkerung wird bei generell ansteigender Tendenz im Jahr 2040 in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg bei etwa 43 Jahren liegen - in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen dagegen bei mehr als 52 Jahren.

In 30 Landkreisen dürfte der Anteil der Über-65-Jährigen an der Bevölkerung im Jahr 2040 mehr als 35 Prozent betragen, also deutlich mehr als ein Drittel. Alle liegen in Ostdeutschland in ländlichen Gebieten. Ganz vorn ist dabei wiederum der Landkreis Greiz mit einem Anteil von 39,1 Prozent, dicht gefolgt vom Landkreis Spree-Neiße in Ostbrandenburg mit 38,5 Prozent.

Kriege in Syrien und der Ukraine „hatten und haben extreme Auswirkungen“

„Drei Faktoren sind für Vorausberechnungen entscheidend: Geburten, Sterbefälle und Wanderungen. Die Punkte 1 und 2 entwickeln sich relativ stringent, die Wanderungen sind der schwierige Teil“, sagt Studienautorin Petra Klug.

„Es gab in den vergangenen Jahren zwei Ereignisse, die Vorausberechnungen erschwert haben. Das war 2015 der Krieg in Syrien und 2022 der Krieg in der Ukraine. Beide hatten und haben extreme Auswirkungen auf die Berechnungen“, so die Expertin der Bertelsmann Stiftung.

„Anders als aus Syrien sind aus der Ukraine zu einem hohen Anteil vor allem Frauen im jüngeren und mittleren Alter zu uns gekommen“, sagt die Wissenschaftlerin. Die extrem hohe Zuwanderung nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine werde sich nach Einschätzung der Experten so nicht fortsetzen. (dpa, AFP)

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