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Medien: 50 Prozent und eine Stimme

M. DuMont Schauberg profiliert sich als Käufer der „Frankfurter Rundschau“. Jetzt wird weiter gespart

Es war im Frühjahr bei den Medientagen in Leipzig. Konstantin Neven DuMont, der 36-jährige Sohn des Verlegerpatriarchen aus Köln, saß in jeder Podiumsdiskussion zum Thema Zeitungen. Er schien Aufmerksamkeit zu suchen. Nach jeder Runde stand er auf und stellte als einer der Ersten Fragen oder tat zumindest seine Meinung kund. Einmal wurde er aufgefordert, seinen Namen zu nennen und zu sagen, wo er arbeite. Der junge Neven DuMont errötete leicht. Nicht überall ist der Verlegerssohn, der mittlerweile wie der Vater Schnauzbart trägt, so bekannt wie in Köln. Am Nachmittag desselben Tages saß er selbst auf dem Podium. Auf die Frage, ob sein Verlag tatsächlich die „Frankfurter Rundschau“ kaufen wolle, errötete er wieder leicht, diesmal auf kokettierende Art. Die Antwort wehrte er mit einem Lächeln ab.

Seit Dienstag ist es offiziell: DuMont Schauberg hat von der SPD-Medienholding DDVG (Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft) 50 Prozent und eine Stimme am Druck- und Verlagshaus der „Frankfurter Rundschau“ erworben. Die DDVG bleibt mit 40 Prozent zweitgrößter Gesellschafter nach der früher alleinigen Eigentümerin Karl-Gerold-Stiftung, die weiterhin zehn Prozent hält. Die „Frankfurter Rundschau“ ist die erste überregionale Zeitung im Portfolio des Kölner Verlags. Der Erwerb steht unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung.

Schon länger hatte sich M. DuMont Schauberg als Käufer der „FR“ herauskristallisiert. Die Madsack-Gruppe aus Hannover, die zu Teilen der DDVG gehört, schien bei den Verhandlungen die Rolle des Preistreibers zu spielen – auch wenn Herbert Flecken, seit kurzem Vorsitzender der Geschäftsführung, echtes Interesse an der „FR“ nachgesagt wurde. Der nun kolportierte Kaufpreis von mehr als 35 Millionen erschien den meisten Interessenten jedoch als weit überzogen, angesichts der immer noch schwierigen Situation bei dem traditionell gewerkschaftlich orientierten Blatt.

Die linksliberale Ausrichtung und die überregionale Verbreitung sind zwei der Grundsätze, die die Karl-Gerold-Stiftung vorschreibt. Sie wurden nach Angaben des Geschäftsführers Jens Berendsen in den Kaufvertrag übernommen.

Zugleich kündigten DDVG und Du Mont Schauberg an, man sei sich „darüber einig, dass weitere Maßnahmen zur Kostensenkung in Frankfurt ergriffen werden müssen“. Beide betonten, „das Engagement in Frankfurt fuße auf dem Glauben an publizistische Verantwortung und Qualitätsjournalismus“. Zeitungen seien „keine kurzfristigen Renditeobjekte“.

Tatsächlich stand die Rendite seit der Übernahme der „FR“ durch die DDVG nicht im Zentrum. Ihr ist zu verdanken, das Blatt 2004 vor der Insolvenz gerettet zu haben. Die damalige Anzeigenkrise bei gleichzeitig sinkender inhaltlicher Relevanz und schrumpfender Auflage bekam die „FR“ besonders heftig zu spüren. Doch davon abgesehen operierte die SPD-Medienholding ähnlich wie ein Investor: die Schulden lasten auch nach dem Verkauf des Gebäudes in der Innenstadt auf dem Verlag, die Anzahl der Beschäftigten sank von einst 1650 bis Ende 2005 auf 720. Ende dieses Jahres läuft die Vereinbarung aus, wonach es im Gegenzug zum Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld bis Ende 2007 keine betriebsbedingten Entlassungen geben wird. Die Geschäftsführung signalisierte bereits, jene Klausel des Tarifvertrags aufzugreifen, wonach im Herbst über künftige Bedingungen geredet werden soll.

Letztlich ist Chefredakteur Uwe Vorkötter nun also doch bei jenem Verlag gelandet, den er 2005 für die „Berliner Zeitung“ herbeischreiben wollte. Dort hatte er sich vehement gegen den Einstieg von Finanzinvestoren bei der „Berliner Zeitung“ gewehrt. Vergeblich. Er kündigte und ging zur „FR“, jenem Blatt im mehrheitlichen Besitz der DDVG, die stets versichert hatte, ihren Anteil zu reduzieren, jedoch niemals an Finanzinvestoren zu verkaufen. Seit 19. Juni steht Vorkötter an der Spitze der „FR“ und sucht nach Wegen, die geläuterte Redaktion zu motivieren, Abläufe zu vereinfachen, die Blattstruktur zu erneuern und letztlich die „FR“ zu einem Blatt zu machen, das weniger verkopft, dafür interessanter und kreativer daherkommt. Das soll den Auflagenrückgang stoppen und die Erlöse so steigern, dass in ein bis zwei Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Im zweiten Quartal verkaufte die „FR“ 158 586 Exemplare – gut 11 000 oder 6,4 Prozent weniger als im Vorjahr.

Unbeantwortet bleibt die Frage, ob und welche Synergien die „FR“ innerhalb von DuMont Schauberg nutzen könnte. Immerhin hieß es gestern, sei die Dauer der neu verhandelten Druckverträge, etwa mit Teilauflagen von Springer-Zeitungen, so langfristig, dass die Existenz der Druckerei Neu-Isenburg gesichert sei.

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