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Wasser steht in Thedinghausen in Niedersachsen am für den Verkehr gesperrten Deich (Aufnahme mit Drohne).

© dpa/Sina Schuldt

Update

87-Jähriger tot in Hannover gefunden: Lage beim Hochwasser in Niedersachsen ist weiter angespannt

Spaziergänger entdeckten den Senior leblos im Überflutungsgebiet. Die Hintergründe sind noch unklar. In Sachsen-Anhalt kann die Bundeswehr nur bei Tageslicht helfen.

| Update:

Die Hochwassersituation bleibt in vielen Regionen Niedersachsens weiterhin ernst – unklar ist, ob ein Todesfall mit den Wassermassen in Zusammenhang steht: Ein Senior, der seit Mittwoch als vermisst galt, ist in Hannover-Wülfel tot aufgefunden worden. Spaziergänger fanden den 87-Jährigen am Samstag leblos in einem überfluteten Gebiet, wie die Polizei mitteilte. Hinweise darauf, dass der Mann aus Döhren durch Fremdverschulden starb, gebe es bislang nicht.

Der Senior sei nach einem Spaziergang am Mittwoch nicht wieder in seine Wohnung zurückgekehrt. Er habe aufgrund von Vorerkrankungen einen beeinträchtigten Orientierungssinn gehabt, hieß es weiter.

Zur Lage in den betroffenen Gebieten hieß es in Niedersachsen (Bild oben Thedinghausen) , die Lage sei weiter angespannt. Von landesweit 97 Pegeln hätten immer noch 23 die höchste Meldestufe erreicht beziehungsweise überschritten, sagte Oliver Rickwärtz, Sprecher des Innenministeriums in Hannover, am Sonntag. Die Pegelstände seien meist unverändert.

In etlichen Landkreisen nach wie vor ein „außergewöhnliches Ereignis“

Örtlich sinken sie dem Sprecher zufolge leicht, allerdings laufe der Abfluss langsam, und das Wasser drücke immer noch auf die Deiche. „Wir brauchen Durchhaltekraft“, sagte der Sprecher.

Immer noch sind laut Innenministerium zwischen Harz und Nordsee Tausende Helfer in den Hochwassergebieten im Einsatz. Im Süden Niedersachsens würden örtlich auch schon wieder Sandsäcke eingesammelt und abtransportiert, berichtete Rickwärtz. Positiv sei, dass für die kommenden Tage nicht so viele Niederschläge erwartet werden.

In den vom Hochwasser besonders betroffenen Landkreisen Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, Heidekreis und Verden sowie in der Stadt Oldenburg gilt nach wie vor ein „außergewöhnliches Ereignis“. Dadurch können die Kommunen unter anderem einfacher auf Hilfskräfte zugreifen. Ein Katastrophenfall wurde bislang in keiner niedersächsischen Region ausgerufen.

„Aktuell haben wir keinen Bedarf an Unterstützung durch die Bundeswehr, wir haben genug eigene Kräfte“, sagte der Ministeriumssprecher. Die Bundeswehr hatte sich am Freitag auf einen möglichen Einsatz vorbereitet und dafür Kräfte der 1. Panzerdivision in Bereitschaft versetzt.

Bewohner von Lilienthal bei Bremen dürfen zurück

Knapp 100 Bewohner von Lilienthal bei Bremen dürfen nach tagelanger Evakuierung wegen Hochwassers am Sonntagnachmittag in ihre Häuser zurückkehren. Das Betretungs- und Aufenthaltsverbot um den Bereich Stadskanaal werde um 15.00 Uhr aufgehoben, teilte die Gemeinde mit. Um 15.00 werde wieder der Strom aufgeschaltet.

„Damit können nun alle Lilienthaler Wohnungen wieder beheizt werden, bevor die mehrtägige Frostperiode größeren Schaden an der Bausubstanz anrichten kann“, sagte Bürgermeister Kim Fürwentsches (Grüne). Die Bewohner hatten laut einer Gemeindesprecherin seit dem 28. Dezember ihre Häuser und Wohnungen nicht mehr betreten dürfen.

In Sachsen-Anhalt hat die Bundeswehr wegen der Bedingungen vor Ort entschieden, im Hochwassergebiet in Sachsen-Anhalt nur noch bei Tageslicht zu arbeiten. Es sei eine deutliche Durchnässung sichtbar, die Bedingungen gäben die Arbeit vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang momentan nicht her, sagte eine Bundeswehrsprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Derzeit sind rund 200 Zeit- und Berufssoldaten im Landkreis Mansfeld-Südharz im Hochwassereinsatz.

Bundeswehreinsatz in Oberröblingen in Sachsen-Anhalt: Soldatinnen und Soldaten können nur noch bei Tageslicht arbeiten.
Bundeswehreinsatz in Oberröblingen in Sachsen-Anhalt: Soldatinnen und Soldaten können nur noch bei Tageslicht arbeiten.

© dpa/Jan Woitas

Nach Angaben des Landkreises wurden mit Hilfe der Bundeswehr allein am Samstag insgesamt 50.000 Sandsäcke verbaut, um die Deiche zu stabilisieren. Seit Samstagmittag helfen rund 20 Soldaten zivilen Freiwilligen auch bei der Befüllung von Sandsäcken, sagte die Bundeswehrsprecherin.

Kurz vor Jahresende war in der Region im Süden Sachsen-Anhalts der Fluss Helme stellenweise stark über seine Ufer getreten. Als sich die Lage zuspitzte, hat der Landkreis den Katastrophenfall ausgerufen. Die Bundeswehr ist dort seit Freitag im Einsatz.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sind im Hochwassergebiet – wie auch im gesamten Bundesland – die Temperaturen in der Nacht zu Sonntag deutlich gesunken. Bei bis zu minus drei Grad war es am Sonntagmorgen in der Region winterlich kalt. Obwohl viele Wolken am Himmel hingen, sei nur mit sehr wenig Niederschlag zu rechnen, sagte ein Wetterexperte. Der Dauerfrost bleibe voraussichtlich auch in den nächsten Tagen. (dpa)

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