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Polizisten von der Spurensicherung sichern mit einer Drohne und einer Spezialkamera Bereiche eines Tatorts um eine Discothek.

© dpa/Harald Tittel

Update

Attacke auf Beamte: Polizei relativiert Angaben zum Angriff vor Trierer Disco

Mehrere Beamte wurden bei einem Einsatz an einer Disco angegriffen und verletzt. Sie hätten um ihr Leben gebangt, heißt es. Die Politik zeigt sich entsetzt.

| Update:

Eine Ermittlungsgruppe mit rund 100 Beamten sucht nach dem Angriff auf Polizisten in Trier nach weiteren Tatverdächtigen. Es seien weitere potenziell Beteiligte ermittelt worden, sagte ein Sprecher des Trierer Präsidiums am Samstag. Zu Einzelheiten wollte sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht äußern. Am Freitag waren der Polizei zwei Tatverdächtige bekannt gewesen, nun seien es mehr.

In der Nacht zum Freitag war nach Polizeiangaben vor einer Diskothek eine Gruppe von etwa 40 Angreifern mit Glasflaschen, Holzstöcken und Schaufeln auf herbeigerufene Beamte losgegangen. Fünf Beamte wurden verletzt – drei durch die Aggressoren und zwei weitere, als die Polizei Pfefferspray eingesetzt habe. Sie seien nach der Behandlung wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden.

In der ersten Mitteilung hatte das Polizeipräsidium Trier noch mitgeteilt, dass die Beamten auch mit Eisenstangen attackiert worden sind. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ teilte ein Polizeisprecher mit, dass man das nicht mehr sicher sagen könne.

Verdächtige sind „deutsche Staatsangehörige aus Trier“

Die bisher festgenommenen Männer im Alter von 42 und 21 Jahren seien aus Trier, sagte Konz. Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts auf Körperverletzung, auf Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, auf schweren Landfriedensbruch und auf versuchte Gefangenenbefreiung.

Bei den ermittelten Tatverdächtigen handele es sich „ausschließlich um deutsche Staatsangehörige aus Trier“, teilte die Polizei bereits vergangene Woche mit. „Die in sozialen Medien aufkommenden Gerüchte und Spekulationen zu beteiligten Angreifern mit Migrationshintergrund können anhand der bisherigen Ermittlungsergebnisse nicht bestätigt werden.“

Die Polizei sei weiterhin dankbar für Hinweise und Videos, sagte ein Sprecher und verwies auf ein Hinweisportal, auf dem man Material hochladen kann. Insgesamt seien bis Samstagnachmittag 15 Hinweise eingegangen, darunter auch Videoaufzeichnungen. Zur Aufklärung hat die Polizei eine sogenannte Besondere Aufbauorganisation (BAO) eingesetzt. Die Polizei kündigte an, dass auch Beifallsbekundungen in den sozialen Medien konsequent verfolgt würden.

Polizisten sichern mit einer Drohne und einer Spezialkamera Bereiche eines Tatorts um eine Discothek in Trier.
Polizisten sichern mit einer Drohne und einer Spezialkamera Bereiche eines Tatorts um eine Discothek in Trier.

© dpa/Harald Tittel

Politiker verurteilen Angriff auf Beamte

Politiker in Land und Bund hatten die nächtliche Attacke scharf verurteilt. Landesinnenminister Michael Ebling (SPD) besuchte am Samstag das Polizeipräsidium Trier und traf auch Beamte, die an dem Einsatz beteiligt waren. Der Minister sprach im Anschluss von eskalierender Gewalt und einer außerordentlich gefährlichen Situation. „Hier wurde gegen Polizistinnen und Polizisten im Einsatz gezielt Gewalt ausgeübt, das ist zutiefst verachtenswürdig“, sagte Ebling.

Die Polizisten seien mit einem Höchstmaß an Professionalität im Einsatz gewesen und hätten diesen schließlich erfolgreich zu Ende geführt. Nun müsse deutlich gemacht werden, dass Gewalt gegen Polizisten nicht geduldet werde, sagte Ebling. Gegen solche Übergriffe müsse man mit der gesamten Härte des Gesetzes vorgehen. Dass viele Menschen Solidarität mit der Polizei zeigten, sei wichtig.

Hier wurde gegen Polizistinnen und Polizisten im Einsatz gezielt Gewalt ausgeübt, das ist zutiefst verachtenswürdig.

Michael Ebling, rheinland-pfälzischer Innenminister (SPD)

„Die Bundesregierung verurteilt auf das Schärfste, dass Polizisten angegriffen und verletzt werden, die im Einsatz ihren Aufgaben nachkommen, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen“, sagte ein Regierungssprecher am Freitag in Berlin.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte: „Sich zusammenzurotten und mit Eisenstangen und Flaschen auf Einsatzkräfte loszugehen, zeigt nichts als rohe Gewalt, die mit aller Härte verfolgt und geahndet werden muss.“

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die in Trier lebt, erklärte: „Wer die Polizei angreift, greift jeden von uns an und er greift unseren Staat an.“ Der Gewaltausbruch werde „für die Täterinnen und Täter schwere Folgen haben“.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die in Trier wohnt, warnte die Täter vor schweren Folgen.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die in Trier wohnt, warnte die Täter vor schweren Folgen.

© dpa/Thomas Frey

Beamter gab Warnschüsse ab

Ein Beamter hatte den Angaben zufolge bei dem Vorfall zwei Warnschüsse in die Luft gefeuert, woraufhin die Angreifer innehielten und sich die Polizisten neu formieren konnten. Schließlich hätten sie die Lage in den Griff bekommen. „Die Kollegen haben dort wirklich um ihr Leben gebangt“, sagte der Sprecher der Polizei Trier, Uwe Konz, am Freitag.

Sicherlich ist das Thema Alkohol eines. Dann ist es vielleicht sogar eine grundsätzliche Distanz zu staatlichen Institutionen, zur Polizei ganz konkret.

Uwe Konz, Sprecher der Polizei Trier

Die Polizei sei kurz nach Mitternacht wegen einer Körperverletzung zu dem Club gerufen worden. Die Beamten hätten die Kontrahenten dann vor die Tür gebracht, um zu ermitteln. Nahezu zeitgleich hätten sich Gäste aus der Disco und andere von draußen zusammengefunden „und schlagartig eine Anti-Position“ gegen die Polizisten eingenommen. Als die Beamten nach einem ersten Angriff zwei Personen festgenommen hätten, sei dies für die Gruppe der Auslöser gewesen, die Polizisten zu attackieren.

Zu möglichen Gründen sagte Konz: Sicherlich ist das Thema Alkohol eines. Dann ist es vielleicht sogar eine grundsätzliche Distanz zu staatlichen Institutionen, zur Polizei ganz konkret.“ Für die Beamten sei diese Form des Angriffs neu gewesen: „In dieser massiven Gewalt dann auch gegen Polizeibeamte vorzugehen, Glas zu werfen, mit Stöcken und Fäusten zu schlagen, diese Eskalation haben wir nicht gekannt.“

Neben den Polizisten seien zwei oder drei weitere Personen durch Pfefferspray verletzt worden, sagte Konz. Möglicherweise gebe es weitere Verletzte, die sich melden sollten.

Der Trierer Polizeidirektor Christian Hamm erklärte: „Es hat sich eine Gruppe von Gewalttätern regelrecht zusammengerottet, um die Polizei lediglich aufgrund ihrer Anwesenheit anzugreifen und zu verletzen.“ Der Vorsitzende des Innenausschusses im Landtag, Dirk Herber (CDU), sprach von einer „menschenverachtenden Verrohung und einem Werte-Verfall, die den Angreifer-Mob vorangetrieben haben müssen“.

In Rheinland-Pfalz habe es vergangenes Jahr rund 1700 Fälle von Gewalt gegen Polizisten gegeben, sagte der Inspekteur der Polizei, Friedel Durben, am Samstag in Trier. In der Hälfte der Fälle hätten Alkohol und gruppendynamische Prozesse eine Rolle gespielt. (dpa/KNA)

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