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Nach dem Großbrand in einem Mehrfamilienhaus in Solingen mit vier Toten gehen die Ermittlungen zur Ursache weiter.

© dpa/Oliver Berg

Update

Brand in Solingen mit vier Toten : Integrationsrat vermutet rassistischen Anschlag

Bei dem Feuer in Solingen waren am Montag ein Vater, eine Mutter und zwei Kinder einer bulgarischen Familie ums Leben gekommen. Offenbar wohnten fast ausnahmslos Migranten in dem Haus.

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In dem mutmaßlich vorsätzlich gelegten Feuer in einem Solinger Mehrfamilienhaus, bei dem eine junge, mutmaßlich bulgarische Familie getötet und mehrere Menschen teils schwer verletzt wurden, wohnten laut Staatsanwaltschaft weitere Menschen mit Migrationshintergrund. „Das Haus war zweifellos auch von Migranten bewohnt“, sagte ein Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft am Donnerstag aus Anfrage.

Der Islamverband Ditib hatte in einer Mitteilung vom Mittwochabend angegeben, das Feuer sei „in einem mehrheitlich von Menschen mit Migrationshintergrund bewohnten Haus“ gelegt worden.

Nach Angaben der Türkisch-Islamischen Union Ditib (Köln) sind bis auf eine Person alle Hausbewohner „türkischstämmige Muslime aus Bulgarien oder der Türkei“. Bei der getöteten Familie - junge Eltern, ein dreijähriges Kind und ein Säugling - handelt es sich dem Islamverband zufolge um eine „muslimische Familie mit bulgarischer Staatsbürgerschaft“. Die Ditib-Gemeinde vor Ort habe bereits erste Gespräche mit den Hinterbliebenen aufgenommen.

Bei dem Feuer waren am Montagmorgen eine Familie aus Vater, Mutter, Kleinkind und Baby ums Leben gekommen. Weitere neun Menschen waren mit unterschiedlich schweren Verletzungen in Krankenhäuser gekommen. Die Staatsanwaltschaft geht nach einem vorläufigen Gutachten von vorsätzlicher Brandstiftung aus.

Reste von Brandbeschleuniger gefunden

Ausgangspunkt des Brandes war den Angaben zufolge das Treppenhaus des Altbaus. Das Feuer hatte sich durch einen sogenannten Kamineffekt binnen fünf Minuten bis zum Dach ausgebreitet. Im hölzernen Treppenhaus seien „deutlich Reste eines Brandbeschleunigers“ nachgewiesen worden. Aufgrund dieser Erkenntnis müsse von einer „vorsätzlichen Brandstiftung“ ausgegangen werden.

Beim Eintreffen der Feuerwehr stand das Holz-Treppenhaus bereits in Vollbrand, so dass der Fluchtweg versperrt war. Mehrere Bewohner sprangen in Panik aus den Fenstern. Die Feuerwehr setzte bis zu 120 Einsatzkräfte ein.

Brand-Sachverständige hatten am Dienstag das unbewohnbar gewordene Haus inspiziert, um die Ursache des Feuers klären. Die erste Einschätzung der Sachverständigen sei „eindeutig“ gewesen, hieß es bei der Staatsanwaltschaft.

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Es werden wegen Mordes ermittelt, einen Tatverdächtigen gebe es noch nicht. Laut den Ermittlern gab es zunächst keine Hinweise auf ein fremdenfeindliches Motiv. Migrantenvertreter vermuten hingegen, dass es sich um einen rassistisch motivierten Anschlag handelt. „Leider müssen wir davon ausgehen, dass hinter dem feigen Anschlag rassistische Hintergründe stecken“, sagte der Vorsitzende des Landesintegrationsrats NRW, Tayfun Keltek, am Mittwochabend in Düsseldorf. „Die aktuell gesellschaftlich aufgeheizte Lage lässt mich zu diesem Ergebnis kommen.“

Der Islamverband Ditib erklärte, die Tat erinnere an den Solinger Brandanschlag von 1993, bei dem fünf Menschen getötet wurden.Das katastrophale Feuer hatte bei vielen Solingern schlimme Erinnerungen geweckt: Im Mai 1993 waren bei einem rassistischen Brandanschlag fünf türkischstämmige Frauen und Mädchen ermordet worden. (dpa, AFP)

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