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Die kollabierte Francis Scott Key Bridge in Baltimore liegt am 26.03.2024 teilweise auf dem Frachtschiff, das sie gerammt hat.

© Getty Images via AFP/TASOS KATOPODIS

Update

Brücke in Baltimore kollabiert nach Schiffscrash: US-Behörden gehen von sechs Toten aus – Arbeiter aus Lateinamerika unter Opfern

Ein Containerschiff rammte einen Pfeiler der Francis Scott Key Bridge im US-Bundesstaat Maryland und brachte sie zum Einsturz. Die sechs Vermissten sind den Befürchtungen nach tot.

Nach dem Einsturz der Francis Scott Key Bridge im US-Bundesstaat Maryland gehen die Behörden vom Tod sechs vermisster Personen aus. Die US-Küstenwache gab am Dienstagabend (Ortszeit) bekannt, dass die aktive Suche nach Überlebenden eingestellt werde. Angesichts der Wassertemperatur sei nach so vielen Stunden nicht mehr damit zu rechnen, dass noch jemand lebendig gefunden werde. „Wir gehen von einer Such- und Rettungsaktion zu einer Bergungsaktion über“, sagte Roland Butler von der Polizei in Maryland.

Ein Vertreter der Küstenwache sagte, wegen der gefährlichen Strömung und Trümmerteilen im Wasser wolle man die Gesundheit der Rettungskräfte nicht aufs Spiel setzen.

Das Wasser soll zwischen acht und neun Grad kalt gewesen sein. Die Universität von Minnesota gibt die Überlebenszeit bei diesen Temperaturen mit 30 bis 60 Minuten an, sofern keine Rettungsausrüstung zur Verfügung steht.

Nach Angaben von Marylands Verkehrsminister Paul Wiedefeld befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks acht Bauarbeiter auf der Brücke, um Schlaglöcher auszubessern. Zwei Menschen konnten gerettet werden. 

Unter den Vermissten sind offiziellen Angaben zufolge Migranten aus mehreren lateinamerikanischen Ländern. Zwei Guatemalteken im Alter von 26 und 35 Jahren würden seit dem Unfall vermisst, teilte das Außenministerium des mittelamerikanischen Landes bereits am späten Dienstagnachmittag (Ortszeit) mit.

Die Einwanderer-Organisation Casa teilte mit, eines ihrer Mitglieder werde ebenfalls vermisst. Es handle sich um einen dreifachen Familienvater aus El Salvador, der bereits seit mehr als 19 Jahren in Maryland gelebt habe. Er sei am Montagabend zur Arbeit gegangen und nicht mehr nach Hause zurückgekehrt.

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Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador sagte auf seiner üblichen Pressekonferenz am Mittwoch, zwei Mexikaner würden vermisst. Ein weiterer sei nach dem Unglück verletzt geborgen worden und außer Lebensgefahr. Der Sender CNN hatte zuvor unter Berufung auf den mexikanischen Konsul in Washington, Rafael Laveaga, berichtet, dass auch mexikanische Staatsbürger vermisst würden. „Wir wissen, dass unsere Leute betroffen sind“, sagte Laveaga zu Journalisten. „Sie sind auch diejenigen, die die Brücke wieder aufbauen werden – die Latinos.“

In der US-Stadt Baltimore war ein Containerschiff kurz nach dem Beginn seiner Fahrt in die Francis Scott Key Bridge gefahren. Die mehr als 2,5 Kilometer lange Brücke kollabierte. Dabei stürzten Menschen und Autos in den Patapsco River.

Der Gouverneur des Bundesstaates Maryland sagte, dass die Crew des Schiffs die Behörden zuvor über einen Stromausfall an Bord informiert hätten.

Laut den US-Behörden gelang es der Crew, den Behörden in Maryland per Notsignal mitzuteilen, dass man die Kontrolle über das Schiff verloren habe. So konnten offenbar Beamte an Land den Verkehr stoppen und so verhindern, dass noch mehr Autos auf die Brücke gelangten. Hinweise auf eine vorsätzliche Tat oder gar einen Terroranschlag gab es nach Behördenangaben nicht. Alles deute auf einen Unfall hin, hieß es.

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Polizei und Rettungskräfte suchten nach dem Unglück über viele Stunden aus der Luft und im Wasser nach mehreren Vermissten dabei kamen auch Taucher sowie Infrarot- und Sonartechnik zum Einsatz.

Nach Angaben von Marylands Gouverneur Wes Moore war das unter der Flagge von Singapur fahrende Containerschiff „mit acht Knoten, also mit rasanter Geschwindigkeit“ auf die Francis Scott Key Bridge zugesteuert.

Das knapp 290 Meter lange Schiff mit dem Namen „Dali“ sollte von Baltimore nach Sri Lanka fahren, wie die „New York Times“ unter Berufung auf die US-Küstenwache berichtete. Das dänische Reederei-Unternehmen Maersk teilte mit, es habe das von der Chartergesellschaft Synergy Group betriebene Schiff auf Zeit gechartert. Demnach befand sich kein eigenes Personal von Maersk auf dem Schiff. Die dänische Container-Reederei ist die zweitgrößte der Welt hinter Branchenführer MSC.

Video zeigt Einsturz

Die ersten Notrufe waren offiziellen Angaben zufolge gegen 1.40 Uhr (Ortszeit) eingegangen. Bereits um 1.50 Uhr seien Einsatzkräfte vor Ort gewesen. Auf Videos einer Überwachungskamera, die in sozialen Netzwerken verbreitet wurden, war zu sehen, wie das Schiff einen der Stützpfeiler rammte und daraufhin große Teile der Brücke ins Wasser stürzten.

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Die US-Behörde für Transportsicherheit NTSB untersucht den Vorfall. Bis offizielle Ergebnisse zum Hergang des Unglücks vorliegen, dürfte es noch dauern. Die Einsatzkräfte hatten sich zunächst auf die Suche nach den Vermissten konzentriert.

Doch schon mehrere Stunden nach dem Unglück war die Hoffnung, noch Vermisste zu finden, gering. Er mache sich keine Hoffnungen für die Menschen, die ins Wasser gestürzt sein könnten, sagte ein Trucker, der die Brücke regelmäßig passiert, dem Sender „CBS News“. Das Wasser im Hafen sei um diese Jahreszeit so unfassbar kalt. „Das ist wie bei der Titanic.“ Eine CBS-Reporterin vor Ort sagte, die Brücke sei „im Prinzip komplett verschwunden“.

„Wie in einem Actionfilm“

Baltimores Bürgermeister Brandon Scott sprach laut „CNN“ von einer „unvorstellbaren Tragödie“. „Wir müssen für alle Betroffenen beten.“ Der Zusammenbruch habe ausgesehen „wie in einem Actionfilm“.

Auf dem Containerschiff habe es nach Angaben der zuständigen Firma Synergy Marine Corp keine Verletzten gegeben. Die Crew sei in Sicherheit.

Das Frachtschiff, auf dem ein Teil der kollabierten Brücke liegt.
Das Frachtschiff, auf dem ein Teil der kollabierten Brücke liegt.

© REUTERS/JULIA NIKHINSON

Aus dem Weißen Haus hieß es gegenüber „CNN“, dass die Situation „genau beobachtet“ werde. Der Gouverneur von Maryland hatte nach dem Einsturz den Notstand im US-Bundesstaat ausgerufen. Sein Büro stehe in engem Austausch mit US-Verkehrsminister Pete Buttigieg, dem Bürgermeister von Baltimore, dem Vorstand des gleichnamigen Bezirks sowie den Rettungskräften, hieß es in einer am Dienstag auf der Plattform X veröffentlichten Erklärung des Gouverneurs Moore.

US-Präsident Joe Biden kündigte eine weitreichende finanzielle Unterstützung an. „Ich beabsichtige, dass die Bundesregierung die gesamten Kosten für den Wiederaufbau dieser Brücke übernimmt“, sagte der Demokrat am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Washington. „Und ich erwarte, dass der Kongress meine Bemühungen unterstützt.“ Er habe Marylands Gouverneur Wes Moore versprochen, jegliche Maßnahmen zu ergreifen, um die Brücke wieder zu errichten und den Hafen von Baltimore, der gleich hinter der Francis Scott Key Bridge liegt, „so schnell wie menschlich möglich“ wieder zu öffnen. 

Der Hafen von Baltimore ist nach offiziellen Angaben einer der größten Frachthäfen in den USA. Im vergangenen Jahr wurde dort Fracht im Wert von rund 80 Milliarden Dollar (knapp 74 Milliarden Euro) umgeschlagen, darunter sehr viele Fahrzeuge. Nach dem Einsturz der Brücke wurde der Schiffsverkehr bis auf Weiteres eingestellt. (AFP, dpa, Reuters)

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